Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
der Ganzheit getrennt erlebt und damit auch die schönsten Eindrücke vergänglich bleiben.
3. Menschendasein – die Welt der Begierde
Eine Geburt als Mensch erhält man, wenn man wenigstens einige gute Taten vollbracht hat und eher davon beherrscht ist, was man mag, als davon, was einem nicht gefällt – wenn also Anhaftung das stärkste im Speicherbewusstsein hervortretende Gefühl ist. Begierde bezieht sich nicht nur auf spannende Partner, es kann auch der starke Wunsch nach Erfolg, schönen Erlebnissen, Besitz oder anderen angenehmen Sinneserfahrungen sein.
Wenn Begierde am stärksten ist, wird man sich während der möglichen sieben Wochen im Zwischenzustand nach dem Tod zu Wesen hingezogen fühlen, mit denen man eine nahe Verbindung hat und die einem 18 Jahre ihrer Geistesruhe »schuldig« sind. Und dabei gibt es im allgemeinen Leben leider keine Wahl: Hat man nicht das Versprechen gemacht, zum Besten aller zu arbeiten, ziehen einen gute wie schlechte Verbindungen gleich stark an. Ob man früher Karawanen ausraubte und dabei ein paar tote Wächter oder Kaufleute in Kauf nahm oder sich in der Ehe schlecht verhielt: Am Anfang der Begegnung spürt man bloß eine Spannung.
Gäbe es nur gute Verbindungen zwischen den Menschen, hätte man nur liebevolle Eltern, dankbare Kinder und schöne Familien, und alles wäre wunderbar. Aber nicht nur gute Taten aus früheren Lebenszeiten verbinden, auch das Leidvolle und Schädliche, das man sich oder anderen zugefügt hat, besitzen Klebstoff und erzeugen Anziehung. Tatsächlich zeigen heutige Familienverhältnisse deutlich, was die Mitglieder von früher verbindet. Reift also ein gutes Verhalten zwischen ihnen heran, so erfahren sie Glück, und wenn nicht, stören sie sich gegenseitig. Meistens ist es gemischt.
Das Geschlecht hängt von den aufgebauten Neigungen und den Religionen ab. Stehen Frauen dort schwach, wie häufig in Wüstenbereichen und um den Äquator, und werden von Männern sehr schlecht behandelt, wechseln sie oft bei ihren Wiedergeburten das Geschlecht, und in der nächsten Runde leidet der frühere Mann in einem Frauenkörper. In freien Ländern ist das Geschlecht eher ein Ergebnis der Einstellung: Man wird eine Frau, wenn man mehr Eingebung, und ein Mann, wenn man in früheren Leben mehr spielerische Eigenschaften entwickelt hat.
Was Menschen begeistert, tatkräftig werden lässt und richtig berührt, sind die Möglichkeiten des Lebens, auch anderen zu nutzen. Viele, vor allem egoistische und undankbare Menschen, leben allerdings ihr gutes Karma einfach ab und begeben sich unwissentlich in eine Abwärtsspirale, die kommende Wiedergeburten weitaus unangenehmer werden lässt als die jetzige.
Der größte Vorteil einer Menschengeburt ist aber, die Natur des Geistes entdecken zu können. Als Mensch kann man die nötigen Freiheiten und Möglichkeiten erwerben, um den Spiegel hinter den Bildern zu erkennen und sich der Vergänglichkeit und der Unwirklichkeit des ständigen Stroms von Gedanken, Gefühlen und körperlichen Erfahrungen bewusst zu werden.
Richtig verwendet und unter sehr glücklichen Umständen birgt diese Geburt (unter den sechs Daseinsbereichen) die besten Möglichkeiten, dauerhaften Sinn zu verwirklichen. Verglichen mit den Wesen, die sich von der Ganzheit getrennt erleben – ob mit festen Körpern, wie Menschen und Tiere sie haben, oder in Zuständen von Energie und Gewahrsein, wie die schon erwähnten Götter, Halbgötter, Geister und Höllenwesen –, bietet eine Menschengeburt eine sehr kostbare Grundlage, um nach zeitlosen Werten zu streben.
Langfristige Vorbereitung
Wie kann man nun leidvolle Eindrücke, die in diesem oder früheren Leben angesammelt wurden, am besten aus dem Speicherbewusstsein entfernen? Nach ihrem Aufbau durch Unwissenheit geht es um die Beseitigung der »Unholde«. Ein breitflächiges Gespür nach innen ist ein guter Anfang: die Erkenntnis, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Findet man viele gemischte Gefühle, machen diese das Leben grau und hoffnungslos. Beurteilt man ständig andere Menschen, verabschieden sich immer wieder und allzu schnell Freunde, Jobs und Geld, und hört man sich ständig darüber klagen, was einem Furchtbares widerfährt, sind das Hinweise eines möglichen Abstiegs. Es sind klare Anzeichen, dass eine Lage erreicht wurde, die es möglichst schnell zu verbessern gilt. Mit dem verbliebenen Überschuss wäre es ratsam, jetzt diese negative Sichtweise oder Schwäche zu beseitigen
Weitere Kostenlose Bücher