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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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wie die beiden Rhythmen sich für einen kurzen Moment zu einem vereinten.

10
    Die beiden Leibwächter vom Flughafen holten Max zum Abendessen ab. Am Ende der Sackgasse, die vom Grundstück wegführte, bogen sie nach links ab, die steile Straße hinauf, die hoch in die Berge führte. Sie kamen an einer Bar vorbei, deren Name von grellbunten Glühbirnen eingefasst war: La Coupole. Davor standen sechs oder sieben weiße Männer, Bierflaschen in der Hand, die sich mit ein paar einheimischen Frauen in engen kurzen Röcken unterhielten. Max erkannte seine Landsleute auf Anhieb an ihrer Kleidung: Freizeithosen, genau wie seine, und Hemden und T-Shirts im gleichen Schnitt wie die, die er für die Reise eingepackt hatte. GIs nach Feierabend, die Armee der Besatzer, die sich hier vom Geld amerikanischer Steuerzahler betranken. Er nahm sich vor, der Bar nach dem Treffen mit seinem Klienten einen Besuch abzustatten. Die Suche nach Charlie Carver sollte noch in dieser Nacht beginnen.

    Das Anwesen der Carvers war zugleich eine Bananenplantage, eine der ertragreichsten in Haiti. Laut einer Fußnote im CIA-Bericht investierte die Familie die jährlichen Einnahmen aus der Ernte in gemeinnützige Projekte, allen voran in die Arche Noah, eine Schule für die ärmsten Kinder der Insel.
    Die Carvers lebten in einem imposanten, vierstöckigen Plantagenhaus in Weiß und Pastellblau. Eine breite, geschwungene Freitreppe führte zur hell erleuchteten Eingangstür hinauf. Vor dem Haus eine gepflegte Rasenfläche, in der Mitte ein plätschernder Springbrunnen und ein Salzwasserbecken mit Fischen, am Rand mehrere Parkbänke. Das Ganze war ausgeleuchtet wie ein Footballfeld. Das Flutlicht kam von bemannten Türmen in den umstehenden Bäumen.
    Ein Wachmann mit Uzi und einem Dobermann an einer per Knopfdruck zu lösenden Leine kam ihnen entgegen, als sie um die Rasenfläche herum vor die Treppe rollten. Max konnte Hunde nicht ausstehen, hatte sie noch nie leiden können, seit er als Kind von einem gejagt worden war. Die dümmeren merkten das und knurrten und bellten ihn an und fletschten die Zähne. Die gut ausgebildeten übten sich in Geduld und warteten auf das Signal. Dieser hier erinnerte ihn an die Kampfhunde der Polizei, die brav neben ihrem Herrchen standen und sich derweil in Mordgedanken ergingen. Sie waren darauf trainiert, auf die Eier und die Kehle zu gehen – in dieser Reihenfolge.

    Ein Hausmädchen führte Max ins Wohnzimmer, wo drei Carvers auf ihn warteten: Allain, ein älterer Herr, von dem Max annahm, dass es Gustav war, und eine blonde Frau, vermutlich Charlies Mutter und Allains Frau.
    Allain erhob sich und kam ihm entgegen, seine Lederabsätze klackten über die gewachsten, schwarzweißen Bodenfliesen, die Hand hatte er bereits ausgestreckt. Er trug das gleiche professionelle Lächeln zur Schau, doch abgesehen davon wirkte er auffallend anders als die kühle Kreatur, die Max in New York kennengelernt hatte. Er hatte sich die Pomade aus dem Haar gewaschen und mit der Frisur zugleich mindestens fünf Jahre an Alter und einen Gutteil seiner Noblesse den Abfluss hinuntergespült.
    »Willkommen, Max«, sagte er. Sie gaben sich die Hand. »Guten Flug gehabt?«
    »Ja, danke.«
    »Sind Sie mit Ihrem Haus zufrieden?«
    »Alles wunderbar, danke.«
    In den braunen Schuhen, den Freizeithosen und dem kurzärmeligen hellblauen Oxford-Hemd, das farblich perfekt zu seinen leidenschaftslosen Augen passte, sah Carver adrett aus wie ein Hotelmanager. Er hatte Sommersprossen auf den dünnen Armen.
    »Kommen Sie näher«, sagte Allain und führte Max durch den Raum.
    Familie Carver saß um einen langen Couchtisch aus dickem Glas, auf der unteren Ablageplatte fünf sauber angeordnete Stapel Magazine, oben eine Vase mit gelben, rosa- und orangefarbenen Lilien. Gustav saß in einem goldbeschlagenen schwarzen Ledersessel, die Frau auf dem dazu passenden Sofa.
    Es roch nach Möbelpolitur, Fensterreiniger, Fußbodenwachs und dem gleichen Desinfektionsmittel, das auch in Krankenhausfluren zum Einsatz kam. Außerdem war da ein schwacher Hauch von kaltem Zigarettenrauch.
    Max trug den beigen Leinenanzug, den er in der Dadeland Mall bei Saks Fifth Avenue von der Stange gekauft hatte, ein offenes weißes Hemd, schwarze Lederschuhe und seine Beretta an der linken Hüfte. Man hatte ihn nicht durchsucht, bevor man ihn eingelassen hatte. Er nahm sich vor, die Carvers darauf hinzuweisen, sollte er nach Abschluss des Auftrags irgendeine Zuneigung zu ihnen

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