Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
Au­gen klär­ten, er­kann­te ich, das ich mich in ei­nem In­nen­hof be­fand. Un­ter Auf­bie­tung al­ler Kräf­te tas­te­te ich mich ins Freie und kam in eine Straße, die ich so­gleich als die Lug­bank er­kann­te, und den La­den der Ge­mü­se­händ­le­rin, die mich in mein Un­glück ge­schickt hat­te, und mußte dort vor­bei, denn die Nähe zum Ro­sen­haus, aus dem ich ge­ra­de ge­kom­men war, er­trug ich nicht. Nun fiel mir erst auf, daß der Kel­ler, in dem der Haus­bursch vom Och­sen haus­te, zu ei­nem Kel­ler­sys­tem ge­hör­te, das dem Ro­sen­haus zuzu­ord­nen war. Er wohn­te qua­si im hin­te­ren Teil des­sel­ben. Ich tau­mel­te und tor­kel­te mehr, als ich schritt, und sah doch, daß das Licht im In­ne­ren des Ge­mü­se­la­dens ge­löscht war. Schwan­kend mach­te ich mich die Haus­wän­de ent­lang auf den Weg und war dann er­leich­tert, eine Kut­sche zu er­blicken, und noch er­freu­ter, als mir aus dem Fond das be­sorg­te Ge­sicht mei­nes Freun­des Hol­mes ent­ge­gen­leuch­te­te. Als er mein blut­über­ström­tes Haupt er­blick­te, be­stand er dar­auf, mich zu ei­nem Wund­arzt zu brin­gen. Ich aber drang in ihn, den Ver­däch­ti­gen zu ver­fol­gen, in dem ich längst den mut­maß­li­chen Mör­der der Ro­sen­to­ten sah. Mein Ver­dacht schi­en sich zu be­stäti­gen, denn kaum wa­ren wir vor sei­ne Woh­nung ge­kom­men, fan­den wir die­se leer, und als ein Po­li­zist her­bei­ge­ru­fen wur­den, be­stätig­te er uns, daß es sich bei dem Bur­schen um eine ganz zwie­lich­ti­ge Exis­tenz hand­le, der Raub und Kör­per­ver­let­zung zuzu­trau­en sei, ein ehe­ma­li­ger Zucht­häus­ler. Er be­stand dar­auf, uns mit aufs Re­vier zu neh­men, und war dann höchst un­ge­hal­ten, als sich Hol­mes be­dank­te und mich dann mit grim­mi­ger Mie­ne nach Hau­se fuhr, wo er mir ei­gen­hän­dig die Wun­de rei­nig­te, eine Eispackung auf­leg­te und eine Pri­se Kamp­fer zu schnup­fen gab, um mich wie­der auf den Damm zu brin­gen.
    Als ich Hol­mes erzähl­te, dass das Ro­sen­haus in der Lug­bank of­fen­bar un­se­rem Gast ge­hör­te, nick­te er nur. "Ich habe mich, während Sie sich ver­aus­gab­ten, mit Num­me­ro­lo­gie be­schäf­tigt, Wat­son", sag­te er, "und da­bei ei­ni­ge Hin­wei­se ge­fun­den. Sind Sie in­ter­es­siert, da­von zu hören?"
    Ich nick­te, und woll­te mich er­he­ben, doch er drück­te mich mit ei­ner sanf­ten Ges­te in die Kis­sen zu­rück: „Ge­mach, mein Freund“, und leg­te mir einen Stadt­plan auf die Knie. Es han­del­te sich um eine Straßen­über­sicht Bam­bergs, in der alle Gas­sen und Sträßchen ver­zeich­net wa­ren. „Ich habe den Nach­mit­tag für einen klei­nen Spa­zier­gang ge­nutzt“, sag­te Hol­mes, „und mich da­bei mit dem Dom­vi­kar un­ter­hal­ten, der mir eine klei­ne Au­di­enz ge­währt hat. Ein be­zau­bern­der Mensch. Sie müs­sen wis­sen, Wat­son, die­se klei­ne Stadt hat im christ­li­chen Kos­mos größe­re Be­deu­tung, als man ihr ge­mein­hin zu­ge­ste­hen wür­de. Nicht zu­fäl­lig steht hier eine der be­deu­tend­s­ten Sa­kral­bau­ten der Welt, im 11. Jahr­hun­dert (ach­ten Sie hier auf die Zahl 11, qua­si die Zahl der Stadt­grün­dung) zu Zei­ten Kai­ser Hein­richs des II. er­rich­tet, ein Meis­ter­werk der Go­tik mit dem be­rühm­ten Rei­ter, der wohl einen da­ma­li­gen Krie­ger oder Feld­herrn dars­tellt. Bam­berg galt da­mals im Hoch­mit­tel­al­ter als das Rom des Nor­dens. Wahr­schein­lich hat das da­mit zu tun, daß es auch eine Sie­ben­hü­gel­stadt ist und die­se sie­ben Hü­gel in den Stadt­plan in­te­griert wur­den. Bam­berg wur­de der Le­gen­de zu­fol­ge auf­grund die­ser Hü­gel zu­erst als neu­es Rom von der hei­li­gen Ku­ni­gun­de, der Ge­mah­lin Hein­richs II., ge­grün­det und soll­te dann später die Stel­le Je­ru­sa­lems ein­neh­men, des Na­bels der Welt. Ach­ten Sie auf die Zahl Sie­ben. Zu die­sem Zwecke er­rich­te­te man am Do­platz eine Säu­le, die man hier den Tart­ar­mann nennt. Der Name könn­te an Je­sus Chri­stus, den Schmer­zens­mann er­in­nern, der auf dem Kreuz Qua­len, also Tor­tu­ren, er­lei­det, oder an den Tar­ta­rus, das To­ten­reich. Oder der Name kommt aus dem hie­si­gen Dia­lekt,

Weitere Kostenlose Bücher