Voodoo
sie sagte.
»Was haben Sie getan, um Eddie und Mrs. Carver zusammenzubringen?«
»Was habe ich nicht getan? Ich habe alles versucht, was ich wusste. Nichts hat funktioniert.«
»Ist Ihnen das schon mal passiert?«
»Nein.«
»Haben Sie Eddie das gesagt?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Er hat mich nicht dafür bezahlt, dass ich versage.«
»Also haben Sie ihn angelogen?«
»Nein. Ich habe etwas anderes versucht, eine sehr seltene Zeremonie, die man nur aus schierer Verzweiflung macht. Sehr gefährlich.«
»Was war das?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, sagte sie. »Und ich werde es nicht.«
»Warum nicht?«
»Es ist mir nicht erlaubt, darüber zu sprechen.«
Sie sah ein klein wenig verängstigt aus. Max drängte sie nicht weiter.
»Und hat das funktioniert?«
»Ja, am Anfang ja.«
»Wie?«
»Eddie hat mir erzählt, er habe die Gelegenheit, mit der Carver abzuhauen.«
»Abhauen? Sie meinen durchbrennen?«
»Ja.«
»Und ist er da etwas genauer geworden?«
»Nein.«
»Und Sie haben ihn nicht gefragt, weil es Sie nicht interessiert hat?«, sagte Max.
Sie nickte.
»Und was ist schiefgelaufen?«
»Eddie ist tot. Schiefer kann es nicht laufen.«
»Wer hat Ihnen von seinem Tod erzählt?«
»Er selbst.«
»Wer? Eddie?«
»Ja«, antwortete sie.
»Wie hat er das denn angestellt?«
Sie zog sich wieder näher an den Tisch heran.
»Wollen Sie das wirklich wissen?«
Von Nahem roch sie nach Mentholzigaretten.
»Ja«, sagte Max. »Das will ich.«
»Sind Sie ein schreckhafter Mensch?«
»Nein.«
»Na dann.« Mercedes ließ sich nach hinten rollen und sprach leise auf Kreolisch mit Philippe.
»Könnten Sie beide aufstehen und vom Tisch weggehen, damit wir alles vorbereiten können?«, sagte Philippe, stand vom Hocker auf und deutete unbestimmt nach rechts.
Max und Chantale stellten sich neben die Tür. An der Wand hingen von der Decke bis zum Fußboden hölzerne Schauregale, insgesamt zwanzig Fächer. In jedem stand ein dickes, zylinderförmiges Glas mit einer durchsichtigen, gelblichen Flüssigkeit, in der der jeweilige Inhalt schwebte. Max ließ den Blick über die Gläser wandern und sah ein riesiges Ei, eine schwarze Mamba, einen kleinen Fuß, eine Fledermaus, ein menschliches Herz, eine dicke Kröte, eine Hühnerklaue, eine Goldbrosche, eine Eidechse, die Hand eines Mannes …
»Wozu ist das gut?«, flüsterte er Chantale ins Ohr.
»Zauber. Gute und böse. Meine Mutter hat auch ein paar davon. Mit dem Ei kann man eine Frau fruchtbar oder unfruchtbar machen«, sagte sie, dann zeigte sie auf den Fuß, der, wie Max bemerkte, direkt über dem Knöchel sauber abgesägt worden war. »Mit dem Fuß kann man Knochenbrüche heilen oder einen Menschen zum Krüppel machen.« Dann lenkte sie Max’ Aufmerksamkeit auf die Hand, die schrumpelig war und von grüngrauer Farbe. »Das ist die Hand eines verheirateten Mannes. Sehen Sie den Ehering?« Er bemerkte den blassen goldenen Ring, der lose am Ringfinger hing. »Damit kann man eine Ehe zustande kommen lassen oder zerstören. Alles, was Sie hier sehen, kann auf zwei Arten verwendet werden. Es hängt alles davon ab, wer den Zauber erbittet und wer ihn spricht. Die guten Zauber werden vor Mitternacht gemacht, die bösen danach. Aber ich glaube nicht, dass hier allzu viele gute gesprochen werden.«
»Wie sind die an die Sachen gekommen?«, fragte Max.
»Gekauft.«
»Wo?«
»Hier gibt es alles zu kaufen, Max«, sagte sie. »Sogar die Zukunft.«
Er schaute sich um, um zu sehen, was die Leballecs taten.
Philippe hatte da, wo sie gesessen hatten, das Tischtuch zurückgeschlagen, sodass das lackierte Holz zu sehen war. In die Tischplatte waren Markierungen von unterschiedlicher Größe eingeritzt, die Einkerbungen schwarz ausgemalt. Was zuerst ins Auge fiel, waren die Buchstaben des Alphabets, die Mercedes gegenüber in zwei Bögen von A bis M und von N bis Z angeordnet waren. Darunter in gerader Linie die Zahlen von 1 bis 10. In den oberen Ecken standen die Wörter Oui und Non , unten Au revoir .
»Ist das das, wofür ich es halte?«, fragte Max Philippe.
»Monopoly ist es jedenfalls nicht. Sie sagten doch, Sie wollen es wissen«, lächelte Philippe. »Das hier ist Wissen. Kommen Sie her.«
Max zögerte. Was, wenn alles Lüge war?
Na wenn schon, sagte er sich, Lügen tun nur dem weh, der sie glaubt.
»Ich dachte, Sie machen das nur gegen Bezahlung«, sagte Max, ohne sich von der Stelle zu rühren.
»Sie werden es also tun?«
»Ja.«
»Gut.«
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