Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
ge­reist, und hat je­des Land der Erde ab­ge­grast, um es wie­der zu fin­den. Und als großar­ti­ger Eins­tieg in un­se­re künf­ti­ge Zu­sam­men­ar­beit hat er es vor ei­ni­gen Wo­chen tat­säch­lich auf­ge­spürt und nach Hau­se ge­bracht. Nun ist es an mir, mich mit den großen Geis­tern, die vor der Hand­schrift ver­sag­ten, zu mes­sen.“ Ein in­ner­li­ches Strah­len ver­schön­te das Ant­litz mei­nes Freun­des. Drau­ßen wur­de ge­klin­gelt, und ich hör­te, daß ein Gast in den Sa­lon ge­führt wur­de.
    „ Das wird Ma­ddox sein. Also rasch: Sie kön­nen sich vors­tel­len, lie­ber Wat­son, daß ich in die­ser Si­tua­ti­on das An­ge­bot mei­nes Bru­ders, mir in den täg­li­chen Din­gen des Le­bens be­hilf­lich zu sein, nicht aus­schla­gen konn­te, vor al­lem, weil ich selbst er­ken­ne, daß die De­tek­tei für mich un­über­sicht­lich wird, und ich mir einen Com­pa­gnon neh­men muß. Die Sa­che soll doch in der Fa­mi­lie blei­ben, des­halb bin ich der Mei­nung, ein Prak­ti­kum.“
    Ein Prak­ti­kum als Meis­ter­de­tek­tiv? Ich war von der An­mu­tung so über­rollt, daß ich mei­nen Freund nur fas­sungs­los an­starr­te.
    „ Er hat alle gu­ten Ei­gen­schaf­ten“, fuhr Hol­mes fort. „Er hat den an­de­ren Blick. Stel­len Sie sich vor, mein Bru­der ist in Wien ge­bo­ren, doch ei­gent­lich kann man ihn einen Tou­ris­ten nen­nen, wie man neu­er­dings sagt, er war in den letzten Jah­ren ein Welt­rei­sen­der, er kennt alle Re­gio­nen. Das wich­tigs­te aber: Er hat ab­ge­se­hen da­von, dass er die­se Hand­schrift auf­spür­te, von nichts eine Ah­nung. Er hat nichts an­de­res ge­lernt, als in pri­mi­ti­ven Län­dern zu rei­sen in ei­ner Pha­se, in der ein Mensch ge­prägt wird. Die bri­ti­sche Le­bens­art, den letzten Schliff, den er zum Meis­ter­de­tek­tiv braucht, den kann ihm kei­ner bes­ser bei­brin­gen als Sie. Ich ken­ne kei­nen an­de­ren, der die stei­fe Ober­lip­pe, die Engstir­nig­keit der Ober­klas­se und den im­pe­ria­len Größen­wahn un­se­res Lan­des so per­fekt ver­kör­pert wie Sie, Wat­son. Bit­te brin­gen Sie ihm das al­les bei, ich fle­he Sie an, der Jun­ge braucht das, wenn er hier in Lon­don beste­hen will.“ Mit die­sen Wor­ten hat­te sich Hol­mes er­ho­ben, öff­ne­te die Tür in den Sa­lon mit Schwung und da­mit war un­se­re Un­ter­re­dung be­en­det. Ich starr­te auf den jün­ge­ren Hol­mes. Die Fa­mi­li­enähn­lich­keit war un­über­seh­bar, al­ler­dings schi­en Voo­doo Hol­mes die süd­län­di­sche Ver­si­on sei­nes be­rühm­ten Bru­ders zu sein. Ich merk­te zu mei­nem Er­stau­nen, daß er Sher­locks Klei­dung trug. Bei Kin­dern ist das manch­mal so, wenn ihre äl­te­ren Ge­schwis­ter aus ih­rem Rock her­aus­ge­wach­sen sind, daß die jün­ge­ren sie auf­tra­gen. Bei Voo­doo wirk­te das Gan­ze wie eine Ko­stü­mie­rung.
    Wir folg­ten mei­nem Freund hin­aus in den Sa­lon und ich schüt­tel­te In­spek­tor Ma­ddox die Hand. Sein ge­röte­tes Ge­sicht und sein bär­beißi­ges Lächeln ver­hieß nichts Gu­tes. Sher­lock hat­te ihn of­fen­bar schon in die Sach­la­ge ein­ge­weiht, denn der gute In­spek­tor be­trach­te­te den jun­gen Voo­doo Hol­mes eben­so skep­tisch, wie ich mich fühl­te.
    „ Sehr be­dau­er­lich, Mr. Hol­mes, sehr be­dau­er­lich“, hüs­tel­te Ma­ddox, um sich dann dem jün­ge­ren Bru­der mit den Wor­ten zuzu­wen­den: „Es sind große Fuß­stap­fen, in die Sie da tre­ten, Mas­ter Hol­mes, sehr große Fuß­stap­fen.“
    Wenn Eng­län­der statt „Mis­ter“ die An­re­de „Mas­ter“ be­nut­zen, ist da­mit klar­ge­s­tellt, daß sie den da­mit An­ge­spro­che­nen nicht für voll neh­men. Es war Voo­doo Hol­mes nicht an­zu­mer­ken, ob er den Ver­weis ver­stand. Je­den­falls grins­te er über bei­de Oh­ren, als er ant­wor­te­te: „Wis­sen Sie, große Lat­schen sind oft ein Zei­chen von Platt­füßen. Und ge­ra­de bei den ita­lie­ni­schen Stie­feln kriegt ja man im­mer nur die klei­ne­ren Num­mern.“
     
     

2
    Es war kein ge­wöhn­li­cher Mord­fall, an den wir hier an­ge­setzt wur­den. I ch be­haup­te­te ja von An­fang an, die Sa­che habe et­was mit dem Ge­bäu­de in der Es­sex Road selbst zu tun, zu dem

Weitere Kostenlose Bücher