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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Decke, dann hat­ten wir ihn be­zwun­gen. Ich riss das Bett­la­ken in Stücke, wir fes­sel­ten ihm die Arme auf den Rücken, ver­schnür­ten sei­ne Bei­ne, und dann ga­ben wir ihm noch ein paar Ohr­fei­gen auf die Wan­gen, um un­se­re Auf­re­gung und Angst ab­zu­rea­gie­ren. „Sie ver­rück­ter Teu­fel!“ rief ich, „sie hät­ten uns bei­na­he er­schos­sen. Und warum? Schä­men Sie sich, ein Mann in Ih­rem Al­ter!“
    Er da­ge­gen, mit pu­ter­ro­tem Ge­sicht, ver­such­te mir mit­ten ins Ge­sicht zu spucken, ver­fehl­te mich aber.
    Es herrsch­te ei­ni­ge Mi­nu­ten Stil­le, während de­nen Hol­mes, die Hän­de auf dem Rücken, die Kam­mer mit lan­gen Schrit­ten durch­maß. Schließ­lich stell­te er sich vor Pro­fes­sor Becks­tein auf und mein­te: "Führen wir doch ein of­fe­nes Wort, Herr Pro­fes­sor. In wel­chen Diens­ten ste­hen Sie?"
    Der alte Mann wür­dig­te ihn kei­nes Blicks.
    "Die Sach­la­ge ist doch durch­aus klar", fuhr Hol­mes fort. "Sie ha­ben uns un­ter ei­nem Vor­wand in die­se Stadt ge­lotst und uns zu die­sem Zweck mit ei­nem Er­mäch­ti­gungs­schrei­ben aus­ge­stat­tet, das uns als Spio­ne Ih­rer Ma­je­stät, Kai­ser Franz Jo­seph II., aus­weist. Dann ha­ben Sie eine schwe­re Er­kran­kung vor­ge­täuscht, um sich un­ver­däch­tig zu ma­chen, und uns hier­her in ihre Woh­nung ver­frach­tet, wo wir dem­nächst un­se­re Ver­haf­tung zu ge­wär­ti­gen ha­ben, nicht wahr? Denn es wird ein Ver­bre­chen pas­sie­ren, und wir sit­zen hier als die Sün­den­böcke. Wel­ches Ver­bre­chen könn­te das sein? Die Er­mor­dung Ih­rer Ma­je­stät, der Kai­se­rin Eli­sa­beth, die mor­gen hier in der Stadt ein­trifft. Dann war der Mord an ih­rer Dienst­bo­tin im Vor­jahr tat­säch­lich ein Un­glück, denn es soll­te Eli­sa­beth selbst tref­fen. Wahr­schein­lich ha­ben Sie auch da­mals schon Sün­den­böcke be­reit ge­hal­ten, doch Sie woll­ten da­mals Ver­schwörungs­theo­ri­en ver­mei­den, denn die­se hät­ten Eli­sa­beth wo­mög­lich da­von ab­ge­hal­ten, wie­der nach Bam­berg zu kom­men. So ge­se­hen könn­ten Sie im Dienst des baye­ri­schen Kö­nigs ste­hen, aber das ist un­wahr­schein­lich. Er ist doch Eli­sa­beth sehr nahe, ein gu­ter Freund, nicht wahr? Wie steht es nun mit dem deut­schen Kai­ser? Was könn­te er da­bei ge­win­nen, sei­nen wich­tigs­ten Ver­bün­de­ten, den Habs­bur­ger, zu brüs­kie­ren? Es gibt also nur zwei Mög­lich­kei­ten - ent­we­der es han­delt sich um eine per­sön­li­che An­ge­le­gen­heit, Franz Jo­seph möch­te sich noch ein­mal ver­mählen und will sei­ne Ge­mah­lin des­halb töten las­sen. Oder es han­delt sich um Kräf­te, die die Mon­ar­chie in Deutsch­land be­en­den wol­len und ge­ra­de des­halb, um die­sen Ein­druck zu er­wecken, der­glei­chen In­tri­gen ein­fä­deln."
    Hol­mes hat­te ru­hig ge­spro­chen und blick­te nun Pro­fes­sor Becks­tein in die Au­gen, der ihn stumpf an­sah.
    "Wir ha­ben kei­ne Zeit, hier nach Pa­pie­ren zu su­chen", mein­te Hol­mes, der be­dau­ernd den Kopf schüt­tel­te. "Denn Sie ha­ben doch nicht nach ei­nem Wund­arzt für Hol­mes ge­ru­fen, son­dern nach der Po­li­zei. Oder täu­sche ich mich?"
    Der alte Mann gab kei­ne Ant­wort.
    "Noch ste­he ich im Diens­te sei­ner Ma­je­stät", sag­te Hol­mes. "Ich wer­de es nicht zu­las­sen, dass sei­ne Ge­mah­lin zu Scha­den kommt. Sa­gen Sie das Ih­ren Auf­trag­ge­bern."
    "Ent­schul­di­gen Sie, Hol­mes", un­ter­brach ich sei­ne Rede, "ich habe hier eine Fra­ge, Herr Pro­fes­sor. Stimmt es, dass Ih­nen das Ro­sen­haus in der Lug­bank ge­hört?"
    Er be­trach­te­te mich schwei­gend. Dann schüt­tel­te er den Kopf. Es war schwer zu sa­gen, ob als Ant­wort auf die Fra­ge, oder weil er sie ab­surd fand. Wir ver­brach­ten die fol­gen­den Mi­nu­ten da­mit, ver­geb­lich den Pro­fes­sor zu be­fra­gen, denn er schwieg ei­sern, und wir wa­ren nicht ge­willt, ihn zu fol­tern. Au­ßer­dem brann­te uns die Zeit un­ter den Nä­geln, denn bald wür­de der Bote mit Ver­stär­kung zu­rück­keh­ren, um uns ge­fan­gen zu set­zen für ein Ver­bre­chen, das noch nicht be­gan­gen war, und für das wir als Aus­län­der und Spio­ne des ös­ter­rei­chi­schen Kai­sers

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