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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Mutter verkörpert das uferlose und immer vorhandene Klare Licht, den Zustand zeitloser Soheit, auf das man nun trifft. Da man den Geschmack schon kennt, wird man selbsttätig damit verschmelzen.
    Man ist von diesem Augenblick an alles Gute, Sinnvolle und Schützende überall. Nur erscheint man ab dieser Buddha-Ebene nicht mehr selbsttätig mit wiedererkennbaren Eigenschaften und einem durch die Sinne erfassbaren Körper.
    Eigenen früheren Versprechen und den Wünschen der Schüler folgend, kann man sich von diesem höchsten Entwicklungsbereich aus, jedoch auch als Bodhisattva, an jedem erwünschten Ort wiedergebären lassen, durch mehrere Körper zugleich arbeiten und vor allem dort erscheinen, wo die Wesen eine Verbindung zu einem haben.
    Ob also bei der Erleuchtung gewählt wurde, voll und uferlos als Segen in den bewussten Raum aufzugehen oder wieder einen Körper für die Arbeit zum unmittelbaren Nutzen der Wesen zu suchen: In beiden Fällen gibt es keinen Rückfall in die bedingte Welt. Die Bindung an die Sinne eines Menschenkörpers ist durch Geburt, Kindheit und Jugend über Jahre hinweg jedoch mit viel Verwirrung verbunden, bis der Geist seine gewohnte Klarheit durch Meditationsübung wieder erfährt. Dieses besondere Verhältnis zum eigenen Körper wurde in Tibet treffend als »Trugkörper« (sanskr.: nirmanakaya, tib.: tulku) bezeichnet, da man erlebt, nicht der Körper zu sein, sondern ihn zu haben, und sich der Traumhaftigkeit aller Erscheinungen sehr bewusst ist. Ab diesem Zeitpunkt öffnet man lernfreudigen Schülern mit seinem Beispiel die Herzen. Beim Verlassen eines besser oder mitunter schlechter verwendeten Trugkörpers kehrt aber jeder beim Erkennen des Klaren Lichtes in die überpersönlichen reinen Bereiche der Buddhas zurück. So gesehen besteht kein Anlass zur Sorge, man könnte bei der Arbeit zum Wohle aller in der bedingten Welt seine Verwirklichung verlieren. Wenn sich Ausstrahlungen auf der Welt komisch verhalten, können sie bei späteren Wiedergeburten nur leider weniger für die Wesen ausrichten.
    Das bewusste Verweilen im Klaren Licht bringt also eine unerschütterliche, uferlose Verwirklichung. Dieser Zustand des Ungetrenntseins von allen Erscheinungen entspricht dem Wahrheitszustand (Dharmakaya) des Geistes. Der Weg dorthin wird entsprechend »Phowa in den Wahrheitszustand hinein« genannt (siehe Abbildung »Bewusstes Sterben«).
    Meditationsmeister nutzen den Augenblick des Todes, um auf die Möglichkeiten des Geistes aufmerksam zu machen. Ihre Kunst, ihn zu beherrschen, soll Vertrauen erwecken. Mir sind drei Möglichkeiten bekannt, wie man sich als Meditierender im Bardo der Soheit mit dem Klaren Licht des Wahrheitszustands verbinden kann:
     
    Man atmet einfach das Bewusstsein aus, und zeitloser Raum begegnet sich außen und innen, wie es Kalu Rinpoche und Dilgo Khyentse Rinpoche (siehe Kapitel »Das Bewusste Sterben«) bei ihrem Tod zeigten. So, wie das Innere des Kruges von Manibhadra beim Zerschlagen eins mit der Umgebung wurde, bietet der Tod die Gelegenheit, durch Einswerdung die grundlegende Wahrheit allen Lebens zu erfahren: Wie der Raum bleibt das Wesen des Geistes von Wandel und Tod unberührt. [31]
Eine weitere Form ist das längere Verweilen des Geistes im Zustand der Soheit im Herzen des Verstorbenen. Es wird als »Tudam« bezeichnet. Dabei bleibt der Körper, solange der Geist sich nicht von ihm löst, warm und geschmeidig und wird langsam immer kleiner. [32] Es wird gesagt, dass es von den zu Lebzeiten gemachten Wünschen abhängt, wie lange man in diesem Zustand verweilt. Während dieser Zeit durchläuft der Geist alle nötigen Entwicklungsstufen bis zur Erleuchtung.
Eine dritte Möglichkeit besteht darin, mit Hilfe einer sehr schwierigen und nur in vollkommener Einsamkeit verwendbaren Meditation die Schwingungen des festen Körpers in Energie umzuformen. Sie heißt auf Tibetisch »Djalü«, was »Regenbogenkörper« bedeutet. Hierbei bleiben von dem Toten nur Haare, Nägel und Zähne übrig, die – wenig überraschend – danach als Reliquien verehrt werden. Ich selbst kenne aus meinen Jahren im Himalaja nur einen, der das verwirklichte: Karmapas Silberschmied aus Rumtek. [33] Dieses Phowa der allerhöchsten Verwirklichung stirbt in Tibet derzeit leider aus, weil die Ergebnisse sich nur schlecht mit dem dialektischen Materialismus der chinesischen Kommunisten vereinbaren lassen. Früher wurden sogar die Familien der Yogis umgebracht, die diese Übung

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