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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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umgebracht?«
    »Nein.« Paul schüttelte mit überraschter Miene den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Warum sollte ich ihn umbringen wollen?«
    »Als Warnung. Genau wie die, die Sie den Vergewaltigern der UN haben zukommen lassen«, sagte Max mit trockenem Mund.
    » Das war keine Warnung. Das war eine Strafaktion. Und es hat seither keine Vergewaltigungen durch die Besatzer mehr gegeben«, sagte Paul und lächelte. »Ich wusste, dass Sie mir gefolgt sind. Sie waren nicht zu übersehen. Ein gutes Auto fällt hier auf.«
    »Warum haben Sie nichts dagegen getan?«
    »Ich habe vor Ihnen nichts zu verbergen«, sagte Paul. »Erzählen Sie mir von Ihren Vorgängern.«
    Max erzählte. Paul hörte mit ernster Miene zu.
    »Das war nicht ich. Das versichere ich Ihnen. Auch wenn ich nicht behaupten kann, dass es mir um Clyde Beeson leidtut.« Von Nahem gab Pauls Akzent dem Englischen deutlich den Vorzug vor dem Französischen. »Armseliger kleiner Fußabtreter. Die wandelnde Gier auf zwei Stumpen, die er Beine nennt.«
    Max brachte ein Lächeln zustande. »Sie haben ihn also kennengelernt?«
    »Ich habe die beiden zum Gespräch herbringen lassen.«
    »Hätte es nicht andersherum sein sollen?«
    Paul lächelte und sparte sich eine Antwort. Er hatte strahlend weiße Zähne. Auf einmal sah er entwaffnend freundlich aus, fast jungenhaft, wie ein Mensch, von dem man sich vorstellen kann, dass er Gutes tut, und zwar aus Überzeugung.
    »Was haben die Ihnen erzählt?«
    »Was Sie mir auch erzählen werden: wie die Ermittlungen vorangehen.«
    »Sie sind nicht mein Auftraggeber«, sagte Max.
    »Was wissen Sie über mich, Mingus?«
    »Dass Sie die Informationen aus mir rausprügeln werden.«
    »Da haben wir ja was gemeinsam«, lachte Paul, nahm einen Aktenordner vom Schreibtisch und hielt ihn hoch. Vorne drauf Max’ Name in dicken Großbuchstaben. »Was noch?«
    »Sie gehören zu den Hauptverdächtigen im Entführungsfall Charlie Carver.«
    »Manche Leute halten meinen Namen für einen Euphemismus für alles, was in diesem Land schiefläuft.«
    »Sie sind am Tatort gesehen worden.«
    »Ich war da.« Paul nickte. »Aber dazu kommen wir noch.«
    »Man hat Sie gesehen, wie Sie mit dem Jungen im Arm weggerannt sind.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt? Die alte Frau vor dem Schusterladen?« Paul lachte. »Sie ist blind. Beeson und Medd hat sie den gleichen Bären aufgebunden. Wenn Sie mir nicht glauben, gehen Sie zu ihr, wenn wir hier fertig sind. Und werfen Sie bei der Gelegenheit ruhig auch einen Blick in den Laden. Sie bewahrt da das Skelett ihres verstorbenen Mannes in einem Glaskasten auf, direkt gegenüber der Eingangstür. Man würde schwören, dass man beobachtet wird.«
    »Warum sollte sie mich anlügen?«
    »Weil wir Weiße hier anlügen. Nehmen Sie es nicht persönlich. Liegt uns in den Genen.« Paul grinste. »Was glauben Sie sonst noch über mich zu wissen?«
    »Sie gelten als Drogenbaron, Sie werden in England im Zusammenhang mit einer flüchtigen Person gesucht, und Sie hassen die Carvers. Wie mache ich mich soweit?«
    »Besser als Ihre Vorgänger. Die wussten nichts über die Geschichte in England. Ich nehme an, das haben Sie von Ihrem Freund …« Paul blätterte in den Seiten, bis er die richtige gefunden hatte. »Joe Liston. Sie beide haben einiges zusammen erlebt, stimmt’s? Miami Task Force, ›Born To Run‹, Eldon Burns, Solomon Boukman. Und das betrifft nur Ihre gemeinsame Zeit bei der Polizei. Ich weiß noch sehr viel mehr über Sie.«
    »Ich gehe davon aus, dass Sie alles wissen, was es über mich zu wissen gibt.« Max war nicht überrascht, dass Paul ihn hatte überprüfen lassen, aber Joes Namen aus seinem Mund zu hören gefiel ihm gar nicht.
    Paul legte die Akte auf den Tisch und ließ den Blick über die Fotos schweifen, die vorn auf seinem Schreibtisch standen. Sie steckten in riesigen, breiten Rahmen, die vom Größenverhältnis her wunderbar zum Schreibtisch mit der gewaltigen Platte aus dickem, dunklem Massivholz passten. Praktisch alles darauf wirkte ein bis zwei Nummern größer als normal: ein schwarzer Füllfederhalter von der Größe einer dicken Zigarrenhülse, ein überdimensioniertes Telefon, das man wegen des riesigen Hörers und der großen runden Tasten leicht für ein Kinderspielzeug hätte halten können, eine Kaffeetasse von der Größe einer Suppentasse und die größte Anglepoise-Schreibtischlampe, die Max je gesehen hatte. Sie wirkte wie ein maßstabsgetreues Modell der Außenlampe

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