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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody Keplinger
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der Reihe, und das bedeutete, Wesley aufzugeben. Leider gab es keine wöchentlichen Treffen, keine Mentoren oder Therapien für das, wovon ich abhängig war.

EINUNDZWANZIG
    Ich war mir ziemlich sicher, dass Wesley mich in der Schule in Ruhe lassen würde. Es war schließlich nicht so, als würde er mich vermissen … auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünschte. Er hatte keinen Verlust erlitten. Es gab genügend andere Mädchen, die nur allzu gern die Lücke füllen würden, die ich möglicherweise in seinem Terminkalender hinterlassen hatte. Es gab also eigentlich keinen Grund, mir für Montag eine Strategie zurechtzulegen, um ihm aus dem Weg zu gehen.
    Außer dass ich ihn noch nicht einmal sehen wollte. Wenn ich ihm Tag für Tag begegnen würde, bestand so gut wie keine Hoffnung für mich, ihn zu vergessen. Nach vorne zu schauen. Dafür brauchte ich einen Plan, und der sah folgendermaßen aus:
    Punkt eins: Auf dem Flur immer mit etwas beschäftigt sein, falls er mir dort zufällig über den Weg läuft.
    Punkt zwei: Im Englischkurs hochkonzentriert dem Unterricht folgen und auf keinen Fall zu ihm rüberschauen.
    Punkt drei: Mich nach der Schule unverzüglich zu meinem Wagen begeben, um vor ihm vom Parkplatz zu fahren.
    Die Einhaltung von Punkt drei machte Dad möglich, indem er am Sonntag meinen Saturn reparierte. Noch ein paar Wochen, dann würde ich die Sache mit Wesley – von Beziehung konnte ja keine Rede sein – überwunden haben. Und wenn nicht, machten wir im Mai unseren Abschluss, und dann würde ich sein freches Grinsen nie wieder sehen.
    So weit die Theorie.
    Als jedoch am Montag der letzte Gong ertönte, wusste ich, dass meine Strategie nicht aufgehen würde. Wesley aus dem Weg zu gehen bedeutete nicht automatisch, nicht mehr an ihn zu denken. Tatsächlich hatte ich fast den ganzen Tag nichts anderes getan, als daran zu denken, ihn nicht zu sehen, was zur Folge hatte, dass ich über all die Gründe nachgrübelte, warum ich nicht an ihn denken sollte. Es war ein verdammter Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien.
    Bis Donnerstagnachmittag.
    Ich war nach einem unerträglich langen Politikkurs gerade auf dem Weg in die Cafeteria, als etwas passierte, das mir die dringend benötigte Ablenkung verschaffte. Etwas das an ein kleines Wunder grenzte. Etwas womit ich nie im Leben gerechnet hätte.
    Toby holte mich auf dem Flur ein und ging neben mir her. »Hi«, sagte er.
    »Hi.« Ich gab mir Mühe, meine katastrophale Laune zu verbergen. »Was treibst du so, Harvard-Junge?«
    Toby rückte grinsend seine Brille zurecht. »Nicht viel, außer dass ich darüber nachgrüble, über welches Thema ich die Abschlussarbeit schreiben könnte. Mr Chaucer hat sich dazu ja eher vage geäußert. Weißt du schon, worüber du deine schreibst?«
    »Noch nicht sicher«, antwortete ich. »Vielleicht etwas über gleichgeschlechtliche Ehen.«
    »Pro oder Contra?«
    »Oh, definitiv Pro. Die Regierung hat kein Recht, uns vorzuschreiben, wer sich zu seiner Liebe öffentlich bekennen darf und wer nicht.«
    »Hätte gar nicht gedacht, dass du so eine Romantikerin bist«, sagte Toby zwinkernd.
    Ich schnaubte. »Das hat mit Romantik nichts zu tun. Homosexuellen das Recht auf Heirat abzusprechen verletzt in meinen Augen das Freiheits- und das Gleichheitsrecht. Und das finde ich ehrlich gesagt zum Kotzen.«
    »Meine Rede«, stimmte Toby zu. »Scheint so, als hätten wir einiges gemeinsam.«
    »Ja, scheint so.«
    »Und?«, fragte er, nachdem wir einen Moment lang schweigend nebeneinander hergegangen waren. »Schon irgendwelche Pläne für den Abschlussball?«
    »Nein, ich gehe gar nicht hin. Wozu zweihundert Dollar für ein Kleid, dreißig für die Eintrittskarte, vierzig für Haare und Make-up und noch mal ungefähr dasselbe für ein Dinner ausgeben, bei dem man sowieso nur Salat ohne Dressing zu sich nehmen kann, weil man aufpassen muss, sich sein Kleid nicht zu bekleckern? Das ist doch bescheuert.«
    »Verstehe«, sagte Toby. »Schade … ich hatte gehofft, dass du mit mir hingehen würdest.«
    Okay, das war so ziemlich das Letzte, womit ich gerechnet hätte. Toby Tucker, der Junge, für den ich jahrelang geschwärmt hatte, wollte mit mir auf den Abschlussball? Oh mein Gott. Oh mein Gott. Und was machte ich? Zog wie eine blöde Spaßbremse darüber her und erteilte ihm, ohne es zu wollen, eine Abfuhr. Mann, war ich dämlich. Eine absolute Vollidiotin. Was sollte ich denn jetzt machen? Mich entschuldigen oder es

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