Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
Vom Netzwerk:
seinen Zauber, machte ihn lockerer.
    »Und wie war’s in Shitty City? Sie waren doch da heute, oder?«, fragte Huxley und steckte sich eine Zigarette an. Max warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
    »Kommen Sie, Max. Sie müffeln, als wären Sie von einem Stinktier angefallen worden«, lachte Huxley. »Wissen Sie, warum man hier immer sofort weiß, wenn ein Aufstand droht? Weil dann der gleiche Gestank in der Luft liegt, den Sie jetzt verbreiten: der Gestank von Shitty City. Wenn die Menschen aus Cité Soleil nach Port-au-Prince ziehen, um die Regierung zu stürzen, rümpfen die Wolken die Nase, der Wind bläst in die andere Richtung, und die Vögel fallen vom Himmel. Ich kenne diesen Geruch. Mir können Sie nichts vormachen, Mingus. Ich bin hier geboren.«
    Max fiel auf, dass er noch immer seine Wegwerfstiefel trug, an denen bis zu den Zehenkappen der Matsch von Cité Soleil klebte.
    »Tut mir leid.«
    »Macht nichts. Und, haben Sie was gefunden?«, fragte Huxley.
    »Nicht viel«, antwortete Max. Er hatte nicht vor, Huxley zu berichten, was er gesehen hatte. »Nur so eine Art Hilfsaktion – Vincent Pauls Wohltätigkeitsprojekt.«
    »Die grünen Zelte? Ja, dafür ist er berühmt. Deshalb lieben ihn die Leute in den Slums. Er sorgt für sie. Von dieser geheimnisvollen Stadt, die er angeblich irgendwo gebaut haben soll, wird behauptet, dass es da Schulen und Krankenhäuser für die Armen gibt. Alles kostenlos, bezahlt von den Profiten aus den Drogengeschäften. Der Typ ist ein Kokain-Castro.«
    Max lachte.
    »Wissen Sie, wo diese Stadt ist?«
    »Nein. Das ist wie mit Eldorado. Kein Mensch weiß, wo es liegt oder wie man hinkommt, aber alle schwören, dass es das wirklich gibt. Sie wissen ja, wie das hier ist«, sagte Huxley. »Wie laufen die Ermittlungen?«
    »Noch ganz am Anfang«, sagte Max und kippte den Rum.
    Die Amerikaner kamen herein. Marines, ungefähr dreißig. Sie liefen mit schweren Schritten durch die Bar und hinaus auf die Straße, alle bewaffnet, alle mit geschwärzten Gesichtern und von Kopf bis Fuß in Kampfausrüstung.
    »Was ist los? Eine Razzia?«, fragte Max leise.
    »Nein.« Huxley grinste und sah den Soldaten kopfschüttelnd nach. »Wissen Sie, wie diese so genannte Invasion gelaufen ist? Es wurde nicht ein einziger Schuss abgegeben. Keine Gegenwehr. Viele Soldaten sind angepisst, weil es keine Kämpfe gegeben hat, deshalb ziehen sie alle paar Wochen in die Stadt runter und spielen Krieg mit den UN-Truppen. Die Jungs von der UN müssen die alten Kasernen in Carrefour in Port-au-Prince verteidigen, die Marines müssen sie einnehmen.«
    »Ein Riesenspaß«, sagte Max sarkastisch.
    »Hat nur einen Haken.«
    »Und zwar?«
    »Sie schießen scharf.«
    »Quatsch!«
    »Ist wahr.«
    »Nein!«
    »Bei meiner Mutter.«
    »Lebt die noch?«
    »Ja, sicher.« Huxley lachte.
    »Und gibt’s Tote?«
    »Nicht so viele, wie man denken könnte. Ein paar Opfer hat es auf beiden Seiten gegeben, aber die Militärführung hat das unter den Teppich gekehrt und als feindlichen Angriff oder Friendly Fire ausgegeben.«
    »Ich glaub’s trotzdem nicht«, lachte Max.
    »Das habe ich auch nicht, bis ich’s mit eigenen Augen gesehen habe«, sagte Huxley und stand auf.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich habe eine Videokamera im Auto. Vielleicht erwische ich einen der Jungs, wie er getroffen wird, dann kann ich die Aufnahmen an CNN verkaufen.«
    »Und ich dachte, Sie sind der noblen Sache wegen hier«, sagte Max.
    »Bin ich auch. Aber von irgendwo muss das Geld ja herkommen«, lachte Huxley. »Wollen Sie mitkommen?«
    »Heute nicht. Ich hab einen anstrengenden Tag hinter mir. Vielleicht ein anderes Mal. Und lassen Sie sich nicht erschießen.«
    »Sie auch nicht. Passen Sie auf sich auf.«
    Sie gaben sich die Hand. Huxley eilte den Soldaten hinterher. Max bestellte noch einen Rum und starrte die noch glimmende Zigarettenkippe an, die der Journalist zurückgelassen hatte, schaute dem Rauch nach bis zur Decke. Es war ihm egal, ob die Geschichte, die er gerade gehört hatte, wahr war oder nicht. Es war eine gute Geschichte, und sie hatte ihn zum Lachen gebracht. Genau das, was er jetzt gebraucht hatte.

30
    Am nächsten Morgen rief Max bei Allain Carver an und verkündete ihm, er wolle alle Dienstboten befragen, die zur Zeit von Charlies Entführung für die Familie gearbeitet hatten.
    Allain versprach, alles für den nächsten Tag zu arrangieren.

    Die Befragung der Dienstboten fand in einem kleinen Zimmer im ersten Stock des

Weitere Kostenlose Bücher