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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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zog die Stirn kraus und frag­te ge­ra­de­aus: „Sa­gen Sie ein­mal, Sir Os­win, es han­delt sich bei der gan­zen An­ge­le­gen­heit doch nicht um eine In­sze­nie­rung Ih­rer­seits? Könn­te es sein, daß die Vor­gän­ge der ver­gan­ge­nen Nacht Aus­wüch­se des be­kann­ten Fa­mi­li­en­hu­mors sind?“
    Cum­ber­ton-Shoy­le: „In­wie­fern?“
    „ Also gut”, mein­te Hol­mes. „Als ich mich ges­tern auf den Bal­kon mei­nes Zim­mers be­gab, um noch et­was Luft zu schnap­pen, be­merk­te ich einen wei­ßen Sche­men auf der Au­ßen­sei­te des Schlos­ses, der zum Bal­kon Ih­rer Frau Ge­mah­lin hoch­ge­hievt wur­de – oder hoch kroch.“
    „ Ach ja?“
    „ Nach un­se­rer klei­nen Aus­ein­an­der­set­zung trat ich in die Kam­mer Lady El­ins ein und fand et­was Wei­ßes auf dem Bo­den. Of­fen­bar war es eine Skulp­tur in Eis, die auf dem Bal­kon ab­ge­s­tellt wor­den und dann zer­bro­chen war. Denk­bar ist es, daß man von ei­nem  Fens­ter un­ter dem Dach aus ein Seil die Au­ßen­mau­er hin­a­bließ, um den Trans­port die­ser Skulp­tur vor­zu­neh­men. Man hät­te es wahr­schein­lich so­gar in Ei­gen­re­gie be­werks­tel­li­gen kön­nen mit ei­ner selbstöff­nen­den Schlin­ge. Ein er­fah­re­ner See­mann dürf­te kei­ne Schwie­rig­kei­ten ha­ben, den ge­eig­ne­ten Kno­ten an­zu­le­gen.“
    „ Und was soll­te die­sen Je­mand – ich hof­fe, Sie in­si­nu­ie­ren nicht, das ich selbst da­mit et­was zu tun ge­habt ha­ben könn­te – nun dazu be­wegt ha­ben, eine Skulp­tur aus Eis dort ab­zus­tel­len?“
    „ Ein ge­wis­ser Sinn für Hu­mor, oder der Ver­such, mich ab­zu­len­ken. Es könn­te ja sein, daß man ei­nem De­tek­tiv, der sei­ne Fähig­kei­ten über­schätzt, eine falsche Fähr­te le­gen könn­te, nur um sich dar­über zu be­lus­ti­gen.“
    „ Ge­wiss, Hol­mes, der­glei­chen wäre mög­lich“, mein­te Cum­ber­ton-Shoy­le mit ei­nem ei­gen­ar­ti­gen Gluck­sen, „da brin­gen Sie mich ja di­rekt auf et­was. Aber an­de­rer­seits: Ich habe da­mit bes­timmt nichts zu tun, und die Nach­richt, daß je­mand einen Schnee­mann auf den Bal­kon mei­ner Frau hievt, be­ru­higt mich ge­ra­de nicht. Es ist ein merk­wür­di­ger Vor­fall. Au­ßer­dem: Wo­her ist denn zu die­ser Jah­res­zeit noch Schnee zu krie­gen?“
“Nun, es gibt Re­ser­voirs in Kühl­schrän­ken, neh­me ich an, so auch in Ih­ren Kü­chen. Au­ßer­dem scheint es ges­tern un­weit von hier zu Nie­der­gang von Ha­gel­kör­nern ge­kom­men zu sein.“
    Es ent­stand nun eine klei­ne Pau­se, die bei­de mit dem Paf­fen an ih­ren Rauch­werk­zeu­gen und mit dem Nip­pen am Sher­ry zu­brach­ten. Es war ein schweig­sa­mes Du­ell, das ich ge­bann­ten Au­ges ver­folg­te.
    Dann lach­te Cum­ber­ton-Shoy­le aber­mals, schüt­tel­te den Kopf und mein­te: „Und Sie den­ken, ich woll­te Sie an­schmie­ren?“
    „ Es wäre mög­lich“, sag­te Hol­mes, „aber selbst wenn es so sein soll­te, es wird Ih­nen nicht ge­lin­gen. So oder so wer­de ich das Rät­sel lö­sen.“
    „ An­ge­nom­men, ich habe da­mit nichts zu tun, und an­ge­nom­men, es gäbe auch kei­nen an­de­ren hier im Schloss, dem der­glei­chen ein­fie­le – und ich kann mir bei bes­tem Wil­len nicht vors­tel­len, daß ei­ner der Die­ner­schaft oder gar Elin einen ent­spre­chen­den Scherz aus­hecken könn­ten – gibt es nicht auch eine an­de­re Er­klärung für den merk­wür­di­gen Vor­fall? Um der Wahr­heit die Ehre zu ge­ben: Ich war au­ßer mir, es schi­en mir kei­ne klei­ne Thea­te­r­insze­nie­rung, son­dern eine ech­te, be­drücken­de Not­si­tua­ti­on vor­zu­lie­gen. Ich er­wach­te ... und ...“
    Un­ser Gast­ge­ber zö­ger­te, wei­ter­zu­spre­chen, und im Lau­fe des fol­gen­den Schwei­gens fiel mir auf, wie blass er war. Ich merk­te, daß ihm der kal­te Schweiß auf der Stir­ne stand, als er fort­fuhr: „Es war ein Alp­druck, den ich schwer er­klären kann. Es schi­en mir fast, ich sei nicht ich, son­dern ein an­de­rer. Viel­leicht ei­ner mei­ner Väter oder Großväter, und es schi­en mir eben­so, als be­fän­de ich mich gar nicht im Schloss, son­dern an­ders­wo. Ich war in Ge­fan­gen­schaft. Das Merk­wür­di­ge war ja, daß ich die Rü­stung

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