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Von Zweibeinern und Vierbeinern

Von Zweibeinern und Vierbeinern

Titel: Von Zweibeinern und Vierbeinern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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ihre Gipfel leuchteten noch im letzten Sonnenschein, aber die einzigen Lebewesen, die ich sah, waren die an den Hängen grasenden Rinder und Schafe.
    Dann sah ich das alte Herrenhaus der Knowles hoch oben auf einem Plateau, und ich erinnerte mich daran, daß dort Hunderte von russischen Kriegsgefangenen untergebracht waren.
    Diese Männer sangen Lieder aus ihrer Heimat. Aber die Klänge, die aus den Fenstern des großen Hauses drangen, stammten nicht von Amateuren, es war ein gewaltiger, geübter Chor. Die Stimmen mischten sich zu wunderbaren Harmonien und verwehten in der milden Abendluft.
    Ich saß lange wie verzaubert da, bis das Licht schwand und der kühle Nachtwind mich das Autofenster schließen ließ. Dann fuhr ich weiter.
    Jahre später las ich, daß diese Russen bei der Rückkehr in ihr Land in den Tod oder in die Gefangenschaft gingen. Ich denke oft an sie und an die herrliche Musik, die sie an jenem fernen Sommerabend in den friedlichen Hügeln von Yorkshire machten.

Kapitel 6
     
    »Das hat Hemingway gesagt, nicht?«
    Norman Beaumont schüttelte den Kopf. »Nein, Scott Fitzgerald.«
    Ich ließ mich in keinen Streit ein, denn Norman wußte es gewöhnlich ganz genau. Und gerade das war eine der Seiten an ihm, die ich so anziehend an ihm fand.
    Ich freute mich immer, wenn wir einen Praktikanten hatten. Sie halfen einem, die Sachen zu tragen, sie öffneten einem die Gatter, und sie leisteten einem Gesellschaft bei den langen einsamen Fahrten. Dafür bekamen sie bei den Gesprächen im Wagen eine Menge Wissen mit und wurden kostenlos in die praktische Seite ihrer Ausbildung eingeweiht.
    Seit dem Krieg jedoch hatte mein Verhältnis zu diesen jungen Männern eine gewisse Veränderung erfahren. Ich fand, daß ich ebensoviel von ihnen lernte wie sie von mir.
    Der Grund dafür war natürlich, daß die veterinärmedizinische Ausbildung einen großen Sprung nach vorn gemacht hatte. Die Kapazitäten schienen plötzlich entdeckt zu haben, daß wir nicht bloß Pferdedoktoren waren und daß sich das große neue Feld der Kleintierbehandlung dramatisch erweitert hatte. Fortschrittliche chirurgische Eingriffe wurden auch bei den Tieren auf den Höfen vorgenommen, und die Studenten hatten den großen Vorteil, solche Operationen in den neuen veterinärmedizinischen Akademien mit ihren modernen Kliniken und Operationssälen sehen zu können.
    Neue Fachbücher wurden geschrieben, die meine abgegriffenen Bände, in denen sich alles auf Pferde bezog, zu Museumsstücken machten. Ich war noch ein junger Mann, aber all das Wissen, das ich so stolz in mich hineingefressen hatte, war nebensächlich geworden. Steingallen, blasige Fisteln, Kopfgeschwülste, Knochenspat, Hahnenschritt – all das schien kaum noch Bedeutung zu haben.
    Norman Beaumont war in seinem letzten Studienjahr. Er war eine unergründliche Quelle der Information, aus der ich begierig trank. Aber abgesehen von der Veterinärmedizin hatten wir auch eine andere gemeinsame Vorliebe – die für Bücher und fürs Lesen.
    Wenn wir nicht fachsimpelten, ergingen wir uns in literarischen Gesprächen, und Normans Gesellschaft machte meine Tage heller und verkürzte mir die Fahrten von einem Hof zum anderen.
    Er war ein außerordentlich liebenswürdiger Mensch. Mit seinem etwas förmlichen, gesetzten Wesen wirkte er älter als zweiundzwanzig – ein Eindruck, der durch seinen sanften Humor gemildert wurde. Er war auf dem Wege, ein verläßlicher braver Bürger zu werden, und versuchte unter anderem, das Pfeiferauchen zu erlernen.
    Er hatte ein paar Schwierigkeiten mit der Pfeife, aber ich war überzeugt, daß er sie überwinden würde. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er in zwanzig Jahren, dann unwiderruflich dick, mit Frau und Kindern abends am Kamin sitzen und seine Pfeife schmauchen würde – ein aufrechter, zuverlässiger Familienvater mit einer gutgehenden tierärztlichen Praxis.
    Während draußen die Feldsteinmauern vorbeiglitten, kam ich wieder einmal auf die neuen Operationen zu sprechen.
    »Und Sie sagen, daß man in den Universitätskliniken wirklich Kaiserschnitte bei Kühen macht?«
    »Aber ja.« Norman machte eine ausholende Bewegung und hielt das Streichholz an seine Pfeife. »Das geht wie’s Brezelbacken, eine ganz alltägliche Sache.« Seine Worte hätten gewichtiger geklungen, wenn er ihnen eine ordentliche Rauchwolke hätte folgen lassen können, aber er hatte den Pfeifenkopf zu locker gestopft, und wie heftig er auch zog – es klappte nicht.
    »Mein

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