Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
Richtige für sie war, solange sie sich diesen jungen Narren in den Kopf setzte, der nicht einmal zu dem Empfang erschienen war.
Stattdessen entdeckte er jemanden, dessen Name nicht auf der Gästeliste stand. Lord Thomas Wythorne. Völlig verkrampft und mit einem komplett aufgesetzten Lächeln stand Elizabeth vor ihm, während er sie gönnerhaft und mit einem Anflug von Sarkasmus musterte. Peter fiel es wie Schuppen von den Augen, dass er derjenige sein könnte, vor dem sie Angst hatte. Gehörte er zu jenen, die sich ihr aufzudrängen versucht hatten?
»Keine Sorge«, sagte eine leise weibliche Stimme, »sie hat sich für Sie entschieden.«
Peter wusste bereits, ehe er sich umdrehte, wer ihn angesprochen hatte, und Schuldgefühle flammten wie ein frisch geschürtes Feuer in ihm auf. »Guten Abend, Mrs Leland … Emily«, erwiderte er ebenso leise.
Sie lächelte. »Ich bin froh, dass Sie endlich eingesehen haben, dass wir nicht so förmlich miteinander umgehen müssen.«
Er nickte. »Was meinen Sie damit, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche?«
Sie deutete mit einem Nicken auf Thomas Wythorne, der sich gerade von Elizabeth entfernte. »Letztes Jahr hat er sie gebeten, ihn zu heiraten.«
»Das hat sie mir gar nicht erzählt«, meinte er verblüfft.
»Sie hat mehrere Anträge erhalten, seitdem sie in die Gesellschaft eingeführt wurde«, erklärte Emily ihm lachend. »Sie wissen doch bestimmt, was für eine begehrte Partie sie ist.«
Er nickte. »Natürlich. Ich wusste nur nicht, dass er zu den abgewiesenen Verehrern gehörte. Wie hat er es aufgenommen?«
Emily sah zu ihm auf und blinzelte. »Vermutlich ganz gut. Zumindest war nichts Gegenteiliges zu vernehmen.«
»Und er kommt immer noch hierher«, meinte er nachdenklich, denn er war ihm bereits bei einem der Besuchsnachmittage aufgefallen.
»Er begleitet für gewöhnlich seine Mutter, die eine Freundin der verwitweten Duchess ist.«
Und dann, als hätte er es geahnt, sah Peter, wie Thomas zu Mary Anne trat, die neben dem Klavier stand und in den Noten blätterte, was für seine Schwester schon mehr als ungewöhnlich war. Es könnte ja schließlich jemand auf die Idee kommen und sie um eine kleine Kostprobe ihres Könnens bitten.
Genau das schien Wythorne jetzt zu tun. Er deutete auf ein Notenblatt, doch Mary Anne schüttelte heftig den Kopf, woraufhin der Mann lachte, als sei er sicher, am Ende das zu bekommen, was er wollte.
Die Szene behagte Peter ganz und gar nicht und erfüllte ihn vollends mit Misstrauen gegenüber dem jungen Lord. Als er überdies auch in Elizabeths Blick große Sorge entdeckte, wusste Peter, dass er sich mit diesem Mann eingehender beschäftigen musste.
Kapitel 19
Sobald Mary Anne wieder alleine war, ging Elizabeth zu ihr hinüber.
»Ich hoffe, Lord Thomas Wythorne hat Sie nicht belästigt«, sagte Elizabeth. »Er kann sehr hartnäckig sein.«
»Ich halte ihn für ausgesprochen selbstbewusst, und das gefällt mir.« Mary Anne legte die Noten beiseite, um sich ganz auf das Gespräch mit Elizabeth zu konzentrieren. Ihr Tonfall klang nicht angriffslustig, sondern nur sehr bestimmt. »Ich habe ihn für heute Abend eingeladen.«
Elizabeth sah sie völlig entgeistert an. »Ich verstehe nicht …«
»Ich habe ihm eine handgeschriebene Einladung geschickt. In der Oper fiel er mir auf, weil er Sie und Peter die ganze Zeit beobachtete, und ich wollte, dass er sich mit eigenen Augen davon überzeugt, wie glücklich Sie beide miteinander seid. Allerdings wirkten Sie an dem bewussten Abend nicht sonderlich glücklich.«
»So ist das also.« Wenn der letzte Satz eine Anspielung sein sollte, dass sie mehr erfahren wollte, dann würde sie lange warten müssen. »Mary Anne, Paare sind nicht immer und ständig einer Meinung. Sie wissen, wie glücklich Peter und ich miteinander sind.«
»Sagt man zumindest.«
»Lord Thomas … Ich weiß, Sie denken, er könnte Ihr Freund sein, weil Sie eine Partie Billard mit ihm gespielt haben, aber …« Sie verstummte. Schließlich konnte sie kaum Andeutungen über seine Drohungen machen.
»Sprechen Sie es doch einfach aus«, sagte Mary Anne kühl. »Sie sind ja nicht gerade ein schüchterner Mensch.«
»Sie kennen mich nicht sonderlich gut, Mary Anne, und das lässt sich innerhalb von ein paar Tagen nicht ändern. Doch ich mache mir Sorgen um Sie. Thomas Wythorne kann skrupellos sein, wenn er etwas will.«
Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass Mary Anne zu kichern begann.
»Elizabeth, Sie
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