Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Kopfschmerzen, und verhexte es ein Magier, geriet man in fremde Gewalt. Deshalb schockierte es mich, daß Holmes offenbar einer jener Haarverhexer war. Offenbar hatte er schon auf Tyne, nachdem sich Lady Cumberton aus einem unerklärlichen Impuls heraus besagte Locke abrasierte (aber was heißt in dem Zusammenhang „unwillkürlich“? Ganz gewiss hatte Holmes schon damals seine Hand im Spiel gehabt, wahrscheinlich eine raffinierte Anordnung von Spiegeln, mit der er die junge Frau verhext hatte!) die Locke aus dem Spülbecken asserviert in der Absicht, sie dereinst für einen faulen Trick zu gebrauchen! Noch mehr aber machte mich betroffen, daß er mich durch seine Voodoo-Künste mit Elin zusammenband, und das auf einer Spielzeugbank auf einem Sperrholzmodellplatz in einer hölzernen Nachbildung! Den verstohlenen Blick, den ich schon seit einer Weile über die Vorterrasse hinaus auf eben diesen Platz zu werfen begonnen hatte, und meine merkwürdige Getriebenheit konnte Holmes nicht entgegen sein. Schon fühlte ich die Fortsetzung des Zaubers, überlegte mir, ob ich nachsehen sollte, ob Elin schon dort eingetroffen war, spürten den Impuls, hinaus vor das Hotel zu laufen und mich dort schon einmal auf die Bank zu setzen und auf sie zu warten – man konnte ja nie wissen. Aber das war ja gerade das Beklemmende, was wollte ich denn wissen, was ging es mich an, was wollte ich dort auf der Bank, warum, war ich denn wirklich so abergläubisch, an dergleichen Zaubertricks zu glauben?
„ Holmes“, würgte ich hervor, „das ist eine ganz üble Sache.“
„ Nicht ungefährlich“, gab er zu, „aber doch notwendig.“ Da er meine Unruhe bemerkte, erbarmte er sich und trat zum Modell, nahm „meine“ Puppe und entfernte sie aus dem Spiel. Augenblicklich fiel die Anspannung, die gedrängte Unruhe, von der ich eben noch befangen gewesen war, von mir ab, und ich atmete tief durch. Ich streckte meine Hand nach der Puppe aus, aber Holmes schüttelte den Kopf. „Die wird noch gebraucht“, sagte er, „und das bald.“
Wir löschten das Licht und kehrten in den ersten Stock in unsere Suite zurück. Es war etwas kühl geworden, weshalb ich dankbar war, daß unterdessen das Feuer im Kamin angeschürt worden war.
„ Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig“, sagte Holmes, „und die sollen Sie haben. Ich muß dazu aber etwas weiter ausholen. Sie werden sich entsinnen, daß ich auf Tyne einen Brief erwähnte, eines gewissen Strein zur Sünnitz, den ich in der Bibliothek gefunden hatte. Er war an unsere Elin gerichtet und pries sie als „Kulturschöpferin“ und „Kulturerhalterin“, da sie blond sei. Er vermutete das „Götterelektron“ in ihr, und riet ihr streng davon ab, sich mit „minderrassigen Männern oder Halbaffen“ einzulassen. Diese hätten zwar die „stärkere Manneskraft“, doch damit werde ihr „Rasse verdorben“.“
„ Ach Gott, ja“, sagte ich, ratlos.
„ Ja, es sind krause und gefährliche Vorstellungen. Und doch weckte der Begriff des Götterelektrons in mir einige Assoziationen, denn es war dem Brief ein Aufsatz darüber beigelegt, aus dem ich ja damals zitierte. Sie werden sich erinnern, daß ich die Überzeugung vertrat, es sei gefährlich, sich mit dem Eismenschen einzulassen, denn es könne sich bei ihm tatsächlich um Thor, den Blitzeschleuderer handeln, also einen Gott.“
„ Ja, das ist wahr. Wovon sich Lord Cumberton aber leider nicht abhalten ließ.“
„ Was ihm zum Verderben wurde, ja. Der Gott entführte Lady Cumberton und ließ unseren Gastgeber leblos zurück.“
„ Enthauptet“, ergänzte ich trist.
„ Dabei geschah in der Wirklichkeit eigentlich genau das, was dieser Strein zur Sünnitz angedroht hatte. Die Sache ließ mir keine Ruhe, und
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