Voodoo Holmes Romane (German Edition)
ein Tattermann, also Greis, der etwas gebrechlich geworden ist, was sich auf das Alter der völlig verwitterten Säule beziehen könnte. Das Interessante daran ist die Tatsache, daß sie den Mittelpunkt eines Kreuzes bildet, dessen Eckpunkte alte Kirchen bilden, deren Gesamtzahl vier ist. Achten Sie hier also auf die 4. Sie alle entstanden im Früh- und Hochmittelalter, sind also uralt. Daraus ergibt sich, daß der Grundriss der Stadt wie auch sie selbst aus einer christlichen Intention heraus entstanden ist, und das in einer sehr alten Zeit, lange vor der Errichtung des Doms. Denn die Kirchen wurden auf alten heidnischen Kultstätten errichtet, und schon damals suchte man das Symbol des Kreuzes. Was wollte man damit wohl sagen? Es muß ein uralter Konflikt sein, der hier die Menschen beschäftigt und gefangen hält. Zweifelsohne aber zeigt das letzte Jahrtausend, daß dieser Generalplan des Himmels, egal ob christlich oder vorchristlich, dieser huldigt, denn sie ist eine heilige Stadt, eine Art Festung Gottes auf Erden. Der Dom wurde dann später im 11. Jahrhundert das Zentrum dieses Allerheiligsten, aber eben nicht das genaue Zentrum, sondern etwas seitlich der Tartarsäule.“
Holmes malte mit einem Farbstift die Verbindungslinie zwischen den Kirchen aus – und tatsächlich kreuzten sie sich im Symbol der Tattermannsäule auf dem Domplatz.
„ Wäre es nicht besser gewesen, den Kreuzpunkt an jener Stelle zu wählen, an der im Dom das Allerheiligste aufbewahrt wird?“ fragte ich.
Holmes blickte hoch und lächelte. „So ist es. Sie haben es getroffen, Watson. Der Dom liegt links von der Mitte, und etwas unterhalb der Mitte. Und wenn Sie jetzt sehen, was noch weiter links einen Zacken verursacht, als hätte der Teufel hier sein Mal hinterlassen, dann verstehen Sie auch, warum es zu einer Verlagerung des Schwerpunktes kommen mußte. Es sind die Karolinenstrasse, die Lugbank und das Pfahlplätzchen mit seinen entsprechenden Symbolen. Auf dem letzteren stand der Schandpfahl, der Pranger, also das Zeichen der bürgerlichen Gerichtsbarkeit.“
"Sie meinen also“, schloss ich daraus, „das die Kirchenbauer schon vorausgeahnt haben, daß es in der Stadt unten das Rosenhaus gibt. Es wird einerseits durch diese vier Symbole an den Hauswänden in Schach gehalten, und andererseits dadurch, daß die Stadt sozusagen unwuchtig in diese Richtung gebaut ist.“
„ Exactamente, Watson.“
„ Das hieße aber, daß die Rose eine ziemlich gefährliche Sache sein könnte.“
„ Stimmt.“
„ Und was bedeuten nun die Symbole, der Biber, die Muschel, der Schwan und der Ring?“
„ Dazu kommen wir noch. Wir haben jetzt noch weitere Dinge, die wir besprechen müssen, zum Beispiel die Zahl 11. Ist Ihnen die Numerologie nach Herbert Reichenstein ein Begriff?“
Ich schüttelte den Kopf.
„ Reichenstein sagt, daß die Elf spirituelle Macht ausdrückt. In Babylonien gab es die elf Strahlen des Marduk. Sagt Ihnen Marduk etwas?“
Ich blickte beschämt zu Boden.
„ Marduk war der höchste Gott der Babylonier, ein junger Gott, der sich diese Position im Kampf holte, indem er dem Obergott die Schicksalstafeln raubte. Marduk hatte einen Drachen, der ihm zur Seite stand. Die Zahl Elf bedeutet also, sein Schicksal in die Hand zu nehmen, das spirituelle Schicksal vielleicht, aber auch, sein Leben so zu gestalten, wie es einem entspricht. Die Elf ist also die Zahl der Selbstverwirklichung, und der 11. 11., diese Doppelung, zeigt, daß es hier im besonderen Maße um dieses Thema geht.“
„ Gut“, sagte ich. "Ich verstehe langsam, worauf Sie hinauswollen. Am 11. November, also dem 11. 11., fand damals im Jahre 1541 der Hexenzug statt, und Sie setzen sowohl diesen Hexenzug als auch die Rosentote mit der Zahl 11 in
Weitere Kostenlose Bücher