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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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einmal Polizist, immer Polizist. Sie wissen, welches Leid das Gift dieses Mannes Ihren Landsleuten und deren Kindern bringt. Sie haben es gesehen. Ihre Freunde und Kollegen haben es gesehen. Drogen sind die schlimmste Bedrohung der westlichen Gesellschaften. Und Sie schlagen sich mit Freuden auf die Seite eines der größten Lieferanten dieser Drogen.«
    »Ich weiß, was Vincent Paul treibt, Mr. Carver. Und seit ein paar Stunden weiß ich auch, was Sie treiben.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Nun: Ihr Anwesen auf La Go-Nav befindet sich zurzeit unter neuer Führung. Ihr Geschäftszweig dort wurde geschlossen.«
    Die Information traf Carver so plötzlich und hart, dass er den Schock nicht schnell genug überspielen konnte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Max ihn entblößt. Er sah so verängstigt aus, wie ein Mensch nur aussehen konnte, ohne zu schreien.
    Langsam streckte Carver die Hand nach seinem Zigarettenetui aus. Vorsichtshalber löste Max den Sicherungsriegel seines Holsters, auch wenn er nicht damit rechnete, dass der Alte eine Waffe in Reichweite hatte.
    Lautlos erschien das Dienstmädchen aus der Dunkelheit und ersetzte das Whiskeyglas und den Aschenbecher durch saubere, dann eilte sie mit gesenktem Kopf wieder von dannen.
    Max hatte nicht vor, den alten Mann zu einer Aussage zu zwingen, weil er nicht glaubte, dass das nötig sein würde. Carver würde reden, wenn er so weit war.
    Der Alte schenkte sich noch einen Whiskey ein, diesmal fast bis zum Rand. Dann zündete er sich eine Zigarette an und machte es sich in seinem Sessel bequem.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie bereits wissen, was Pauls Leute auf La Gonâve finden werden«, sagte Carver müde.
    »Kinder?«
    »Um die zwanzig«, bestätigte Carver mit einer Ruhe und einer Offenheit, die Max aus dem Konzept brachten.
    »Es gibt dort auch Aufzeichnungen, richtig? Daten zu jedem einzelnen Verkauf – wer, was, wann.«
    »Ja«, nickte Carver. »Auch Filme und Fotos. Aber das sind längst nicht die Kronjuwelen. Indem sie da in dieses Haus marschiert sind, Ihre Leute … haben Sie überhaupt eine Ahnung, was Sie damit ausgelöst haben?«
    »Erzählen Sie es mir.«
    »Die Büchse der Pandora wird dagegen aussehen wie eine Dose Erdnüsse.«
    »Ich weiß, dass Sie sehr gute Kontakte haben, Mr. Carver«, sagte Max mit ungerührter Miene.
    »Gute Kontakte!«, lachte Carver. »Gute Kontakte? Ich sitze praktisch im Zentrum des Elektrizitätswerks, Mingus! Sind Sie sich darüber im Klaren, dass es nur einen Anruf braucht, und Sie sind ein toter Mann, und zwei, Sie spurlos verschwinden zu lassen, sodass es aussehen wird, als hätte es Sie nie gegeben? Sind Sie sich darüber im Klaren? So groß ist die Macht, über die ich verfüge, so gut sind meine ›Kontakte‹.«
    »Daran zweifle ich nicht, Mr. Carver. Aber diese ein oder zwei Telefonnummern werden Ihnen jetzt nicht helfen.«
    »Ach nein? Und warum nicht?«
    »Die Telefonleitungen sind gekappt. Versuchen Sie es.«
    Max zeigte auf das Telefon in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers.
    Auf dem Weg den Berg hinauf hatte er mehrere Leute auf den Telegrafenmasten gesehen, die sich an den Leitungen zu schaffen machten.
    Carver schnaubte verächtlich und zog heftig an der Zigarette.
    »Was wollen Sie von mir, Mingus? Geld?«
    »Nein.« Max schüttelte den Kopf. »Ich habe Fragen, auf die ich eine Antwort will.«
    »Lassen Sie mich raten: Warum habe ich das getan?«
    »Das ist doch kein schlechter Anfang.«
    »Schon mal davon gehört, dass es im antiken Rom und in Griechenland vollkommen normal war, dass Erwachsene Sex mit Kindern hatten? Es war gang und gäbe. Es war allgemein akzeptiert. Und außerhalb der westlichen Welt werden Mädchen noch heute mit erwachsenen Männern verheiratet, manchmal schon mit zwölf. Und in Ihrem Land gibt es zahllose schwangere Teenager! Sex mit Minderjährigen, Mr. Mingus, das gibt es überall – das war schon immer so und wird immer so bleiben.«
    »Das waren keine Teenager.«
    »Meine Güte, Sie mit Ihrer blödsinnigen Moral, Mingus!«, spuckte Carver, drückte seine Zigarette aus und nahm einen großen Schluck Whiskey. »Leute wie Sie, mit Ihren selbstgerechten Ethik- und Verhaltensnormen, mit Ihren säkularen Konzepten von Gut und Böse, Sie arbeiten am Ende doch alle für Leute wie mich, die sich von ›Gefühlen‹ und ›Rücksicht auf andere‹ nicht bremsen lassen – von genau den Dingen, die Sie zurückhalten. Ich tue Dinge, an die Sie nicht einmal im Traum

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