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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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draußen gesehen hatten. Genau wie bei den echten Bäumen waren auch hier Dutzende brennender Kerzen an den Stamm gesteckt worden. Die Leute traten an den Stamm heran und hefteten ihre Bilder, kleine Zettel, Bänder und Kerzen an den Stein, dann reihten sie sich wieder in den sich drehenden Kreis der Menschen ein, tanzten mit schwingenden Hüften und nickendem Kopf im Rhythmus der Trommeln und stimmten in die Gesänge ein. Max versuchte ein Wort oder eine Phrase aufzuschnappen, an die er sich halten konnte. Aber aus diesen Mündern kam kein einziger verständlicher Laut, nur tiefe Noten, die lange gehalten und ausgedehnt, dann spielerisch verändert und umgeformt wurden.
    Der Fußboden war nackte Erde, von zahllosen Füßen plattgetreten und von der Hitze festgebacken. Darauf drei große Vévés aus Maismehl. Zwei zeigten Schlangen – eine hatte sich um einen Pfahl gewunden, ihre Zunge zeigte auf den Eingang des Tempels, die zweite verschluckte den eigenen Schwanz –, dazwischen ein Sarg. Er war in vier Abschnitte unterteilt, in die jeweils ein Auge und ein Kruzifix aus Sand gemalt waren.
    »Loa Guede«, sagte Chantale, und sie musste die Trommeln und den Gesang übertönen. Sie zeigte auf den Vévé mit dem Sarg. »Gott des Todes.«
    »Ich dachte, das wäre der gute Baron«, sagte Max.
    »Der ist der Gott der Toten«, sagte sie und sah ihm mit fast lüsternem Blick in die Augen. Sie wirkte beschwipst und etwas unsicher auf den Beinen, als wäre sie schon beim dritten Drink des Abends und würde langsam alle Hemmungen verlieren. »Sie wissen doch, was mit dem Tod zusammenhängt, Max? Sex.«
    »Und davon ist er auch der Gott?«
    »O ja.« Sie grinste und lachte ihr dreckiges Lachen. »Es wird eine Banda geben.«
    »Eine was?«
    Sie erklärte es nicht. Sie hatte angefangen zu tanzen, bewegte sich von den Waden aufwärts in sanften, langsamen Wellen, von den Füßen bis zum Kopf, vom Kopf zurück in die Beine. Er spürte die Trommeln in den Oberschenkeln und den Hüften, sie forderten ihn auf, mit ihr zu tanzen.
    Chantale nahm seine Hand, und zusammen gingen sie auf die Mapou -Skulptur zu. Er tanzte, fast gegen seinen Willen, er ahmte die anderen nach, die vor ihm waren. Die Trommeln halfen seinen Beinen und Füßen, im Takt zu bleiben, und verwandelten ihn praktisch in einen Einheimischen.
    Er spürte, dass sie beobachtet wurden, aber es war zu dunkel und zu viele Menschen schauten in ihre Richtung, als dass er eine einzelne Person hätte ausmachen können.
    Ein ganzes Stück rechts von der Säule sah Max mehrere Menschen um ein Becken mit blubberndem, grauem Wasser stehen. Zwei halb nackte Jungen standen bis zur Hüfte im Wasser und winkten die Umstehenden heran, von denen einige Münzen ins Becken warfen. Dann stieg eine Frau in einem hellblauen Kleid zu ihnen ins Wasser. Die Jungen packten sie bei den Armen und drückten sie lange unter Wasser, als wollten sie sie ertränken. Dann ließen sie sie los und taumelten zurück. Die Frau kam langsam wieder hoch, sie war jetzt nackt bis auf die Unterwäsche und den dicken grauen Schlamm, der ihren Körper von oben bis unten bedeckte. Sie stieg aus dem Becken, tat ein paar Schritte und warf sich auf die Erde, wand sich auf dem Bauch und auf dem Rücken, schlug mit den flachen Händen auf den Boden. Sie stopfte sich Erde in den Mund und rieb sich damit ein. Dann rannte sie zu der Menschenmenge, die die Tanzenden beobachtete, packte einen Mann beim Hemd und spuckte ihm eine dunkelrote Flüssigkeit ins Gesicht. Der Mann taumelte nach hinten und schrie, rieb sich hektisch das Gesicht und die Augen. Die Frau packte ihn beim Handgelenk, zerrte ihn zu dem Becken und stieß ihn hinein. Die beiden Jungen tauchten ihn ins Wasser und hielten ihn unten, bis er nicht mehr um sich schlug. Als sie ihn losließen, erhob er sich langsam aus dem Wasser. Auch er war jetzt von der Farbe von Milch und Asche – und komplett nackt. Er hockte sich auf den Fußboden und beobachtete die Tänzer.
    Chantale trat an die Skulptur heran und klebte das Foto einer Frau, die auf einem Bett saß, an den Stamm. Dann entzündete sie eine Kerze und steckte sie in eine Spalte im Stein. Sie murmelte ein paar Worte auf Kreolisch und stimmte dann in den Gesang der anderen ein. Sie reihten sich in den Kreis der Menschen ein, die um die Säule herum tanzten.
    Die Trommeln wurden ein wenig schneller, der Bass war der stärkste von allen und vibrierte in Max’ Oberschenkeln.
    Sie tanzten. Max machte es Chantale und

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