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Von Zweibeinern und Vierbeinern

Von Zweibeinern und Vierbeinern

Titel: Von Zweibeinern und Vierbeinern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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entschlossen, und ich wußte, er würde kommen.
    Tristan machte sich Gedanken über den Schauplatz der Feier. Wir saßen zu viert im Wohnzimmer in Skeldale House – Siegfried, Tristan, Alex Taylor und ich. Alex war mein ältester Freund, wir waren zusammen zur Schule gegangen. Nach seiner Entlassung vom Militär – er war fünf Jahre in Afrika und Italien gewesen – war er für ein paar Wochen zu Helen und mir nach Darrowby gekommen und prompt dem Reiz des Landlebens verfallen, so daß er sich jetzt landwirtschaftlich ausbilden ließ, damit er eine neue Karriere als Gutsverwalter beginnen konnte.
    Tristan klopfte mit den Fingern auf die Stuhllehne, während er laut nachdachte.
    »Normalerweise würden wir zu Dovers gehen, aber die haben heute abend eine große Gesellschaft«, murmelte er. »Wir wollen ein bißchen Ruhe und Frieden haben. Dann käme der ›Drachentöter‹ in Frage – Tetley-Bier, erstklassig. Aber dort sind sie ein bißchen sorglos mit den Fässern, ich hab schon gelegentlich einen sauren Nachgeschmack gehabt. Dann ist da natürlich der ›Goldene Schlüssel‹. Sie zapfen ein gutes Cameron, und das Guinness vom Faß ist ausgezeichnet. Auch der ›Fasan‹ käme in Frage – ihr Pils kann ausgezeichnet sein, aber das milde ist etwas gewöhnlich.« Er machte eine Pause. »›Lord Nelson‹ wäre auch nicht schlecht – sie haben ein ordentliches Ale, und natürlich ist dort immer...«
    »Moment«, unterbrach ich ihn. »Ich war vorhin bei Schwester Brown, um Helen zu besuchen, und Cliff fragte, ob er nicht mit uns kommen könnte. Es wäre doch nett, wenn wir in seine Kneipe gingen, wo das Baby in seinem Haus geboren worden ist.«
    Tristan kniff die Augen zusammen. »In welche geht er denn?«
    »In den ›Rappen‹.«
    »Aha.« Tristan sah mich nachdenklich an und legte die Fingerspitzen aneinander. »Rüssel and Rangham’s. Eine gute kleine Brauerei. Ich hab schon einmal einen Abend im ›Rappen‹ angefangen und festgestellt, daß bei Wärme der leichte Nußgeschmack des Biers verlorengeht.« Er sah beunruhigt aus dem Fenster. »Es ist heiß gewesen heut. Vielleicht sollten wir...«
    »Um Himmels willen!« Siegfried sprang auf. »Du Chemiker! Schließlich ist es doch nur Bier, wovon du da redest.«
    Tristan sah ihn erschreckt an, aber Siegfried wandte sich jetzt an mich. »Ich denke, das ist eine hübsche Idee, James. Laß uns mit Cliff in den ›Rappen‹ gehen. Das ist ein nettes, ruhiges Lokal.«
    Und tatsächlich, als wir uns in der Schankstube niederließen, hatte ich das Gefühl, daß wir richtig gewählt hatten. Die Abendsonne warf lange goldene Strahlenbündel über die gescheuerten Eichentische.
    Reg Wilkey, der Wirt, ein winziger Mann, begrüßte uns und füllte unsere Gläser aus seinem großen weißen Krug.
    Siegfried hob das Glas. »James, darf ich der erste sein, der Rosemary ein langes Leben, Gesundheit und Glück wünscht?«
    »Danke, Siegfried.« Ich genoß es, unter Freunden zu sein.
    Cliff, das Gesicht voller Falten von seinem ewigen Lächeln, trank sein Glas zur Hälfte aus. Dann meinte er: »Weißt du, Jim, ich sage schon seit Jahren, daß meine beiden besten Freunde Mr. Russel und Mr. Rangham sind. Ich halte große Stücke auf sie.«
    Alle lachten. Eine glückliche Feier begann.
    Nach ein paar Gläsern klopfte mir Siegfried auf die Schulter. »Ich gehe, James. Noch einen schönen Abend. Ich freue mich mit dir.«
    Ich machte keinen Versuch, ihn zurückzuhalten. Er hatte recht. In einer tierärztlichen Praxis mußte jemand Wache schieben. Und eigentlich war ich an der Reihe.
    Es war ein gemütlicher Abend. Alex und ich sprachen von unserer Kindheit in Glasgow, Tristan erzählte ein paar köstliche Anekdoten aus seiner Junggesellenzeit, und über allem schwebte, wie ein gütiger Mond, das breite Lächeln Cliff Browns.
    Ich spendierte eine Runde nach der anderen. Schließlich wurde ich es leid, dauernd nach Geld zu suchen, und gab dem Wirt meine Brieftasche. Sie war vollgestopft mit Scheinen, die ich am Nachmittag bei der Bank geholt hatte.
    »Gut, Mr. Herriot«, sagte der Wirt, ohne eine Miene zu verziehen. »Das macht es leichter.«
    Es machte es erheblich leichter. Männer, die ich kaum kannte, hoben mir ihre Gläser entgegen und prosteten mir immer wieder zu.
    Als die Polizeistunde angekündigt wurde, schien es uns unmöglich, schon aufzuhören.
    »Wir können noch nicht nach Hause gehen, Reg«, sagte ich zu dem Wirt.
    Er sah mich komisch an. »Sie kennen das Gesetz, Mr.

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