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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Amerikaner unseren Präsidenten stürzen wollen, drohen sie damit, die Benzinlieferungen einzustellen. Wenn die Gefahr wirklich akut wurde, kam immer ein Manager von der Ölfirma bei der Tankstelle vorgefahren – immer so dicke, fette, schwitzende weiße Amerikaner, die aussehen wie Bibelverkäufer. Sie haben dem Tankstellenbesitzer geflüstert, dass bald Sonderlieferungen eintreffen würden, weil es ›Dürrewarnungen‹ gegeben hätte – das war ihr Geheimcode für einen Führungswechsel im Land.
    Aber letztendlich wurden die Benzinlieferungen niemals eingestellt, weil es nämlich stille Putsche waren. Es wurde nie ein einziger Schuss abgegeben. Man saß vor dem Fernseher und guckte irgendeine Sendung, und plötzlich gab es eine Unterbrechung, und ein General hielt eine Ansprache: Der Präsident dieses Monats wurde wegen Betrugs/ Korruption/ Geschwindigkeitsüberschreitung oder wegen was auch immer verhaftet oder des Landes verwiesen, die Armee hatte vorübergehend die Kontrolle über den Palast übernommen, und das war’s. Alles ging weiter wie immer. Kein Mensch glaubte daran, dass es je ein Embargo geben würde. Und dann gab es doch eins.«
    »Wir mussten den Laden schließen. Viele unserer Waren stammten aus den USA oder Venezuela, und es kamen keine Schiffe mehr durch«, sagte Caspar. »Claudette hat mich ständig gefragt, warum ich nicht zur Arbeit gehe. Ich habe gesagt, ich bleibe zu Hause, damit ich ihr beim Wachsen zusehen kann.«
    »Sie haben unseren Laden niedergebrannt, kurz bevor die Marines gekommen sind«, sagte Mathilde.
    »Wer?«, fragte Max.
    »Das Militär. Sie wollten den Besatzern das Leben so schwer wie möglich machen. Sie haben viele Einrichtungen und Geschäfte in Brand gesetzt. Ich glaube nicht, dass es gegen uns persönlich gerichtet war.«
    »Ach nein?«, fauchte Caspar. »Das war unser Leben. Persönlicher kann es ja wohl nicht werden.«
    Mathilde wusste nichts zu erwidern. Sie schaute weg und betrachtete eines der Fotos, als wünschte sie sich dorthin zurück, zurück in die Vergangenheit, ins Glück.
    Max stand auf und ging ein paar Schritte vom Tisch weg. Hinter ihnen standen ein Sofa, zwei Sessel und ein mittelgroßer Fernseher auf einem Ständer. Den Fernseher zierte eine Staubschicht, als hätte seit einer ganzen Weile niemand mehr geguckt oder als wäre er einfach kaputt. Neben dem Fenster stand eine Schrotflinte. Er schaute hinaus auf den Hof, die Schaukel, die Hundehütte und das Tor. Irgendetwas stimmte da nicht.
    »Was ist mit Ihrem Hund passiert?«, fragte er und drehte sich zurück zum Tisch.
    »Er wurde umgebracht«, sagte Mathilde, stand auf und stellte sich neben ihn. »Die Leute, die unsere Tochter mitgenommen haben, haben ihn vergiftet.«
    »Soll das heißen, die waren hier?«
    »Ja. Kommen Sie mit.«
    Sie führte Max aus dem offenen Wohnbereich hinaus in einen kurzen, dunklen Flur. Sie öffnete eine Tür.
    »Claudettes Zimmer«, sagte sie.
    Die Thodores hatten sich mit der Tatsache abgefunden, dass sie ihr kleines Mädchen nie wiedersehen würden. Das Zimmer war ein Schrein, allem Anschein nach mehr oder weniger so belassen, wie sie es zuletzt in aufgeräumtem Zustand in Erinnerung gehabt hatten. An den Wänden hingen Zeichnungen von Claudette, hauptsächlich von der Familie: Vater (groß), Mutter (nicht ganz so groß), Claudette (winzig) und der Hund (zwischen ihr und Mathilde), die ganze Familie vor dem Haus versammelt. Es waren krakelige Strichmännchen, mit Buntstift gemalt. Papa war immer blau, Mama rot, Claudette grün und der Hund schwarz. Wie Max vermutet hatte, war das Haus in Pétionville sehr viel größer, die Familie davor sah zwergenhaft klein aus. Auf den Zeichnungen vom Haus an der Rue des Ecuries waren die Figuren doppelt so groß wie das Haus. Auf anderen Bildern waren einfach nur bunt ausgemalte Quadrate zu sehen, unten auf dem Blatt Claudettes Name in der Handschrift eines Erwachsenen.
    Max warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und schaute sich weiter im Zimmer um. Das niedrige Bett mit der blauen Tagesdecke, weißes Kopfkissen, eine Stoffpuppe, die unter dem Überwurf hervorschaute. Die Tagesdecke war glatt gestrichen, nur in der Mitte war eine Delle, wo jemand gesessen hatte. Er stellte sich vor, wie Vater und Mutter einzeln hereinkamen, mit der Puppe spielten, sich der Erinnerung an ihre Tochter hingaben und sich die Augen ausweinten.
    Und er hätte Geld darauf verwettet, dass Caspar der häufigere Gast war.
    »An dem Tag, an dem sie

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