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Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Titel: Von Traeumen entfuehrt (eShort) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Charles noch in Paris ist, aber seinen Anverwandten so nachhaltig aus dem Weg geht. »Hat er mit dir gesprochen?«, frage ich.
    »Nein, ich war auf dem Weg nach Hause, als ich ihn draußen stehen sah. Wieso?«
    Sie sieht verwirrt aus, weshalb ich das Gespräch lieber auf das Thema lenke, wegen dem ich hier bin. »Und, wann kommst du mal wieder vorbei?«
    Ihre Miene wird leer. »Ich kann nicht, Jules.«
    »Was kannst du nicht?«, bohre ich nach. So leicht lass ich sie nicht vom Haken.
    »Ich kann nicht vorbeikommen. Ich kann das mit Vincent nicht zulassen.«
    »Willst du lieber mit mir zusammen sein?« Die Frage ist raus, bevor ich sie aufhalten kann. Wo kam die denn bitte schön her? , tadle ich mich und versuche, die Sache zu retten, indem ich ihr demonstrativ zuzwinkere. Sie lacht. Wahrscheinlich deshalb entscheide ich, so weit zu gehen, wie ich kann. Das Grab, das ich mir selbst geschaufelt habe, wenigstens zu meinem Vorteil nutze.
    Ich nehme ihre Hand, verschränke unsere Finger ineinander. »Ich musste es wenigstens versuchen«, sage ich und sehe zu, wie sich ihre Wangen scharlachrot verfärben, während mein Herz schneller schlägt. Ihre Haut ist so weich. Warm. Ich berühre sie zum ersten Mal, und es fühlt sich an, als würden die Nerven in meinen Fingerspitzen Funken sprühen.
    »Du bist unmöglich«, tadelt sie mich, zieht ihre Hand aber nicht weg.
    »Und du wirst rot.« Ich flirte noch ein bisschen mit ihr, bade in ihren Reaktionen, bevor ich mich zwinge, wieder auf den eigentlichen Grund meines Besuchs zurückzukommen. Ich erzähle ihr, dass Vincent vor Kummer vergeht.
    Kurz wendet sie ihren Blick ab und schaut auf den Tisch. Als sie wieder aufsieht, glänzen unterdrückte Tränen in ihren Augen. »Es tut mir wirklich leid. Ich wollte es versuchen, aber nachdem Charles im Leichensack nach Hause kam …«
    Nun nehme ich meine Hand zurück und betrachte sie fast gleichgültig. Ich bin nicht mehr der flirtende Jules, ich bin Vincents Botschafter. Ich muss sie davon überzeugen, ihm noch eine Chance zu geben. Eine Stimme in meinem Kopf flüstert: Machst du das für ihn? Oder für dich selbst?
    »Ich will mich nicht in Vincent verlieben, weil ich dann permanent mit dem Tod konfrontiert werden würde«, fährt sie fort. »Damit hatte ich letztes Jahr schon genug zu kämpfen.«
    »Was deinen Eltern zugestoßen ist, tut mir sehr leid.« Ich wende das Platzset, angle einen Stift aus meiner Tasche und fange an, sie zu zeichnen. So muss ich sie wenigstens nicht ansehen. Oder mich in diesem warmen, vertrauten Blick auflösen.
    Schon nach wenigen Strichen habe ich ihre Schönheit in eine zweidimensionale Version meiner Traumfrau übertragen. Kate hat die Anmut und Gelassenheit von Botticellis Venus , und genauso male ich sie. Ich lockere den Griff um den Stift und lasse das Bild einfach auf das Blatt fließen. Einmal schaue ich auf, um ihr Gesicht mit dem zu vergleichen, das ich ihr gegeben habe, und für eine Sekunde versinkt mein Blick in ihrem. Ich spüre ihn wie einen Stich ins Herz und begreife, ich bin verloren.
    Ich verfalle ihr. Wie kann ich nur? Mein bester Freund ist in sie verliebt. Und sie in ihn. Das dürfen sie nie erfahren , zischt es mir durch den Kopf. Ich habe das Gefühl, innerlich zu verbluten.
    Kate holt mich zurück ins Hier und Jetzt. »Ich habe Vincent gestern gesehen. Er hat sich mit einer hinreißenden Blondine amüsiert.«
    Ich reagiere gar nicht darauf, sondern zeichne einfach weiter. Ich kann ihr gerade nicht in die Augen schauen. Sonst sieht sie es. Dann weiß sie, was in mir los ist. »Vince wollte, dass ich mal nach dir sehe«, sage ich schließlich. »Er selbst traut sich nicht in deine Nähe, weil er dir weitere Qualen ersparen will. Nachdem du aber gestern La Palette so fluchtartig verlassen hattest, befürchtet er, du hast die falschen Schlüsse gezogen. Und damit hat er offensichtlich gar nicht so unrecht.«
    Ich wage es, sie anzusehen, Wut blitzt über ihr Gesicht. »Jules, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Eindeutiger hätte das gar nicht sein können.«
    Ein Teil von mir will sie in dem Glauben lassen. Soll sie doch weiter davon ausgehen, dass Vincent und Geneviève ein Paar sind. Kate ist gerade an einem Tiefpunkt – verletzt und verwirrt. Aus jahrzehntelanger eigener Erfahrung weiß ich, dass dies der beste Zeitpunkt ist, jemanden anzumachen. Genau nachdem ein Mädchen sitzengelassen worden ist. Dann kann man die folgenden Wochen und Monate damit zubringen, ihr

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