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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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kutschiert hätte, sondern ein Mann in Frauenkleidern, der der Gräfin geähnelt hätte.“
    „ Da kommen wir der Sache näher, Mrs. Jones. Ich habe die Gräfin am Morgen gesehen und sie wirkte verändert, nachdem sie nachts ein Glas Schafsblut ausgetrunken hatte.“
    „ Schafsblut? Das ist merkwürdig. Das würde bedeuten, dass die Gräfin eine Wölfin war, oder?“
    „ Das kann man so sagen“, meinte Voodoo nachdenklich. „Vielleicht ließ sie sich hinaus auf das Land kutschieren, um dort Schafe zu reißen auf ihren Spaziergängen, wie sie das nannte. Zu jagen, verstehen Sie?“
    „ Ja, ich habe schon einmal davon geträumt, dass die Gräfin eine Wölfin war.“
    „ Tatsächlich?“
„Es war schon vor einer Weile. Ich träumte, dass ich der Palastwache angehörte und dass eines nachts ein Schäfer auf das Tor zu kam. Er hatte einen Hund dabei, der eigentlich ein Wolf war, und als ich dem Wolf in die Augen starrte, wusste ich einfach, dass er die Gräfin war. Das ist schwer zu erklären, man konnte es eigentlich nur an ihrer Körperhaltung und dem Blick erkennen.“
    „ Und was geschah dann?“
    „ Der Hirte erklärte mir, dass er zur Königin musste. Er sei ein geheimer Bote, geschickt von Wellington. Napoleon sei in der Schlacht besiegt worden.“
    „ Was haben Sie ihm geantwortet?“
    „ Ich sagte: Hier dürfen nur Liebende eintreten. Nachdem Ihr kein Liebender seid, guter Mann, dürft Ihr nicht passieren. Und er zog dann seinen Hut und wollte gehen, aber der Wolf knurrte und dann stand da tatsächlich die Gräfin und zog ein hochmütiges Gesicht und sagte: Sie wird sich doch nicht unterstehen, einer von Hohenfels-Schlüchtern den Einlass zu verwehren! Und in dem Augenblick war ich ein einfaches Stubenmädchen, senkte die Augen und wies ihr den Weg und sie kamen beide in den Palast. Und kaum waren sie auf den Kies getreten, um zum Tor hin zu gehen, begann der Palast zu brennen und ich bin aufgewacht.“
    „ Wann war dieser Traum?“
    „ Es ist schon länger her. Vielleicht ein halbes Jahr.“
    „ Ich kann den Traum verstehen“, sagte Voodoo und erzählte ihr von dem deutschen Märchen vom Wolf und dem kopflosen Hirten. Und er informierte sie darüber, was er mit der Gräfin erlebt hatte. Beides machte auf die Bedienstete einen großen Eindruck, und sie flüsterte: „Dann ist das Leben Ihrer Majestät in Gefahr!“
    „ Nun, es sieht beinahe so aus“, stimmte Holmes zu. „Was wir nicht wissen, ist, was die Gräfin gestern nach vor hatte. Aber jedenfalls ist ihre Fahrt mit der Kutsche missglückt, durch mein Eingreifen - und das Ihre. Die Gräfin und die Kutsche sind verbrannt. Die Frage aber ist folgende: Wer saß in der Kutsche? War es der Kopflose? Und wenn ja, was bedeutet es, dass er verbrannt ist?“
    „ Sie könnte ihn eingefangen und eskortiert haben“, überlegte Mrs. Jones.
    „ Das ist möglich. Aber ich kann mir auch folgendes Szenario vorstellen: Es gab eine Gräfin von Hohenfels-Schlüchtern, die über Jahre menschlich war. Ausgenommen vielleicht ihre Neigung, Schafsblut zu trinken. Aber das kann man als Spleen durchgehen lassen. Dann kam eine Periode, in der sie Gespenster heimsuchten. Das hat sie anfänglich erschrocken gemacht, weshalb sie auch um meine Hilfe bat. Es ist mir nicht gelungen, diese Gespenster in irgendeiner Weise zu beeindrucken oder sogar ungefährlich zu machen. Ganz im Gegenteil: Die Gräfin hat einmal mein Leben gerettet, als der Kopflose mir an den Kragen wollte. In der folgenden Nacht wird der Wolf seinen zweiten Auftritt gemacht und von ihr Besitz ergriffen haben. Vielleicht war es Absicht oder auch Zufall, aber das Glas Schafsblut, das die Gräfin vielleicht aus Instinkt wählte, vielleicht auch, weil sie sich von ihm eine Stärkung erwartete, dieses Glas Schafsblut hat die Transformation bewirkt. Der Wolf legte sich mit ihr ins Bett und sie ging mit dem Wolf eine Verbindung ein, die sie zu dem Wesen gemacht hat, das ich auf dem Kutschbock erlebte. Das Ziel der Gräfin war es zweifelsohne, als Wolf gemeinsam mit dem kopflosen Gespenst Einlass in den Buckingham Palace zu erlangen und ihn in Brand zu setzen.“
    Mrs. Jones nickte bleich.
    „ Die Frage ist jetzt: Leben Gespenster ewig? Oder kann man sie zerstören? Ist die Gräfin nun wirklich gestorben oder bedeutet die Tatsache, dass ihr Körper verkohlt ist, dass sie nun zum perfekten Gespenst wieder auferstehen wird? Und wie steht es mit dem Kopflosen? Wenn er sich in der Kutsche befunden haben und

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