Voodoo in London
den anderen Stadtteilen absetzen sollen. Es war nicht gelungen. Dieser Typ hatte durchgedreht und brachte es womöglich fertig, den großen Plan zum Scheitern zu verurteilen.
Dem musste man einen Riegel vorsetzen.
King Grenada wusste, dass Mac Familie hatte. Zwei Zombies würden sich auf die Frau und die Kinder ebenso freuen, wie er sich auf die Weintrauben, die frisch abgewaschen in einer goldenen Schale vor ihm auf dem Tisch lagen.
Bisher hatte er noch keine Nachricht erhalten, aber es würde schon alles glatt gehen, dessen war er sicher.
Der King sah die Trauben. Noch lagen Wassertropfen wie kleine, kostbare Perlen auf ihnen, und Grenada leckte mit seiner rosigen Zunge über die dicken Wulstlippen. Das würde ein Genuss werden. Seine linke Hand kroch über den Tisch. Die Wurstfinger gerieten in den Schein der Deckenleuchte. Das Licht fiel senkrecht nach unten, strahlte auf die Trauben und beleuchtete jetzt auch die Hand des Mannes. Es waren tatsächlich Wurstfinger. Man konnte sie als widerlich bezeichnen, und alle, bis auf den Daumen, waren beringt. Protzig wirkte das Gold. Kalt schimmerte das Feuer der in die Ringe eingearbeiteten Diamanten. Wenn ihn jemand auf die Ringe ansprach, pflegte er zu sagen, dass in ihnen das Feuer der Hölle wohnte.
Seine rechte Hand war nicht beringt. Sie benötigte er, um den geheimnisvollen Totemstab zu halten, dessen Köpfe prall mit der Magie des längst vermoderten Medizinmannes gefüllt waren. Vier Trauben pflückte er ab. Und es knackte ebenso, als er sie der Reihe nach zerbiss. Der King liebte Weintrauben. Sie mussten immer bereitstehen. Zu jeder Jahreszeit. Und wenn sie noch so teuer waren, er brauchte sie.
Waren sie, was auch mal vorkommen konnte, von der Qualität her schlechter und die Laune des Kings entsprechend, ließ er seine schwere Faust auf alle Trauben klatschen und zerquetschte sie zu einem geleeartigen Brei. Danach mussten sofort neue, bessere herbeigeschafft werden. Geschah dies nicht, roch die Luft nach Mord und Gewalt. Diese Trauben schmeckten ihm. Auf seinem hochlehnigen Stuhl aus schwarzem Holz hatte er sich zurückgedrückt und aß schmatzend Traube für Traube. Manchmal rann ihm der Saft aus dem kleinen Mund, der so gar nicht zu den übrigen Proportionen des Körpers passen wollte, aber das störte ihn nicht.
Wo Grenada einmal hockte, da blieb er auch sitzen. Dies hier war sein Lieblingsplatz. Alles befand sich in Reichweite. Der Voodoo-Stab, die beiden Monitore zur Überwachung, der kleine Computer, ein liebes Spielgerät, das Telefon und natürlich die Trauben. Wenn er allein war und genießen wollte, ließ er nur eine Lampe brennen. Bekam er jedoch Besuch, schaltete er die Strahler hinter sich an, und sie blendeten nicht ihn, sondern die Ankömmlinge. Die Fenster hatte er zumauern und die Wände schwarz tapezieren lassen, mit dicken roten Blutstropfen als Muster.
Fast die Hälfte der Trauben hatte er bereits vertilgt, als das Telefon anschlug. Es war nur ein leises Summen, kein schrilles Geräusch, aber es ärgerte den King in diesem Augenblick. Er legte einen Hebel zurück und sprach in den Lautsprecher.
»Was ist?«
»Darf ich kommen, King?«
Grenadas fleischige Wangen zuckten Sein erster Leibwächter und Vertrauter hatte ihm diese Frage gestellt. »Ja, komm her zu mir.«
»Danke, King!« Auch als erster Leibwächter musste man Grenada mit ausgesuchter Höflichkeit begegnen, das bat er sich aus. Wer es nicht tat, wurde zusammen mit Ratten in einen Käfig gesperrt. Im Ausklügeln irgendwelcher Strafen war er ein wahrer Weltmeister. Er griff wieder zu den Weintrauben. Zwei knackte er ab, steckte sie in den Mund, zerbiss sie und begann zu fluchen.
Plötzlich schmeckten sie ihm nicht mehr. Wütend drehte er den Kopf zur Seite und spie das Zeug auf den kostbaren schwarzen Marmorboden. Dieses Zeichen war eine Warnung. Wenn ihm die Trauben nicht mundeten, lag etwas in der Luft, dann hatte es Ärger gegeben, und sicherlich brachte Querada schlimme Nachrichten.
Sollte es der verdammte Taxifahrer trotz allem geschafft haben? Er spie noch einmal aus und wartete ab. Es klopfte dreimal. Queradas Zeichen.
Erfolgte keine Aufforderung, durfte der Besucher eintreten. King Grenada schaute auf den äußeren Monitor. Dort sah er das Bild seines Leibwächters, wie er vor der Tür stand.
King öffnete per Fernbedienung.
Querada kam. Sacht trat er über die Schwelle. Bei anderen Besuchern schaltete der King in dem Augenblick immer das Blendlicht bei, bei
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