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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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marschierte dort durch die Alleen oder saß an Weihern und arbeitete sich im Laufe der Stunden langsam zum Green Park vor, der dem Palastgarten vom Buckingham Palace am Nächsten war, umrundete dann langsam den Palast und den Zaun, der den Garten umschloss und kam schließlich auf Höhe der Teiche an eine Pforte, die in der Nähe der Bank gelegen war, auf der die Gräfin gesessen war, während Holmes im Gras geruht hatte. Es war eine verschwiegene Pforte, halb eingewachsen mit Unterholz und Gras, und als dort an kam, schlug es von Big Ben gerade zwei Uhr morgens. Holmes versuchte das Türchen aufzudrücken und erblickte in diesem Augenblick die Kontur einer Frau, die auf der bezeichneten Parkbank saß, weniger Meter vom Teich, in dem der Mond glänzte. Das gab einen kleinen Widerschein, eine Spiegelung auf dem Gesicht der Frau, und als sie hoch blickte, wusste er sofort, dass sie ihn gesehen hatte. Und tatsächlich stand sie auf und kam zu ihm her, schweigsam, und sachte auftretend, als wolle sie selbst die Nachtruhe nicht stören. Als sie ganz herangekommen war, fiel Holmes die große Ähnlichkeit mit der Erscheinung der beinlosen Schwebenden auf, und auch sie selbst schien mit ihm vertraut, als sie übergangslos meinte: „Ich kann Sie nicht herein lassen, weil Sie kein Verliebter sind, Mr. Holmes.“
    „ Das ist auch nicht weiter nötig“, meinte er. „Aber vielleicht sind Sie bereit, mir einige Fragen zu beantworten.“
    „ Wenn es in meiner Macht liegt ...“
    „ Als erstes die Frage: Wer sind Sie?“
    „ Die ist leicht zu beantworten. Ich bin eine Bedienstete Ihrer Majestät, der Königin von England. Mein Name ist Elvira Jones und ich komme aus Mayfair.“
    „ Sie führen also ein ganz gewöhnliches Leben?“
    „ Soweit ein Leben gewöhnlich sein kann, Mr. Holmes. Ich habe zwei Kinder und einen guten Mann. Er ist Kutscher.“
    „ Er ist Kutscher, sagen Sie? Dann werden Sie die Frage erlauben, ob seine Kutsche heil ist und ob sie sich noch in seinem Besitz befindet.“
    Die Frage schien Mrs. Jones nicht zu überraschen. Tatsächlich lächelte sie, als sie antwortete: „Sie wurde gestohlen und kein Mensch weiß, wo sie ist.“
    „ Mitsamt dem Pferd, einem schon etwas älterem, fahlbraunen Hackney?“
    „ Sie kennen Ihre Pferde, Mr. Holmes.“
    „ Woher kennen Sie meinen Namen?“
    „ Das ist einfach“, entgegnete sie. „Ich habe Sie in meinem Träumen gesehen. Sie sind der Mann, der das Königshaus retten kann. Und deshalb habe ich Sie hier erwartet. Dort hinten“, zeigte sie auf die Wiese, „haben Sie geträumt, nicht wahr? Man kann das sehen, wenn man die Augen dafür hat.“
    „ Und Sie haben mich in Ihren Träumen gesehen?“
    „ Ja. Sie haben mir eine Bibel gegeben.“
    „ Ich verstehe“, sagte Holmes, und versuchte sich an den Gedanken zu gewöhnen. Offensichtlich war es so, dass manche Menschen anderen als Gespenster erscheinen können, selbst wenn sie quicklebendig sind. Voraussetzung dafür: Ihre Träume müssen sehr intensiv sein.
    „ Ich habe Sie im Traum angesprochen, aber Sie haben nicht geantwortet“, sagte Holmes.
    „ Ja, ich konnte nicht reden. Ich kann in Träumen nie reden. Denken Sie sich nichts dabei“, meinte Mrs. Jones.
    „ Haben Sie die anderen gesehen, den Kopflosen, den Wolf?“
    „ Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, sagte sie lächelnd. „Ich habe Sie gesehen, das ist alles.“
    „ Und das zweite Mal suchten Sie mich in meiner Wohnung auf?“
    Sie nickte.
    „ Ich träumte, dass die Kutsche meines Mannes gestohlen worden war und ich suchte einen Detektiv. Da fielen Sie mir ein, Mr. Holmes, beziehungsweise Ihr Bruder. Aber als ich in die Baker Street kam, lagen Sie da auf dem Bett. Und rüttelte Sie wach, weil in diesem Augenblick gerade unten auf der Straße die gestohlene Kutsche vorbei trabte und Sie liefen die Treppe hinab und danach bin ich aufgewacht.“
    „ Ich verstehe“, sagte Holmes, „und es wird sich alles aufklären, da bin ich sicher. Aber zuerst möchte ich Sie fragen, wo wir sprechen können.“
    „ Es geht nur so, Sir“, erwiderte die Dienstbotin, „ich kann die Tür wirklich nicht öffnen.“
    „ Übrigens: Warum haben Sie gesagt, dass Sie sie nur für Liebende öffnen können?“
    „ Das ist so eine Redensart“, wehrte sie ab und lächelte, „das kenne ich von meiner Mutter.“
    „ Gut, dann muss es durch diese Tür sein. Aber wir könnten uns dabei immerhin setzen.“
    Also zogen beide ihre Mäntel aus und breiteten sie

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