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Voodoo Holmes Stories

Voodoo Holmes Stories

Titel: Voodoo Holmes Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Skizzen durch, die man vom Sommerhaus und seiner Ausstattung gemacht hatte. Diese waren so detailliert, man hatte sich sogar Mühe gemacht, das Türschloss zu zeichnen. „Wie kam sie ins Haus?“ fragte er dann.
    „Das können wir nicht sagen. Die Tür könnte offen gewesen sein. Es gab keinen Hinweis auf einen Einbruch.“
    „Wer fand die Tote?“
    „Der Eigentümer, Mr. T.“
    Maddox zog das Vernehmungsprotokoll heran und las vor. „Gegen zehn Uhr abends betrat ich das Sommerhaus in der Absicht, dort zu nächtigen, da ich mich an diesem Abend etwas zu lange in den Kensington Gardens aufgehalten hatte. Als ich in die Vorhalle trat, nahm ich einen süßlichen Geruch wahr, der sich in der Folge als Verwesungsgestank entpuppte. Die Tote lag an der Wand mit verdrehten Gliedmaßen, als wollte sie einen Schlag abwehren oder sich winden vor Schmerz. Sie schien mir im Todeskampf die Wand hoch kriechen gewollt zu haben. Ich war unwillkürlich an die Lakoongruppe erinnert.“
    Maddox, der das alles im etwas mechanischen Tonfall vorgelesen hatte, ließ nun das Monokel mit einem bezeichnenden Grinsen aus der Halterung seines rechten Auges schnellen und meinte: „Griechische Skulptur, wie ich erfahren habe. Lakoon und seine Söhne, von Schlangen erwürgt. Hat mit der Sache nichts zu tun, aber ich glaube, das Wort lakonisch kommt davon.“
    „Ja, die Bewohner Lakoniens waren recht wortkarg“, stimmte Holmes zu.
    „Und so etwas in einem Vernehmungsprotokoll. Ein gutes Beispiel für die überspannte Ausdrucksweise von Schriftstellern. Ein bisschen mehr Lakonie könnte denen auch nicht schaden, nicht wahr, Holmes?“ Und hier brach Maddox über seinen Wortwitz in bellendes Gelächter aus, das ihn aufgrund seines Schnauzers immer wie ein schnaufendes Walross wirken ließ.
    „In der Tat, weniger Lakonie“, grinste Holmes mit. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, es war ihm nicht ganz ernst damit.
     
    Einige Stunden später verstand ich den feinen Unterton der Skepsis oder des Spotts, den Voodoo hatte anklingen lassen. Es war offenkundig, dass T. bewusst oder unbewusst mit dem Hinweis auf Lakoons Tod eine Spur gesät hatte, wie uns mein alter Trinkkumpan Arthur vom Telegraph erzählte. Angeblich sollte nämlich ein Fluch auf dem Gartenhaus lasten. „Lord Camden unterhielt in dem Lustgarten eine Schlangenzucht oder Sammlung, und es scheint dort wiederholt passiert zu sein, dass Schlangen in den Garten entkamen. Gut für den Kampf gegen Ratten und Mäuse, doch im Laufe des Jahres sind dort in der Gegen wiederholt Menschen unter mysteriösen Umständen verstorben. Ob man dabei immer Bissspuren feststellen konnte, weiß keiner, denn es wurde alles vertuscht, und seitdem dort ein Nobelviertel entstanden ist, spricht man von der Sache nicht mehr, um niemanden zu vergraulen. So gesehen war es ein vergiftetes Geschenk, das Lord Camden seinem Gärtner und dieser seiner Tochter vermachte – Sie wissen doch, dass es sich bei Mr. T. um eine Frau handelt, nicht wahr – Denn man nennt das Gartenhaus nur das Schlangenhaus und den Garten den Schlangengarten, obwohl ja angeblich in den letzten Jahren dort keine Tiere mehr gesehen worden sein sollen.“
    „Und Mr. Ts Vater war damals im Umgang mit den Schlangen geübt?“
    „Ja, er war gewissermaßen der Aufseher.“
    „Sagen Sie, Mr. Winston, welchen Umgang pflegt unser Mr. T?“
    „Er verkehrt ausschließlich in Herrenkreisen. Es ist eine flotte Gesellschaft, die gern im Wagen übers Land fährt oder nach Brighton an die See. Es sind sportliche Menschen. Sie reiten, jagen und spielen Tennis.“
    „Und darunter ist Mr. T. die einzige Dame?“
    „Es scheint fast so, ja.“
    „Wäre es denkbar, dass sie das Schlangenhaus dieser Truppe für ihre Vergnügungen zur Verfügung stellt?“
    „Nein, das glaube ich nicht. Schlangenhaus – Sie müssen wissen, davon wusste eigentlich niemand. Es ist eines dieser Dinge, die kennt man in Kensington, aber der schicke Set verkehrt nicht in der Gegend. Zumindest noch nicht.“
    „Können Sie uns die Namen der Männer nennen, mit denen Mr. T. besonders häufig gesehen wird?“
    Mr. Winston kritzelte bereitwillig ein paar Namen auf einen Zettel.
    „Wenn es darauf hinausläuft, dann tippe ich auf den da. Mr. Strandham. Oh ja, ich kann mir vorstellen, der mit Moschusdüften verkehrt, Mr. Holmes.“
     
    Am folgenden Abend bestellte mich der junge Holmes nach Kensington in eine Kneipe, die ganz in der Nähe des Gartenhauses lag. Während ich den

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