Von wegen Liebe (German Edition)
hatte. »Gib mir meinen Stift zurück«, sagte ich stattdessen eisig.
Er wiegte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß nicht … In deiner Hand könnte er zu einer gefährlichen Waffe mutieren, so wie die Cherry Coke neulich. Interessante Getränkewahl übrigens. Ich hätte dich eher für den Sprite-Typ gehalten. Du weißt schon … einfach und schlicht .«
Ich warf ihm einen letzten vernichtenden Blick zu und hoffte, er würde spontan in Flammen aufgehen, bevor ich meine Sachen zusammenpackte und aufstand. Leider zog er geistesgegenwärtig seinen Fuß weg, auf den ich bei meinem wütenden Abgang mit voller Absicht hatte treten wollen. Noch schlimmer: Auf halbem Weg zu Casey in die Sporthalle holte er mich ein.
»Ach, komm schon, Duffy. Ich hab doch nur Spaß gemacht.«
»Dann haben wir definitiv nicht den gleichen Humor.«
»Also die meisten anderen Mädchen können über meine Witze lachen«, gab Wesley achselzuckend zurück.
»Weil sie wahrscheinlich einen so niedrigen IQ haben, dass sie aufpassen müssen, nicht darüber zu stolpern.«
Er lachte.
Offenbar fand er mich witzig.
»Hey, du hast mir noch gar nicht erzählt, warum du neulich Abend so schlecht drauf warst«, sagte er. »Weil du nämlich damit beschäftigt warst, mir die Kleider vom Leib zu reißen. Also – was war los?«
»Das geht dich nichts …«, begann ich und hielt dann empört die Luft an. »Ich … Kein bisschen hab ich dir die Kleider vom Leib gerissen!« Ich fing vor Wut an zu zittern, als ich sein amüsiertes Grinsen sah. »Du verdammter Scheißkerl! Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Was willst du eigentlich von mir? Warum rennst du mir nach? Ich dachte, Wesley Rush ist nicht hinter den Mädchen her, sondern sie sind hinter ihm her.«
»Ganz genau. Daran hat sich auch nichts geändert«, sagte er. »Ich bin bloß hier, weil ich auf meine Schwester warte. Sie schreibt bei Mr Rollins einen Test. Ich hab dich zufällig in der Cafeteria sitzen sehen und dachte …«
»Was? Dass du noch ein bisschen mehr auf mir rumtrampeln könntest?« Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Noch mal zum Mitschreiben: Lass. Mich. In. Ruhe. Du machst mir das Leben schon schwer genug.«
»Wie das?«, fragte er und klang ein bisschen überrascht.
Ich antwortete nicht. Er sollte auf keinen Fall wissen, wie sehr es mich verletzte, dass er mir dieses DUFF -Etikett verpasst hatte. Die Genugtuung gönnte ich ihm einfach nicht.
Ich ließ ihn stehen und stürmte Richtung Sporthalle. Dieses Mal folgte er mir nicht – zum Glück. Ich eilte in die blau-orange Halle (Gott, schon wieder diese Farben … ich spürte bereits die ersten Anzeichen hämmernder Kopfschmerzen …) und setzte mich auf einen der untersten Tribünenplätze.
»Super Training, Mädels!«, lobte Casey auf der anderen Seite der Sporthalle ihr Team. »Okay – das nächste Basketballspiel ist am Freitag. Es wäre gut, wenn ihr bis dahin alle noch einmal die Schrittkombinationen übt, und Vikki – arbeite an deinen High Kicks. Alles klar?«
Das Tussi-Team nickte einträchtig.
»Cool«, sagte Casey. »Bis dahin, Leute. Go, Panthers!«
»Go, Panthers!«, schallte es zurück, dann eilten die meisten Mädchen in den Umkleideraum, und der Rest schlenderte angeregt plaudernd zum Ausgang.
Casey kam fröhlich auf mich zugehüpft. »Hey, B«, rief sie atemlos. »Tut mir leid, wir haben das Training ein bisschen überzogen. Ist es okay, wenn ich mich noch schnell frisch mache und umziehe, bevor wir losgehen?«
»Klar«, brummte ich.
Sofort trat ein besorgter Ausdruck auf ihr Gesicht. »Was ist los?«
»Nichts. Geh dich umziehen.«
»B, ich seh doch, dass …«
»Ich möchte nicht darüber reden.« Nachdem sie ihn das letzte Mal so verteidigt hatte, hatte ich keine Lust, noch mal mit ihr über Wesley zu reden. »Es ist alles in Ordnung, okay?«, sagte ich in sanfterem Ton. »War ein langer Tag. Mir dröhnt der Kopf.«
Nicht wirklich überzeugt – und mit deutlich weniger Schwung als noch vor einer Minute – verschwand Casey im Umkleideraum.
Großartig. Ich fühlte mich wie das allerletzte Miststück. Sie hatte sich nur vergewissern wollen, dass es mir gut ging, und ich hatte sie genervt abblitzen lassen. Ich hätte meine Wut auf Wesley nicht an ihr auslassen dürfen, auch wenn sie ihn für einen verdammten Märchenprinzen hielt.
Aber als sie in Jeans und Kapuzenshirt aus der Umkleide zurückkam, lächelte sie schon wieder strahlend. »Manchmal kann ich den Scheiß, der da drin getratscht wird, kaum
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