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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Wenn man so außergewöhnlichen Interessen nachgeht, wie meine Kunden sie pflegen, Mr. Mingus, sind es eher nur noch zwei Ecken.«
    »Jeder kennt jeden?«
    »Ja. Bis zu einem gewissen Grad. Ich mache nicht mit jedem x-Beliebigen Geschäfte.«
    »Nur mit denen, die Ihnen Vorteile verschaffen können?«
    »Ich bin Geschäftsmann, kein Wohltätigkeitsverein. Es muss auch für mich etwas dabei herausspringen. Das Risiko muss sich lohnen.« Carver griff wieder nach seinen Zigaretten. »Was glauben Sie, wie wir an Sie rangekommen sind, im Knast? Haben Sie darüber mal nachgedacht?«
    »Ich nahm an, dass Sie Vitamin B haben.«
    »Vitamin B!« Ca rver äffte Max nach und brach in lautes Gelächter aus. »Vitamin B nennen Sie das? Ha ha! Was für ein alber nes Wort! Natürlich habe ich Vitamin B, Mingus. Ich besitze die ganze Pillenfabrik … und die Chemiker und die Apotheker und die verdammten Vertreter noch dazu. Wie wär’s mit einem prominenten Senator von der Ostküste, der mit einem Mitglied des Verwaltungsrats von Rikers befreundet ist? Klingt das nach Vitamin B?«
    Carver zündete sich die Zigarette an.
    »Warum wollten Sie mich?«, fragte Max.
    »Sie waren einmal – zu Ihrer Zeit – einer der besten Privatdetektive Ihres Landes, wenn nicht der beste, sofern das Verhältnis von gelösten zu ungelösten Fällen etwas aussagt. Freunde von mir haben in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt, bis sie blau angelaufen sind. Sie sind uns in Ihrem früheren Beruf sogar schon zweimal verdammt nah gekommen. Verdammt nah. Wussten Sie das? Ich war ehrlich beeindruckt.«
    »Wann?«
    »Ich weiß es, und Sie müssen es selbst rausfinden.« Carver grinste und stieß den hellblauen Rauch durch die Nase aus. »Wie sind Sie mir auf die Schliche gekommen? Wer hat geredet? Wer ist zusammengebrochen? Wer hat mich verraten?«
    Max antwortete nicht.
    »Na kommen Sie, Mingus! Sagen Sie es mir! Was spielt das noch für eine Rolle?«
    Max schüttelte den Kopf.
    Carvers Gesicht hinter der riesigen Nase verzog sich zu einem unansehnlichen Ausdruck der Wut. Seine Augen wurden schmal und blitzten.
    »Ich befehle Ihnen, mir den Namen zu sagen!«, brüllte er, packte seinen Gehstock, der am Sessel lehnte, und hievte sich hoch.
    »Sitzenbleiben, Carver.« Max sprang auf, packte den Stock und stieß den alten Mann unsanft zurück in den Sessel. Überrascht und verängstigt schaute Carver zu ihm hoch. Dann wanderte sein Blick zu der Zigarette, die noch im Aschenbecher glimmte, und er drückte sie aus.
    »Sie sind hier in der Unterzahl«, sagte er mit spöttischem Blick. »Sie können mich mit dem Ding totschlagen«, er nickte in Richtung des Gehstocks, »aber Sie kommen hier nicht mehr lebend raus.«
    »Ich bin nicht hier, um Sie zu töten«, sagte Max und schaute über die Schulter zurück zur Tür. Er rechnete damit, das Dienstmädchen mit einem neuen Aschenbecher kommen zu sehen, womöglich in Begleitung anderer, die ihrem Herrn zu Hilfe eilen wollten. Aber es war niemand da.
    Er ließ den Gehstock aufs Sofa fallen und setzte sich wieder.
    Dann hörte er jemanden mit schweren Schritten in den Raum kommen. Er drehte sich um und sah zwei von Pauls Männern neben der Tür stehen. Er hob die Hand, damit sie dort stehenblieben.
    Als Carver sie sah, schnaubte er verächtlich.
    »Sieht aus, als hätten sich die Verhältnisse gerade gedreht«, sagte Max.
    »Das glaube ich kaum«, entgegnete Carver.
    »Sie meinen Ihre Dienstboten? Die kommen alle aus der Arche Noah, richtig?«
    »Natürlich.«
    »Sie waren nicht gut genug für Ihre Kunden?«
    »Richtig.«
    »Sie hatten Glück.«
    »Ach ja? Würden Sie ihr Leben als Glück bezeichnen?«
    »Ja. Wenigstens sind sie als Kinder nicht dauernd vergewaltigt worden.«
    Carver sah ihn lange an, ein prüfender Blick, der nach und nach immer belustigter wirkte.
    »Wie lange sind Sie schon hier, Mingus, in diesem Land? Drei, vier Wochen? Wissen Sie, warum die Leute hier Kinder k riegen? Die Armen, die Massen? Bestimmt nicht aus den gleichen schnuckeligen Gründen wie bei Ihnen in Amerika: weil man sich Kinder wünscht, meistens zumindest.
    Die Armen hier planen nicht, eine Familie zu gründen. Es passiert einfach. Sie vermehren sich einfach. Mehr steckt nicht dahinter. Sie vögeln, und sie vermehren sich. Das sind menschliche Amöben. Und sobald die Kinder laufen können, kriegen die Eltern sie an die Arbeit, die gleiche Arbeit, die sie selbst verrichten. Die allermeisten Leute in diesem Land werden auf den Knien

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