Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
Vom Netzwerk:
beste der Welt. Ich würde mich Ihnen gern anschließen, aber bei mir gab es ein paar Meutereien im Pumpenhaus.« Grinsend schlug er sich auf die Brust. »Trinken Sie einen für mich mit.«
    »Barbancourt-Rum?«, fragte Max. »Den gibt es in Miami auch.«
    »Aber nicht die Luxus-Variante«, grummelte Gustav. »Die ist nicht für Ausländer. Die verlässt unsere Insel nicht.«
    »Ich trinke nicht, Mr. Carver«, sagte Max.
    »Sie sehen nicht aus wie ein verzweifelter Alkoholiker«, sagte Gustav und betrachtete ihn eindringlich. Sein Akzent war näher am Englischen als der seines Sohnes.
    »Ich habe aufgehört, bevor es so weit kommen konnte.«
    »Eine Schande. Unser Rum hätte Ihnen bestimmt zugesagt.«
    »Rum war nie meine Sache. Ich war mehr der Bourbon- und Biertrinker.«
    »Was kann ich Ihnen dann anbieten?«
    »Wasser, bitte.«
    »Das ist hier auch ein Luxus-Getränk«, sagte Carver.
    Max lachte.
    Gustav rief den Diener, der hastig von seinem Platz neben der Tür herüberkam, wo Max ihn beim Hereinkommen nicht bemerkt hatte. Carver bestellte das Wasser mit einer Stimme, die aus seinem Munde schoss wie die Patrone aus einem Pistolenlauf.
    Max schaute dem Diener nach, der das Zimmer fluchtartig verließ. Dabei fiel sein Blick auf Allain, der am anderen Ende des Sofas saß, in die Ferne schaute und Däumchen drehte. Er war sich Allains Anwesenheit nicht mehr bewusst gewesen, seit dieser ihm Gustav vorgestellt hatte. Max warf einen verstohlenen Blick zu Francesca auf dem gegenüberliegenden Sofa, die noch immer in der gleichen Haltung dasaß – kerzengerade, die Hände im Schoß gefaltet – und auf die gleiche Art wie ihr Mann in ein ande res Nichts starrte.
    Die Rollen in dieser Familie waren klar verteilt. Gustav Carver war der absolute Herr im Haus, ohne Wenn und Aber. Er war der Hauptdarsteller, und alle um ihn herum nur Statisten, eingekaufte Handlanger – auch seine Angehörigen.
    Der alte Mann saugte alle Energie und alle Persönlichkeit aus seiner Umgebung in sich auf. Darum wirkte Allain so anders als bei ihrer letzten Begegnung, darum war er vom Majestätischen zum Gewöhnlichen gerutscht, und darum war auch Francesca zu einem schweigenden Anhängsel mutiert, obwohl ihre Augen in die Welt hinausschrien, dass sie alles andere war als das. Gustav war bestimmt ein Vater gewesen, der alle unter sich in Angst und Schrecken versetzte, dachte Max, einer von denen, die jeden verstießen, den sie nicht brechen und verbiegen konnten.
    Das Wohnzimmer war riesig. An dreien der vier Wände standen Regale mit Hunderten von Büchern, eine goldgeprägte Sammlung neben der anderen, die Buchrücken zu geschmackvollen Farbblocks in verschiedenen Schattierungen von Grün, Königsblau, Kastanien- und Schokoladenbraun arrangiert, sodass die Möbel davor umso zierlicher wirkten. Er fragte sich, wie viele ihrer Bücher die Carvers tatsächlich gelesen hatten.
    Man musste schon ein bestimmter Typ Mensch sein, um in ein Buch eintauchen zu können. Max gehörte nicht dazu. Er bewegte sich lieber, als dass er saß, und das Interesse an erfundenen Geschichten hatte er schon als Kind verloren. Bis zu seiner Haft hatte er nur Zeitung gelesen und die Unterlagen, die mit seinen Fällen zu tun hatten.
    Von ihnen beiden war Sandra die Leseratte gewesen – und eine gierige noch dazu.
    Der Raum war in ein warmes, goldgelbes Licht getaucht, das von Strahlern in der Decke und hohen Stehlampen in allen vier Ecken kam; es erinnerte an das Licht von Kaminen, Kerzen und Öllampen. Max bemerkte zwei Brustharnische mit spitzen Helmen, die zu beiden Seiten des Bücherregals zur Rechten aufgestellt waren. An der Wand ihm gegenüber hing zwischen zwei Rundbogenfenstern das große Portrait einer Frau über einem breiten Kaminsims, auf dem zahllose gerahmte Fotos unterschiedlicher Form und Größe standen.
    »Ihr Name? Mingus? Ist schwarzamerikanisch, oder?«, fragte Gustav.
    »Mein Vater stammt aus New Orleans. Ein gescheiterter Jazzmusiker. Er hat sich umbenannt, bevor er meine Mutter kennenlernte.«
    »Nach Charles Mingus?«
    »Genau.«
    »Der hatte ein Stück namens …«
    » Haitian Fight Song , ich weiß«, fiel ihm Max ins Wort.
    »Handelt von La Gague – unseren Hahnenkämpfen«, belehrte ihn Carver.
    »Die gibt’s in Miami auch …«
    »Aber hier sind sie härter – urtümlicher.« Carver grinste breit. Seine Zähne waren sandgelb und an den Wurzeln schwarz.
    Max’ Blick fiel auf die Vase mit den Lilien. Irgendetwas passte da nicht,

Weitere Kostenlose Bücher