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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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ihr Le­ben ge­ret­tet wer­den konn­te. Die Tür barst, als wir uns ge­mein­sam da­ge­gen war­fen, und wir fie­len in schwar­zes, rußi­ges Ge­mach, das bei­na­he schon aus­ge­brannt war. Was aus Holz ge­fer­tigt war, glüh­te noch, der stei­ner­ne Rest war so heiß, daß die Haut un­se­rer Hän­de, als wir uns er­ho­ben, von der Hit­ze Bla­sen wer­fen wür­de. Drau­ßen auf dem Bal­kon war da eine Be­we­gung, und dann ver­gaß ich al­les um mich vor Schreck und Ver­wun­de­rung: Dort auf der Brü­stung stand ein We­sen, ja, man konn­te es so nen­nen, es schi­en dort zu ste­hen, aus Dampf. Es war eine Rauch­säu­le, und in die­ser Säu­le wim­mel­te et­was, wie von tau­send auf den Bal­kon ge­flüch­te­ten Rat­ten, und über die­ser Säu­le hing ein Man­tel, der mich fa­tal an den so­ge­nann­ten Scha­bracken­man­tel er­in­ner­te, eine je­ner Wol­ken­for­ma­tio­nen, und ganz oben, als sich die­ses We­sen lang­sam er­hob wie ein Vo­gel, lug­te eine Hand her­vor, an der ein Schä­del bau­mel­te, ein Schä­del, des­sen Ge­sicht nur für Se­kun­den­bruch­tei­le zu se­hen war, und das doch ohne Zwei­fel un­se­rem Gast­ge­ber ge­hört hat­te. Un­be­seelt, mas­ken­haft blink­te es dort auf, und dann ver­nahm man das schar­fe Ge­räusch ei­ner um­schla­gen­den Wind­bö und sah das We­sen wei­ter stei­gen, mit größe­rer Ge­schwin­dig­keit, und sah da­bei fast nur den Man­tel, un­ter dem et­was wie Rauch her­vor­quoll, und nicht ein­mal mehr den Schä­del, es war zu weit. We­nig später tauch­te die­se Er­schei­nung in Wol­ken und Nacht ab. Als aber die Dienst­bo­ten mit Fackeln in die Kam­mer stürz­ten, ent­deck­ten sie nichts als den ent­seel­ten Leib ih­rer Lord­schaft, und sa­hen uns wie sei­ne Mör­der über der kopf­lo­sen Lei­che ste­hen. Das Merk­wür­di­ge dar­an aber: Die Am­pho­re, das Ton­ge­fäß, das ge­raub­te al­tägyp­ti­sche Ge­schenk ei­nes Kli­en­ten, des­sen Name mir im­mer noch nicht ein­fal­len woll­te, die­se Am­pho­re lag vor der Lei­che, und das in ei­ner Po­si­ti­on, als könn­te es sich da­bei um den Kopf sei­ner Lord­schaft han­deln. Erst als wir die Am­pho­re zur Sei­te roll­ten, sah man, daß er tat­säch­lich kopf­los war, und als wir die Am­pho­re auf­ho­ben und ihr in den Schna­bel guck­ten, war dort nur Lee­re.
     
     
    11
    Die Heim­fahrt war schreck­lich, und am Bahn­hof er­war­te­te uns dann Sher­lock. Der Zug fuhr in den späten Abend­stun­den in den Kopf­bahn­hof ein, und es brann­ten die Gas­la­ter­nen. Viel­leicht er­schi­en es mir des­halb so, als ob mein Freund um Jah­re ge­al­tert wäre. Er lächel­te nicht, als er uns mit den Kof­fern half, und ich konn­te es ihm nicht ver­den­ken. Und dann, als wir auf den Vor­platz tra­ten, reg­ne­te es, und das mit ei­ner sol­chen Wucht, wie es selbst für Lon­don un­ge­wöhn­lich ist. Voo­doo schi­en das al­les nicht an­zu­fech­ten, denn nach­dem er sei­nen Bru­der um ei­ni­ge Pfund an­ge­schnorrt hat­te, hüpf­te er in eine Drosch­ke, um zum Lei­ces­ter Squa­re zu fah­ren, denn er hat­te in der Abend­zei­tung ge­le­sen, daß Sa­rah Bern­hardt im Dor­che­s­ter eine Spät­vors­tel­lung gab. 
    Sher­lock und ich hat­ten gute Schir­me da­bei, und so gin­gen wir nun wie ein äl­te­res Ehe­paar ne­ben­ein­an­der her und zogen Bi­lanz. Mir war klar, daß mein Freund zu­erst sei­nen Ge­fühlen Luft ma­chen mußte, und hör­te zu, wie er von „Schan­de“ und „Skan­dal“ sprach und „gu­ten Na­men ver­lo­ren“. Zwei­felsoh­ne wür­de dies der ers­te Fall sein, bei dem ein Hol­mes’scher Auf­trag­ge­ber sprich­wört­lich den Kopf ver­lo­ren hat­te. Weit schlim­mer aber war die Tat­sa­che, daß in dem Wirr­warr, das aus mei­nen Brie­fen von Schloss Tyne sprach, nichts als Hilf­lo­sig­keit ge­spro­chen hat­te, so Sher­lock. „Ich habe Sie ge­be­ten, auf den Jun­gen auf­zu­pas­sen“, er­mahn­te er mich, „und was ge­schieht: Sie über­las­sen ihm, dem Un­er­fah­re­nen, das Feld. Und jetzt ist ein­ge­tre­ten, was ich die gan­ze Zeit be­fürch­te­te, der größt­mög­li­che Scha­den. Sei­ne Lord­schaft ist tot, sei­ne Ehe­frau ver­schwun­den, und das Schloss ab­ge­brannt. Also, nun ein­mal ganz

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