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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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denken würden. Sie halten sich für einen harten Kerl, Mingus? Gegen mich sind Sie ein Waschlappen!«
    »Manche dieser Kinder waren höchstens sechs Jahre alt«, sagte Max.
    »Ach ja? Soll ich Ihnen was erzählen? Ich habe ein neugeborenes Baby entführen lassen, direkt vor der Nase seiner Mutter, weil es einen meiner Kunden genau danach verlangt hat. Es hat ihn zwei Millionen Dollar gekostet und mir lebenslangen Einfluss beschert. Das war es wert.«
    Carvers Rage war vom Whiskey befeuert. Dennoch war es nicht die besoffene Großkotzerei eines Mannes, dem bis zum nächsten Kater alles egal ist. Unter den gleichen Umständen hätte er auch im nüchternen Zustand genau das Gleiche gesagt und die gleiche Haltung an den Tag gelegt. Jedes seiner Worte war ernst gemeint.
    Wieder erschien das Dienstmädchen, tauschte das Whiskeyglas und den Aschenbecher gegen neue aus und eilte mit den gebrauchten davon.
    »Was ist los, Mingus? Sie sehen krank aus. Ist das zu viel für Sie, werden Sie damit nicht fertig?«, spottete Carver und schlug auf die Ar mlehne ein. »Was haben Sie erwartet? Reue? Von mir? Bestimmt nicht!«
    Max bezweifelte, dass der alt e Mann begriffen hatte, in welcher Lage er sich befand. Jahrzehntelang war alles nach seiner Nase gelaufen, und das hatte ihn blind gemacht für das Offensichtliche und Unausweichliche. Noch nie hatte er es mit einem Menschen zu tun gehabt, den er nicht bestechen, korrumpieren oder vernichten konnte. Noch nie hatte sich ihm etwas in den Weg gestellt, das er nicht hatte plattwalzen oder aufkaufen können. Womöglich glaubte er, die versammelte Schar seiner pädophilen Kundschaft würde ihm zu Hilfe eilen, die Kavallerie der Perversen würde gleich über die Hügel geritten kommen, um ihn zu retten. Vielleicht spielte er mit dem Gedanken, Max zu bestechen. Oder vielleicht hatte er noch ein ganz anderes As im Ärmel, vielleicht gab es eine Falltür, die sich plötzlich unter seinen Füßen öffnen und ihn in die Freiheit entlassen würde.
    Draußen im Flur hörte Max einen kurzen Aufschrei und das Splittern von Glas. Er schaute zur Tür, aber da war nichts zu sehen.
    »Sie sind doch selbst Vater … «, fing Max an.
    »Das hat doch noch niemanden davon abgehalten, das wissen Sie doch genau!«, zischte Carver. »Wofür halten Sie mich? Ich bin Geschäftsmann: Ich wahre eine emotionale Distanz zu allem, was ich tue. Nur so kann ich ohne große Gefahr auch unschöne Aufgaben erledigen.«
    »Sie geben also zu, dass das, was Sie getan haben …«
    »Unschön ist? Natürlich ist es das! Ich verabscheue die Leute, mit denen ich da zu tun habe. Ich verachte sie.«
    »Aber Sie haben Geschäfte mit ihnen gemacht, und das fast …«
    »Fast vierzig Jahre lang, ja. Und wissen Sie, warum? Ich habe kein Gewissen. Das habe ich schon vor sehr langer Zeit aus meinem Denken getilgt. Ein Gewissen ist ein vollkommen überschätzter Zeitvertreib.« Carver rückte näher an ihn heran. »Ich verachte Pädophile, aber ich verstehe sie. Nicht das, was sie tun, das ist nichts für mich. Aber ich verstehe, wer sie sind, woher sie kommen. Sie sind alle gleich, da ändert sich nichts: Sie alle schämen sich für das, was sie tun, was ihnen gefällt, was sie sind. Und vor allem haben sie alle eine Heidenangst, dass ihnen jemand auf die Schliche kommt.«
    »Und das haben Sie ausgenutzt.«
    »Natürlich!«, rief Carver und klatschte vor Begeisterung in die großen Hände. »Ich bin Geschäftsmann, Max, Unternehmer. Ich habe einen Markt mit einem potenziell treuen Kundenstamm gesehen – Kunden, die immer wiederkommen.«
    »Und Sie haben Menschen gesehen, die Sie erpressen konnten …«
    »Ich habe nie jemanden ›erpresst‹, wie Sie es nennen. Ich musste nie einem einzigen meiner Kunden drohen, damit er die eine oder andere Tür für mich öffnete.«
    »Weil die ohnehin wissen, wie’s läuft.«
    »Ganz genau. Das sind Menschen, die sich auf höchsten Ebenen bewegen. Ihr Ruf ist für sie alles. Ich habe unsere Beziehungen nie missbraucht, habe in der ganzen Zeit, in der ich die Leute kannte, nie mehr als, sagen wir, zwei Gefallen von einer Person verlangt.«
    »Was waren das für Gefallen?«, sagte Max. »Was haben die Ihnen gegeben? Handelsmonopole? Zugang zu vertraulichen Akten der US-Regierung?«
    Grinsend schüttelte Carver den Kopf.
    »Kontakte.«
    »Noch mehr Pädophile? Auf noch höheren Ebenen?«
    »Richtig! Kennen Sie den Satz, dass man über höchstens sechs Ecken mit jeder beliebigen Person bekannt ist?

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