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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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es war spät. Und da ist sie dann ge­le­gen, dort un­ten“, sag­te er bei­läu­fig, aber nicht un­wil­lig.
    „ Die Er­mor­de­te.“
    Er zuck­te mit den Ach­seln. Ich war­te­te dar­auf, daß er mich in sei­ne Stu­be bat, aber er blieb ste­hen und schi­en nach­zu­den­ken. Dann beug­te er sich vor und schiel­te rechts und links in die Gas­se, um zu se­hen, ob ich al­lein ge­kom­men war. Dann nick­te er und trat zu­rück. Ich folg­te ihm in den Kel­ler, wo nicht viel mehr als ein Bett und eine Tisch stand, und zwei Stühle. Ich setzte mich auf einen, er auf den an­de­ren. Ich ver­stand recht gut, was er sag­te, ob­wohl er acht­los und im Dia­lekt sprach.
    „ Ich habe ge­dacht, sie schläft dort ih­ren Rausch aus“, be­gann er zu erzählen. „Sie hat sich an die Wand ge­drückt wie ein Pen­ner, der sich vor dem Wind schüt­zen will. Ich habe ihr einen Fußtritt ver­setzt und ge­schrie­en: Weg da! Es war näm­lich das Haus vom Herrn Dok­tor.“
    „ Wel­chem Dok­tor?“
    „ Nicht vom Dok­tor“, sag­te er, „vom Pro­fes­sor.“
    „ Wel­chem Pro­fes­sor?“
    „ Ich weiß nicht, wie der heißt.“
    Eine Ah­nung über­fiel mich. Wer konn­te der Be­sit­zer des Ro­sen­hau­ses sein? Viel­leicht gab es in Bam­berg vie­le Pro­fes­so­ren, na­tur­ge­mäß wür­de es sie ge­ben, aber konn­te es nicht sein, daß ...?
    „ Becks­tein?“ frag­te ich. „Ge­hört das Haus ei­nem Pro­fes­sor Becks­tein?“
    Er sah mich blö­de an, gab aber kei­ne Ant­wort. Ich brauch­te kei­ne, ich glaub­te in der Art, wie er schau­te, zu er­ken­nen, daß mei­ne Ver­mu­tung zu­traf. Aber der Mann schi­en mit Becks­tein un­ter ei­ner Decke zu stecken, und wuss­te et­was. Ich über­leg­te, wie ich ihn wei­ter aus­fra­gen konn­te.
    „ Sie trug ein präch­ti­ges Kleid?“ frag­te ich dann.
    „ Ein schwar­zes Kleid bis zu den Schu­hen aus Sei­de, und einen Pelz­man­tel vom Feins­ten, mit Zot­teln dran, wie eine Dame von Welt“, sag­te er, mit sicht­li­chem Ge­nuss. Dann ver­fins­ter­te sich sein Ge­sicht wie­der, als er hin­zu­füg­te: „Ihr Ge­sicht war tot, das war klar, sie war steif wie ein Vo­gel. Wenn im Win­ter die Vö­gel tot von den Dächern fal­len von der Käl­te.“
    „ Steif­ge­fro­ren?“
    „ Ja.“
    „ War es so kalt an dem Tag?“
    „ Nein, es war eher warm, aber viel Ne­bel. Man hat kaum die Hand vor den Au­gen ge­se­hen. Des­we­gen habe ich ge­dacht, da schläft ei­ner sei­nen Rausch aus, aber nicht vor dem Haus vom Dok­tor.“
    „ Von Pro­fes­sor Becks­tein?“
    Wie­der glotzte er mich an, ohne eine Ant­wort zu ge­ben. Auch kei­ne Ant­wort ist eine Ant­wort, dach­te ich zufrie­den.
    „ Und sie war tot?“
    „ Ge­nau.“
    „ Hat­te die Lei­che et­was in der Hand?“
    Er be­trach­te­te mich ver­wirrt. Tja, dach­te ich, wenn man schon lügt, soll­te man we­nigs­tens im­pro­vi­sie­ren kön­nen. Ich war mir gar nicht mehr si­cher, daß der Mann die Lei­che über­haupt ge­fun­den hat­te.
    „ Zum Bei­spiel eine Rose?“
    „ Warum soll sie eine Rose in der Hand ge­habt ha­ben?“ frag­te er zu­rück.
    „ Sie hat­te nichts in der Hand?“
    „ Nein.“
    „ Ha­ben Sie die Frau ge­kannt?“
    Ich wuss­te nicht, was mich be­wo­gen hat­te, die­se Fra­ge zu stel­len, aber ich spür­te so­fort, daß ich mit ihr mei­nem Ziel näher ge­kom­men war. „Warum soll ich sie ge­kannt ha­ben?“ frag­te er mich mit Zorn in der Stim­me.
    „ Sie kann­ten die Frau!“ sag­te ich bes­timmt. Was nun folg­te, kann ich nicht mit Bes­timmt­heit sa­gen. Ich merk­te, daß der Mann über mei­ne Schul­ter blick­te, und ich glaub­te, hin­ter mir die Ge­mü­se­händ­le­rin zu se­hen, eine An­we­sen­heit, viel­leicht nur ein Ge­räusch und der Ge­ruch nach Kohl­sup­pe. Im nächs­ten Mo­ment glaub­te ich, mir plat­ze der Kopf, und ich sank zu Bo­den. Ich hör­te einen er­reg­ten Wort­wech­sel und ver­such­te dar­auf zu mer­ken, aber der Schmerz und die so­fort auf­s­tei­gen­de Übel­keit mach­ten mich kampf­un­fähig. Es dau­er­te eine Wei­le, bis ich wie­der zu mir kam. Es war über­all Blut, und mein Kopf schi­en zu dop­pel­ter Größe auf­ge­schwol­len, als ich mich auf­rap­pel­te. Es war dun­kel um mich her­um, aber über mir sah ich den Stadt­him­mel, und als sich mei­ne

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