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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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längs­ten zu ver­har­ren. Ich hat­te manch­mal, wenn sie reg­los hin­ter ei­ner Säu­le stand, den Ein­druck, sie be­ob­ach­te je­man­den, und sei eine Ver­fol­ge­rin, die un­be­merkt selbst ver­folgt wird. Den Aus­s­tel­lungs­stücken schenk­te sie kei­ne Be­ach­tung, und sie las kei­ne er­klären­den Ta­feln. Ich folg­te ihr an je­nem Abend eine gute Stun­de lang durch das Ge­bäu­de. Als wir wie­der ins Freie ge­lan­gen, än­der­te sie au­gen­blick­lich ihre Gang­art, und als sie in die Rich­tung des Eif­fel­turms hin­streb­te, wur­de ihr Gang ziel­ge­rich­tet und ent­schlos­sen. Ich hat­te Mühe, mit ihr Schritt zu hal­ten. Der Turm war eben­so hell er­leuch­tet. Er hät­te das Ge­rüst ei­nes Welt­bal­les aus Papp­ma­sche ab­ge­ben sol­len, war aber dan­kens­wer­ter Wei­se von ei­ner der­ar­ti­gen Ver­stüm­me­lung ver­schont ge­blie­ben, er­hob sich in der Nähe mas­sig und zu­gleich fi­li­gran, sich aus un­über­seh­bar vie­len Stahl­stre­ben zum Turm flech­tend, aus dem Dun­kel der Nacht bis in schwin­del­er­re­gen­de Höhe hoch oben in der Nacht. Un­ten auf der Platt­form zwi­schen den Auf­gang­stür­men nahm die Men­ge an Dich­te zu, es wa­ren hier zahl­rei­che Ver­kaufs­stän­de ein­ge­rich­tet, die trotz so später Stun­de noch ge­öff­net hat­ten und sehr fre­quen­tiert wa­ren. Und an die­ser Stel­le ver­lor ich Elin dann auch. Ge­ra­de eben noch hat­te sie sich in die Nähe ei­nes der Tür­me be­ge­ben, doch als ich dort an­kam, wur­de ich selbst von ei­ner Auf­sichts­per­son zu­rück­ge­wie­sen, der Ein­gang sei ge­sperrt. Ich konn­te nicht mehr er­grün­den, ob sie an ihm vor­bei­ge­huscht war, und als ich ver­such­te, mit ei­nem Geld­schein die Pas­sa­ge zu erzwin­gen, wur­de ich von ei­ner Schimpf­ka­no­na­de über­schüt­tet. Ich lief noch ein­mal um den Turm und über des­sen Um­gren­zung hin­aus, sprang in die Höhe, um über die Köp­fe der Passan­ten zu blicken, doch es war al­les ver­geb­lich, ich hat­te sie aus den Au­gen ver­lo­ren.
     
    Im Ho­tel traf ich Hol­mes beim Ak­kor­de­on­spiel an. Er saß mit ei­ner größe­ren Grup­pe von Ein­hei­mi­schen da und sang ge­mein­sam mit zwei Clochards lauthals et­was Franzö­si­sches. Er tat, als hät­te er mich nicht ge­se­hen, und ich war be­reits an mei­nem drit­ten Sher­ry, bis er sei­ne Kum­pa­ne ver­ab­schie­de­te, und mich an die Bar führ­te, um sei­ner­seits einen Sher­ry zu neh­men. „Wat­son“, mein­te er mit ei­nem Au­gen­zwin­kern, „es ist ja fast so, als hät­ten Sie einen Geist ge­se­hen.“
    „ Für­wahr, das kann man sa­gen“, gab ich zu­rück, „ein Geist war es – aber nicht von der ed­len Sor­te.“
    „ Eine ge­mein­sa­me Be­kann­te?“ er­kun­dig­te er sich harm­los, was mich elek­tri­sier­te.
    „ Wo­her ...?“ frag­te ich, bass er­staunt.
    „ Also doch. Lady Cum­ber­ton, neh­me ich an?“
    „ Hol­mes! Die­sel­be. Und ich hat­te mir ei­gent­lich vor­ge­nom­men, Ih­nen da­von nichts zu sa­gen, nun, da der Fall ab­ge­schlos­sen ist.“
    „ Im Pa­last des Lich­tes, nicht wahr?“
    „ Ja – aber – wo­her wis­sen Sie das al­les?“ stam­mel­te ich rat­los.
    Wie­der zwin­ker­te er mit den Au­gen und for­der­te mich schwei­gend mit ei­nem Hand­zei­chen auf, ihm zu fol­gen. Es war schon spät ge­wor­den und der große Saal des „Bri­stol“, in dem wir das Din­ner ein­zu­neh­men pfleg­ten, lag im Zwie­licht, bis wir eine der Gas­lam­pen ent­zün­det hat­ten. Bei­na­he ein Drit­tel des Saa­l­es wur­de von ei­ner Büh­ne ein­ge­nom­men auf der man zum An­lass der Weltauss­tel­lung ein Mo­dell des Aus­s­tel­lungs­ge­län­des und der um­lie­gen­den In­nen­stadt er­rich­tet hat­te (üb­ri­gens sah man dar­auf auch das „Bri­stol“). Es war eine ein­drucks­vol­le Fleiß­ar­beit hem­mungs­lo­ser Bast­ler, die zwi­schen den Laub­sä­ge­struk­tu­ren auch zahl­rei­che Püpp­chen ab­ge­s­tellt hat­ten, die die Be­su­cher dars­tel­len soll­ten. Es han­del­te sich um Hun­der­te von der­glei­chen Nach­bil­dun­gen, Hol­mes aber lenk­te mei­ne Auf­merk­sam­keit auf zwei da­von, wo­bei ich einen Auf­schrei un­ter­drück­te: Eine der Pup­pen hat­te große

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