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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ge­mü­se­händ­le­rin be­fand sich be­reits im fort­ge­schrit­te­nen Al­ter, es war eine äu­ßerst blas­se, ha­ge­re Per­son mit schüt­teren Haa­ren, die halb blind vor mich hin­trat, um mir das Ge­sicht zu be­fühlen und da­bei zu prü­fen, ob ich ver­trau­ens­wür­dig sei. Sie sprach et­was Eng­lisch und schlug die Hän­de über den Kopf zu­sam­men, als ich hör­te, daß ich aus Lon­don hier­her in die Stadt ge­kom­men war. „Ja, wie ha­ben hier al­les, Chi­ne­sen und Ne­ger und al­les“, sag­te sie dazu.
    Ich be­gann ihr ei­ni­ge un­ver­fäng­li­che Fra­gen zu stel­len. Na­tür­lich hat­te sie von dem Mord ge­hört, der vor ei­nem Jahr hier in der Gas­se pas­siert war. Je­den­falls nick­te sie be­dau­ernd, ohne sich zu äu­ßern. Man­ches, was ich sag­te, schi­en sie auch gar nicht zu verste­hen, ob­wohl ich mich um eine sehr kla­re Aus­spra­che be­müh­te. Als ich er­wähn­te, daß der Mord vor dem Ro­sen­haus statt­ge­fun­den habe, stutzte sie und frag­te: „Was für ein Haus?“
    „ Das Haus mit der Rose. Ge­gen­über liegt doch ein Haus, an des­sen Fassa­de eine Rose an­ge­bracht ist.“
    „ Das habe ich noch nie ge­hört“, be­haup­te­te sie.
    Ich zog sie vor die La­den­tür, und sie folg­te mir wil­lig, sag­te dann aber kopf­schüt­telnd: „Mei­ne Au­gen sind so schwach ge­wor­den, und es ist jetzt im­mer so dun­kel.“
    „ Wol­len Sie be­haup­ten, Sie hät­ten noch nie ge­hört, daß man das Haus ge­gen­über das Ro­sen­haus nennt?“
    Sie schüt­tel­te wie­der den Kopf. Dann ging ein Lächeln über ihr Ge­sicht und sie sag­te: „Aber ich ken­ne den Mann, der die Tote ge­fun­den hat. Ein Haus­bur­sche.“
    „ Ein Haus­bursch?“ frag­te ich, hoff­nungs­voll.
    „ Ja, ich weiß nicht, wie der heißt, der Haus­die­ner vom Och­sen. Ken­nen Sie den Och­sen?“
    „ Nein.“
    „ Ich weiß, wo er wohnt.“ Sie er­klär­te mir den Weg. Die Wohn­statt des Man­nes lag drei Straßen weit ent­fernt, im Kel­ler ei­nes Wohn­hau­ses. Ich soll­te dort an die Tür klop­fen, und es wür­de mir auf­ge­tan. Ich be­dank­te mich und ging, hüpf­te bei­na­he. Ich fühl­te mich be­schwingt und hat­te erst­mals gute Hoff­nung, Hol­mes mit mei­nem Aus­flug be­hilf­lich zu sein. Ein Au­gen­zeu­ge! Ich spür­te, daß ich da­mit der Lö­sung des Falls näher kam, denn der Mann, der die Lei­che auf­ge­fun­den hat­te, be­wahr­te den Schlüs­sel zu dem Rät­sel der Rose, die die Tote in Hän­den ge­hal­ten hat­te!
    We­ni­ge Mi­nu­ten später – wie ver­win­kelt und klein hier die Häus­chen wa­ren, wie Mi­ni­pa­läs­te, die man als Kin­der zu oft und zu hart ver­prü­gelt hat und die des­halb als Er­wach­se­ne nur ge­duckt und mit ver­krümm­ten Glie­dern ste­hen ge­lernt hat­ten – kam ich et­was atem­los in ei­ner sehr en­gen, dunklen Gas­se vor eine kaum manns­ho­he Tür und klopf­te. Prompt wur­de mir die Pfor­te auf­ge­tan. Es er­schi­en ein miß­trau­risch schau­en­der Mann mitt­le­ren Al­ters, grob­schläch­tig und mit zer­zaus­ten Haa­ren. Ich er­kann­te so­gleich, dass er kein Wort eng­lisch sprach und drück­te ihm erst ein­mal mei­ne Vi­si­ten­kar­te in die Hand, die er rat­los hin und her dreh­te.
    "Die Tote mit der Rose", ra­de­brech­te ich müh­se­lig auf deutsch. "Letztes Jahr. Sie ha­ben Sie ge­fun­den."
    "Wer?"
    "Die Tote mit der Rose, Rose in der Hand, die Ro­sen­to­te", wie­der­hol­te ich, mich um ganz kla­re Aus­spra­che be­mühend. Lang­sam schi­en ihm zu däm­mern, was ich von ihm woll­te, denn er frag­te: „Wer will das wis­sen?“
    Ich zück­te mei­ne Brief­ta­sche und hielt ihm einen größe­ren Geld­schein ent­ge­gen, den er zu­erst be­trach­te­te und dann ent­ge­gen­nahm und in der Ta­sche sei­ner specki­gen Le­der­ho­se ver­stau­te.
    „ Sie sind also der­je­ni­ge wel­che, Sie sind der Fackel­trä­ger?“
    "Wie?"
    "Der Mann mit der Fackel. Der Licht­trä­ger. Da­mals, vor dem Haus. Die Tote. Sie ge­fun­den, Sie wa­ren der Mann, der hat sie ge­fun­den, nicht wahr?"
    „ Ich weiß nicht, was Sie da­mit mei­nen. Ich bin der Haus­bur­sche vom Och­sen­wirt“, sag­te er.
    „ Aber Sie ha­ben die Lei­che ge­fun­den?“
    „ Ich habe da­mals ein paar Her­ren nach Hau­se ge­bracht,

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