Voodoo Holmes Stories
meine Neigungen, Mr. Holmes.“
„Also nein. Wessen Geliebte war sie?“
„Wenn ich es wüsste, hätte ich das längst Inspektor Maddox mitgeteilt.“
„Gewiss. Obwohl: Dem Inhalt Ihrer Romane nach zu urteilen, halten Sie wenig von der Zusammenarbeit mit der Polizei. Sie haben geradezu ein Faible für Giftmorde, Madame.“
„Ich habe nie über Scotland Yard geschrieben, Mr. Holmes. Meine Periode ist die Renaissance. Hätte ich aber Scotland Yard erwähnt, hätte ich gewiss darauf geachtet, einen anderen Eindruck beim Leser zu erwecken. Im Übrigen wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich mit Monsieur oder Sir anreden würden. Eine Frage der Etikette, Mr. Holmes. Man kennt mich nur so.“
„In der Tat. Dann beliebt es Ihnen, zu erzählen, wie das Sommerhaus in Ihren Besitz kam, Sir?“
„Es war ein Geschenk meines Vaters.“
„Und wie kam es in dessen Besitz?“
„Er erbte es von seinem Dienstherrn, Lord Camden-Heresford, als er starb. Das war vor sieben Jahren. Der Garten ist ein Überrest des ursprünglichen Besitzes. Wo einst das Herrenhaus war, stehen heute die Villen der Neureichen. Die Erbengemeinschaft hat es verkauft, nur der Garten blieb, den mein Vater einst verwaltete.“
„Es war ein Lustgarten, nicht wahr?“
„Ja, mit allem, was dazu gehört. Ich sehe, Sie haben bereits Erkundigungen eingezogen, Mr. Holmes. Sie sind eine erfreuliche Abwechslung im Vergleich zu Ihrem Bruder. Wenn er meine Geruchsempfindung nicht als weibliche Hysterie abgetan hätte, wäre die Dame vielleicht noch am Leben.“
„Ihren Hilfeschrei hat er wohl vernommen, Sir, aber ich gebe zu, er hat ihn nicht verstanden. Aber es lag wohl auch an der Dame. Sie hatte einen aufdringlichen Duft. Früher oder später wird einem so was zum Verhängnis.“
„Haben Sie noch andere Fragen?“ T. wirkte sichtlich angespannt und hätte uns am Liebsten so schnell wie möglich hinaus komplimentiert, das merkte man.
„Welche Pläne hegen Sie für die Zukunft, Mr. T.?“
„Wie bitte?“
„Was haben Sie vor? Denken Sie daran, einmal eine Familie zu gründen?“
Es war schwierig, den Gesichtsaudruck zu deuten, den der Schriftsteller zeigte. Danach schien er in sich zusammenzufallen und meinte mit einer Stimme, die sichtlich die einer Frau war: „Es gibt Wünsche, von denen man nicht weiß, ob man sich auch wünschen soll, dass sie in Erfüllung gehen. Ja, wenn Sie so direkt ragen, würde ich mir wünschen, eines Tages Familie zu haben. Aber verstehen Sie mich nicht falsch, meine Herren. Ich habe meine Familie, meine Eltern, um die ich mich sorgen muss, und das Alter ist nicht unser Freund, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Gewissermaßen ja, Sir“, sagte Holmes, und erhob sich.
Während wir uns zu Fuß auf den Weg nach Scotland Yard begaben, bemerkte ich lobend: „Ich muss Ihnen mein Kompliment aussprechen, Holmes. Ihr Verhörstil ist ausgefeilt und feinfühlig, ganz Ihr Bruder. Nur der Einstieg war vielleicht etwas abrupt, meinen Sie nicht?“
Er blicke mich kurz an, bevor er bemerkte. „Befindet sich in Ihrem Bekanntenkreis eine klatschsüchtige Person, jemand mit einem ausgeprägten Sinn für die Vorlieben und Neigungen der besseren Gesellschaft?“
„Sie wollen wissen, wo T. seine Tinte eintaucht, Holmes?“
„Gewissermaßen.“
„Da empfehle ich einen Kollegen von mir, Arthur Winston. Er schreibt für den Telegraph. Der Mann weiß bestens Bescheid. Während Sie mit Maddox konferieren, läute ich ihn einmal kurz an. Sonst trifft man ihn abends im Shay-Club.“
Die polizeilichen Ermittlungen waren zu dem Zeitpunkt noch nicht weit gediehen, und vielleicht war Maddox auch geneigt, sich nicht von einem jungen Spund wie Voodoo Holmes in die Karten schauen zu lassen, jedenfalls beschränkte er sich auf Folgendes:
Die Tote war unidentifiziert. Sie mochte etwas 30 Jahre alt sein, kleidete sich wie jemand aus der besseren Gesellschaft und hatte manükierte Hände, sichtlich keine Arbeit gewohnt waren. Sie hatte keine Handtasche bei sich, woraus Maddox schloss, dass der Würger sie beraubt hatte. „Ein Gelegenheitsmord, Mr. Holmes. Offenbar verfolgte er die Dame in den Garten in der Hoffnung, sie zu berauben. Als er ihr in das Sommerhaus nachging, mochten ihn Gedanken an einen Lustmord angetrieben zu haben.“
„Was glauben Sie, warum hat er ihren Kopf so zugerichtet?“
„Vielleicht, weil ihn ihre toten Augen anstarrten. Anklagend, Sie verstehen, was ich meine?“
„Hmm.“ Holmes blätterte die
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