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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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er.
    Sie reagierte nicht darauf.
    „ Hoheit!“ rief Holmes.
    Keine Reaktion. Er konnte sich später nicht erklären, warum er das tat, aber er hechtete mit einem entschlossenen Sprung auf den Kutschbock hoch, setzte sich an die Seite der Gräfin und fasste sie an. Ihr Körper war kühl, wirkte blutleer und ohne Kraft, wie ihm schien. Die Gräfin hatte jetzt, wo er ganz nahe an sie herangekommen war, die Augen geschlossen. Es war, als schliefe sie. Als er sie nun rüttelte, war sie wie Wachs in seinen Händen, eine Gliederpuppe, die er nicht wecken konnte. Als er sie los ließ, rutschte sie zur Seite. Es war aber nicht möglich, auf dem Kutschbock zu liegen, und so kam es, dass er die Gräfin auf seine Arme nahm und unten auf der Straße an den Wegrand bettete. In diesem Augenblick fuhr ein Schreck in das Pferd, das eben noch friedlich gehalten hatte, und es bäumte sich auf und stürzte davon, die herrenlose Kutsche mit sich ziehend und galoppierte mit lautem Hufeklappern und Rassen und Poltern des Gefährtes die Straße weiter hinab, und das so schnell, dass Holmes, der ihm augenblicklich nachgesetzt war, schnell erkannte, dass er ihn nicht einholen könnte. Er verfolgte den Wagen bis Mayfair und gab dann, weil das Pferd sichtlich panisch war, die Jagd angesichts der Verantwortung auf, die er für die alte Dame empfand. Die Sorge war angebracht, denn als er zurück kam, sprach sie wie im Fieber und hüstelte dabei, hatte aber immerhin die Augen offen. Sie hatte sich aufgesetzt und führte ein halblautes Selbstgespräch, und als Holmes: „Gräfin!“ schrie, zuckte sie leicht zusammen, faselte aber weiter in einer Sprache, die ihm unbekannt war. Es war nicht Englisch und nicht Deutsch, und unter den Worten, die sich wiederholten, konnte er sich nur Kerwa merken. Sie sagte so etwas wie Unkann bar kastanza kerwa, und dann wieder Eu montor gila kerwa sunter. Als Holmes sie in den Stand hoch zog, waren die Beine aber stark, und damit schien auch etwas Leben in den kleinen, knochigen Körper zu kommen. Sie schien zu verstehen, was Holmes von ihr wollte, und folgte ihm willig wie ein kleines Kind, als er sie nun auf den Weg in die Richtung des Buckingham Palace führte, der hier nur mehr wenige Gehminuten entfernt war. Tatsächlich hatten sie bislang von der Baker Street her den kürzesten Weg zum Palast verfolgt und brauchten jetzt nur mehr durch den letzten Zipfel des Parks gehen, um an die Hinterseite des Gebäudes zu kommen. Die alte Dame überstand den Marsch ohne weitere Komplikationen, und als Holmes an das Schloss herangekommen war und die Palastwache, die sich ihnen entgegengestellt hatte, über die Identität der Fürstin aufklärte, dauerte es nur wenige Minuten, bis eine Krankenschwester und zwei Sanitäter mit einer Bahre erschienen, um sie zu versorgen und in das Schloss zu bringen. Die Fürstin wirkte verständig und man hatte fast den Eindruck, als würde sie sich über die Vorgänge belustigen, dabei aber aus Höflichkeitsgründen mitmachen, als sie sich auf die Liege legte und festgeschnallt wurde. Dabei stieß sie das heisere Hüsteln aus als einzigen Hinweis auf die Nachtstunden, die sie mit Holmes verbracht hatte. Aber auch in diesem Zustand, in dem sie mit der Krankenschwester und den Sanitätern einige belanglose Floskeln tauschte, würdigte sie Holmes keines Blicks, tat so, als sei er gar nicht anwesend, und auch die Kranken-schwester konzentrierte sich auf ihre Aufgabe und nahm von Holmes keine Notiz. Niemand erklärte etwas oder dankte ihm für seine Dienste oder gab zu erkennen, dass man wusste, wer er war. Das Tor wurde geschlossen, die Wachen nahmen schweigend wieder Aufstellung und taten so, als sei er Luft. Holmes schaute durch das Gitter auf die Gestalten, die sich entfernten.
     
    ¥
    „Und das ist alles?“ fragte Dr. Watson beim Frühstück, das er an den Tagen, an denen er in das Krankenhaus ging, um dort Dienst zu machen, um sechs Uhr einzunehmen pflegte. Holmes hatte schon eine Stunde lang am Frühstückstisch auf seinen Freund gewartet und dabei die Zeitung mehrmals durchgelesen, während er eine Tasse Kaffee nach der anderen trank.
    „ Ja.“
„Hat man die Kutsche gefunden?“
    „ Das kann ich nicht sagen, Watson. Wir werden Erkundigungen einholen müssen. Ich glaube, es ist noch zu früh dazu, davon in den Zeitungen zu lesen. Aber ich kann mir vorstellen, dass man an der Polizeistation in der Marylbone Road Näheres weiß. Irgendwer wird das Pferd eingefangen haben.“
    „

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