Von wegen Liebe (German Edition)
schüttelte den Kopf und winkte ab.
»B glaubt, sie wäre von uns dreien die hässlichste«, antwortete Casey an meiner Stelle.
»Was?«, rief Jess. »Das denkst du doch nicht wirklich, B?«
»Doch, genau das tut sie«, sagte Casey. »Sie hat es mir selbst gesagt.«
»Aber das stimmt nicht, B«, widersprach Jess. »Wie kommst du auf so was?«
»Vergiss es einfach wieder, Jess, okay?«, sagte ich. »Kein Grund, sich …«
»Das hab ich sie auch gefragt«, sagte Casey. »Total lächerlich, oder? Ich meine, schau sie dir an, Jess – sieht sie nicht heiß aus?«
»Megaheiß.«
»Hast du gehört, B? Du siehst megaheiß aus.«
Ich seufzte. »Danke.« Zeit, das Thema zu wechseln. »Wisst ihr eigentlich schon, wie ihr nach Hause kommt? Toby ist in ungefähr zehn Minuten hier, ich kann euch also nicht fahren, aber ich könnte meinen Vater fragen, ob …«
»Das ist nicht nötig«, sagte Jess.
»Wieso?«
»Weil wir hierbleiben und auf dich warten.« Casey strahlte. »Und wenn du wieder da bist, feiern wir dein erstes echtes Date mit einer Pyjamaparty und du versorgst uns brühwarm mit allen Details.«
»Ist das nicht total super?«, rief Jess aufgeregt.
Ich starrte sie mit offenem Mund an. »Das ist nicht euer Ernst?«
»Und ob das unser Ernst ist«, sagte Casey.
»Aber was macht ihr, solange ich weg bin? Ihr langweilt euch doch bestimmt zu Tode.«
»Du hast einen Fernseher«, erinnerte mich Jess.
»Und das ist alles, was wir brauchen«, sagte Casey. »Dein Dad hat übrigens nichts dagegen, wir haben schon mit ihm gesprochen. Er wird selbst gar nicht zu Hause sein. Du hast also gar keine andere Wahl.«
Bevor ich noch irgendwelche Einwände erheben konnte, klingelte es an der Tür, und die beiden schubsten mich förmlich die Treppe hinunter. Im Flur strichen sie ein letztes Mal meinen Rock glatt und zupften am Kragen meiner Bluse herum, um mein Dekolleté so vorteilhaft wie möglich zur Geltung zu bringen.
»Du wirst einen super Abend haben«, seufzte Casey glücklich und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, »und schon bald keinen einzigen Gedanken mehr an Wesley verschwenden.«
Mein Magen krampfte sich zusammen.
»Sschscht … Casey«, murmelte Jess. Ich wusste, dass Casey ihr mittlerweile alles erzählt hatte, aber sie hatte mich nicht darauf angesprochen, wofür ich ihr wirklich dankbar war. Ich wollte einfach so wenig wie möglich an Wesley erinnert werden.
Seit dem Morgen, an dem Casey mich bei ihm abgeholt hatte, hatte ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Er hatte in Englisch ein- oder zweimal versucht, mit mir zu reden, aber ich hatte jedes Mal so getan, als würde ich es nicht mitbekommen, hatte eine Unterhaltung mit Jess oder Casey angefangen oder war so schnell ich konnte aus dem Klassenraum gelaufen.
»Mist!« Casey biss sich auf die Unterlippe. »Sorry, das war blöd von mir.« Sie räusperte sich und fuhr sich verlegen durch die kurzen Haare.
»Hab ganz viel Spaß, B!«, verscheuchte Jess die unbehagliche Pause. »Aber du weißt schon – nicht zu viel Spaß. Meine Eltern wären schwer enttäuscht, wenn sie erfahren würden, dass du nicht mehr als moralisches Vorbild taugst.«
Ich lachte. Nur Jess konnte uns mit derart fröhlicher Leichtigkeit aus peinlichen Momenten wie diesem holen.
Ich sah lächelnd zu Casey. Sie erwiderte mein Lächeln, aber in ihrem Blick glomm Unsicherheit auf. Sie wollte, dass ich über Wesley hinwegkam, aber ich wusste, dass sie auch Angst hatte. Angst davor, dass ich sie wieder hängen lassen würde. Dass Toby sie ersetzen könnte.
Aber ihre Angst war völlig unbegründet. Es war eine ganz andere Situation als die mit Wesley. Ich lief vor nichts mehr davon. Weder vor der Realität noch vor meinen Freundinnen. Vor gar nichts.
Ich sah sie beruhigend an.
»Na los, jetzt geh schon!« Jess’ blonder Pferdeschwanz wippte hin und her, als sie aufgedreht von einem Bein aufs andere hüpfte.
»Genau. Lass ihn nicht warten«, grinste Casey.
Sie schoben mich zur Tür und rannten dann kichernd und flüsternd die Treppe hinauf.
»Alberne Hühner«, murmelte ich kopfschüttelnd, musste aber selbst ein kleines Kichern unterdrücken, bevor ich tief Luft holte und die Tür öffnete. »Hey, Toby.«
Er stand auf der Veranda und sah in seinem dunkelblauen Jackett und den khakifarbenen Chinos wie immer wahnsinnig süß aus. Wie ein Sprössling der Kennedy-Familie. Ein Kennedy mit Topfschnitt.
»Hi«, sagte er und trat mit einem strahlenden Lächeln vom Geländer weg.
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