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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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und hol­te die Am­pho­re. Ich wuss­te, daß wei­ter kei­ne Zeit zu ver­lie­ren war, und schäm­te mich ein bis­schen, da ich die Am­pho­re noch nicht ge­rei­nigt hat­te. Wer aber hät­te ah­nen kön­nen, daß sie eine der­maßen zen­tra­le Rol­le ein­neh­men wür­de? Kaum in der Kam­mer an­ge­kom­men, ent­nahm ich ih­ren Stop­fen und stell­te sie auf den Kopf, um zu se­hen, ob sich ir­gend­wel­che Res­te in ihr be­fan­den. Tat­säch­lich: Es färb­te sich der Rand ein bis­schen mit ei­ner dicken, gold­gel­ben Flüs­sig­keit. Und nun ge­sch­ah das Un­ver­zeih­li­che: Ich leg­te mei­nen Fin­ger dar­auf, tränk­te ihn mit dem Öl, das da in der Fla­sche ver­blie­ben war, und leck­te ein­mal dar­an, um zu se­hen, wie es schmeck­te. Warum es un­ver­zeih­lich war, da­von wird noch zu spre­chen sein. Da­mals hat­te ich da­von kei­ne Ah­nung. Es schmeck­te nach Öl, das war al­les. Da es sich um et­was ganz Ge­ring­fü­gi­ges han­del­te, wisch­te ich noch ein­mal mit dem Fin­ger dar­über und schmier­te mir den Rest des Öls in die Klei­der, be­vor ich zu Hol­mes eil­te.
     
    Ge­mein­sam löf­fel­ten wir dann einen Teil des Schnees in die Am­pho­re, während Hol­mes laut über­leg­te: „Na­tür­lich ist die Fra­ge, ob sich der Eis­mann nun im Schmelzpro­zess in einen an­de­ren Ag­gre­gats­zu­stand auf­ge­löst ha­ben könn­te. Dann wäre er als Ge­spenst in die­sen Mau­ern eta­bliert und könn­te uns ge­fähr­lich wer­den.“
    „ Glau­ben Sie denn wirk­lich, daß er dann zum Bei­spiel eine schar­fe Waf­fe führen könn­te?“ frag­te ich, während mir et­was merk­wür­dig zu­mu­te wur­de.
    „ Ja die Fra­ge ist ge­nau die. Ent­we­der er ist ein Geist, der dann un­be­seel­te Ob­jek­te – zum Bei­spiel den auf ein Brett ge­na­gel­ten Kopf ei­nes Büf­fels - von der Wand lö­sen und da­mit einen Vor­über­ge­hen­den er­schla­gen könn­te. Der könn­te dann ein Schwert, wie es hier im Schloss oft über Feu­ers­tel­len gibt - weil der mit dem Schwert ge­kreuzte Le­bens­baum schließ­lich das Wap­pen der Cum­ber­ton-Shoy­les dars­tellt – her­ab­fal­len las­sen, kei­nes­wegs aber selbst in sei­ner Geis­ter­hand führen. Oder er ver­fügt über einen Me­cha­nis­mus, Ge­gen­stän­de oder auch Men­schen in einen Zu­stand des Flui­dums über­zu­führen und kann sie dann, wenn sie Dampf oder Ne­bel ge­wor­den sind wie er selbst, in sei­nem Reich auf glei­cher Au­gen­höhe be­kämp­fen. Dann könn­te er ih­nen auch mit ei­nem Schwert aus Was­ser­trop­fen den Kopf ab­schla­gen.“
    Ich be­müh­te mich, sei­nen Ge­dan­ken zu fol­gen, aber ich merk­te, daß mir der Kopf schwer wur­de. Hol­mes war das so­fort auf­ge­fal­len: „Was ist los, Wat­son?“
    Ich schüt­tel­te den Kopf, er­hob mich und merk­te, daß ich zu schnell auf­ge­stan­den war, denn mir schwan­den die Sin­ne.
    „ Wat­son!“ hör­te ich noch sei­nen be­sorg­ten Aus­ruf. Dann spür­te ich, daß er mich zum Sofa führ­te. Ich war froh, mei­ne Glie­der aus­zu­strecken. Eine un­ge­kann­te Schwäche hielt mich um­fasst. In dem Au­gen­blick konn­te ich mir nicht er­klären, wo­her sie stamm­te.
    „ Ich glau­be, das Kli­ma be­kommt Ih­nen nicht“, mein­te er, „mir üb­ri­gens auch nicht. Ich habe hier schon drei Ki­lo­gramm ver­lo­ren, und ich kann nicht sa­gen, warum.“
    „ Es ist kei­ne ge­sun­de Ge­gend“, mein­te ich, dank­bar dar­über, daß er sprach. Ich merk­te, daß von den Wor­ten und Ge­dan­ken auch mei­ne Kräf­te wie­der­kehr­ten.
    „ Ja, ich habe schon ei­ni­ge Tage ge­merkt, lie­ber Freund, daß Ih­nen die hie­si­gen Spei­sen auch nicht be­kom­men. Ich habe kei­ne Ah­nung, ob es dar­an liegt, aber mir wird schon übel, wenn ich an die Fi­sche den­ke, die man hier aus der Buch holt.
    „ Ja, sie ha­ben einen ei­gen­tüm­li­chen Ge­schmack“, gab ich mit schwa­cher Stim­me zu. Auch der Ge­dan­ke an die­se schwar­zen, glat­ten Fi­sche, die man uns in all den Wo­chen ser­viert hat­te, be­rei­te­te mir Übel­keit.
    „ Ich hof­fe, daß wir mit dem Kopf des Schnee­manns auch sei­ne Es­senz ge­bannt ha­ben“, sag­te Hol­mes.
    Ich kam nicht um­hin, an den Rest von Öl zu den­ken, der sich mitt­ler­wei­le im In­ne­ren der

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