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Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Titel: Von Traeumen entfuehrt (eShort) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Selbstvertrauen wieder aufzubauen, ihnen zu zeigen, was es heißt, Spaß zu haben.
    Und dann, bevor sie sich wirklich in mich verlieben können, lasse ich mir etwas einfallen, das Grund genug für sie ist, sich von mir zu trennen. Ich sähe Zweifel, bringe sie dazu zu glauben, dass es ihre Idee war, die Beziehung zu beenden. Und dann tue ich betroffen, lasse sie aber ziehen, und so kommen wir beide mit einem Lächeln aus der Nummer heraus, unsere Herzen ein wenig wärmer als zuvor.
    Kate ist genau an diesem Punkt, bereit, angenommen und geliebt zu werden. Das ist so verlockend. Sie ist wunderhübsch – nicht nur ihr Gesicht, ihr ganzes Wesen ist einfach entzückend. Ich kann absolut nachvollziehen, warum sie so eine starke Anziehungskraft auf Vincent ausübt. Ich ertappe mich dabei, wie ich mir vorstelle, sie in den Armen zu halten, und komme mir schäbig vor. Wenn ich meinem Verlangen nachgebe, betrüge ich just denjenigen, dem ich mich am nächsten fühle. Meinen besten Freund. Er ist so etwas wie mein Bruder. Und obwohl ich jedes Mal ein bisschen mehr dahinschmelze, wenn ich zu ihr schiele, schaue ich ihr diesmal direkt in die Augen und richte ihr aus, was Vincent mir aufgetragen hat. »Geneviève ist eine von uns. Sie ist eine alte Freundin und wie eine Schwester für uns. Vincent ist zwar verliebt, aber ganz sicher nicht in sie.«
    Kate holt tief Luft, und ich senke den Blick wieder auf meine Zeichnung, versuche, mich ihrer magnetischen Wirkung zu entziehen. »Er versucht, das alles zu verstehen«, fahre ich fort. »Und eine Lösung zu finden. Er hat mich darum gebeten, dir das auszurichten.«
    Ich werfe noch einen prüfenden Blick auf die Zeichnung, reiße sie aus dem Platzset heraus und gebe sie ihr.
    »Das ist wunderschön«, staunt sie.
    » Du bist wunderschön«, sage ich, lehne mich über den Tisch und erlaube mir, ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. Ihre warme, weiche Haut an meinen Lippen. Du musst jetzt sofort gehen, bevor du dich zu einer Dummheit hinreißen lässt , sagt mein Gewissen. Also drehe ich mich um und verlasse schnellstmöglich das Café. Draußen atme ich einmal tief durch, und die kalte Winterluft beruhigt sofort mein überhitztes Gemüt.
    Nicht umsehen , denke ich und lege einen Zahn zu. Ich weiß wirklich nicht, was mit mir los ist. Ich darf mich einfach nicht in Kate verlieben, ganz egal, was ich da im Café empfunden habe. Ganz egal, was ich jetzt fühle. Ich darf das nicht zulassen.
    Vincent erwartet mich bereits in der Eingangshalle, als ich heimkomme. »Was hat sie gesagt?«, fragt er genau in dem Moment, in dem Jean-Baptiste aus dem Wohnzimmer kommt.
    »Nichts, was du noch nicht weißt«, antworte ich. »Sie kann es nicht ertragen, dich zu sehen.« Vincent nickt mit finsterer Miene, als hätte er gewusst, dass sie so reagieren würde. Er wirft einen Blick zu JB, der sich zu uns gestellt hat und unsere Unterhaltung ganz ungeniert verfolgt. »Aber ich habe ihr deine Worte trotzdem ausgerichtet«, sage ich. Dann wende ich mich an JB. »Es gibt wichtige Neuigkeiten – Kate hat Charles gesehen.«
    »Wie bitte? Wo?«, fragt Jean-Baptiste, plötzlich alarmiert.
    »Letzte Nacht bei einem Club in der Nähe von Oberkampf. Er hat wohl davorgestanden. Sie hatte aber keine Ahnung, wie der Club heißt. Wenigstens wissen wir jetzt, dass es Charles noch gibt und er nach Hause kommen kann … wenn er das denn will.«
    »Hast du gefragt, mit wem er dort war?«, will JB wissen.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Wir brauchen weitere Angaben von ihr.« Er betrachtet Vincent ernst. »Du siehst fürchterlich aus«, sagt er dann.
    Daraufhin zuckt Vincent nur mit den Schultern, dreht sich um und steuert sein Zimmer an.
    JB verschränkt die Arme vor der Brust und schaut ihm nach. »Ich schätze, es ist an der Zeit, dass ich Kates Großeltern einen Besuch abstatte.«

Kapitel 10
    » W ieso stinken die eigentlich so erbärmlich?«, frage ich und halte an spitzen Fingern ein altes, faltiges Stück Pergament in die Luft, auf dem lateinische Schriftzeichen stehen. Gaspard, Vincent und ich sind in der Bibliothek und wühlen uns durch alte Schriftstücke, die so riechen, als wären sie mal im Regen vergessen und danach in einem luftdichten Behälter aufbewahrt worden.
    »Weil niemand sich ordentlich um sie gekümmert hat, bevor sie in meinen Besitz übergingen«, antwortet Gaspard barsch. »Such einfach nach den Worten ‚tenebris via‘. Du musst nicht alles lesen.« Er ist noch nervöser als sonst,

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