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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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sie es waren … und dann habe ich sie erschossen.«
    »Einfach so?«, fragte Allain mit Entsetzen im Blick.
    »Einfach so«, sagte Max.
    Er hatte noch nie jemandem so viel über den Garcia-Fall erzählt, aber es fühlte sich richtig an. Er war nicht auf Absolution oder gar Verständnis und Empathie aus. Er wollte einfach nur die Wahrheit loswerden.
    Gustav strahlte ihn an. Da war ein Blitzen in seinen Augen, als hätte die Geschichte ihn zugleich angerührt und begeistert.
    »Und da haben Sie sich des Totschlags für schuldig bekannt, obwohl Sie diese Jugendlichen vorsätzlich und kaltblütig ermordet haben? Sie haben eine ziemlich milde Strafe gekriegt. Das System, das Sie kritisieren, war gut zu Ihnen«, sagte Gustav.
    »Ich hatte einen guten Anwalt«, entgegnete Max. »Und einen sehr guten Seelenklempner.«
    Gustav lachte.
    Allain fiel mit ein.
    »Bravo!«, brüllte Gustav fröhlich, seine Begeisterung hallte in doppelter und dreifacher Ausführung von den Wänden wider und bescherte Max ein kleines, aber hocherfreutes virtuelles Publikum.
    Allain sprang von seinem Stuhl auf und stimmte mit ein.
    Max war halb amüsiert, halb beschämt, halb wünschte er sich weit weg. Die beiden Carvers waren nicht viel besser als die reaktionären Sicherheitsfanatiker, die ihm im Knast Briefe geschrieben hatten. Jetzt wünschte er, er könnte alles zurücknehmen und ihnen doch lieber den gleichen Blödsinn erzählen, den er den Bullen und seinem Anwalt aufgetischt hatte, über Notwehr mit Tötungsabsicht.
    Francesca setzte dem Spaß ein Ende.
    »Ich wusste es«, zischte sie und drehte sich mit zornigen Augen zu Max. »Hier geht es überhaupt nicht um Charlie. Es geht um die .«
    »Francesca, du weißt, dass das nicht stimmt«, sagte Allain in väterlichem Tonfall, als müsse er ein Kind für eine offenkundige Lüge tadeln. Er warf ihr einen gestrengen Nun-reiß-dich-bitte-zusammen-Blick zu, und sie senkte den Kopf.
    »Francesca ist verständlicherweise etwas angespannt«, erklärte Allain, zu Max vorgebeugt, ohne sie weiter zu beachten.
    » Angespannt ! Ich bin nicht angespannt ! Angespannt ist gar kein Ausdruck !«, kreischte Francesca. Sie war puterrot geworden, ihre blauen Augen traten hervor und sahen wässriger aus denn je. Die pulsierende Ader an ihrer Schläfe war tiefrot, ein Wurm von der Farbe einer Prellung. Genau wie ihr Mann hatte auch sie einen englischen Akzent. Nur war ihrer durch und durch echt – keine Ostküstenkanten, keine schief klingenden Vokale.
    »Sie wissen doch hoffentlich, warum Sie hier sind?«, fragte sie Max. »Die haben Sie nicht engagiert, um Charlie zu finden. Die glauben alle, dass er tot ist. Das haben sie von Anfang an geglaubt. Die haben Sie geholt, damit Sie die Entführer finden – denjenigen, der es gewagt hat, sich gegen den allmächtigen, allwissenden, allsehenden und alles besitzenden Carver-Clan zu erheben! Was Sie da gerade erzählt haben, bestätigt das nur. Sie sind kein ›Privatdetektiv‹. Sie sind nichts anderes als ein besserer Auftragskiller.«
    Max sah sie an, er fühlte sich abgekanzelt und gedemütigt. Auf eine solche Anschuldigung war er nicht gefasst gewesen.
    In gewisser Weise hatte sie recht. Ihm brannten schnell die Sicherungen durch, er handelte impulsiv. Seine Wut konnte schnell die Oberhand gewinnen, und, ja, gelegentlich hatte das seine Urteilsfähigkeit vernebelt. Aber das war damals gewesen, als es noch eine Rolle gespielt hatte, bevor er mit seinen eigenen Werten in Konflikt geraten war.
    »Francesca, bitte«, sagte Allain jetzt in eindringlichem Ton.
    »Verdammt, Allain«, schrie sie, schleuderte ihre Serviette auf den Tisch und stand mit so viel Schwung auf, dass der Stuhl umkippte. »Du hast versprochen, Charlie zu finden!«
    »Das versuchen wir doch«, sagte Allain flehend.
    »Mit dem da?« Francesca zeigte auf Max.
    »Francesca, bitte setz dich wieder hin«, sagte Allain.
    »Du kotzt mich an, Allain, und du auch, Gustav, ihr und eure ganze Familie, ihr kotzt mich an!«
    Unter Tränen schleuderte sie Max einen hasserfüllten Blick zu. Die Adern in ihren Augenwinkeln pressten gegen ihre Haut wie lebendige Würmer. Ihre Lippen zitterten vor Wut und Angst. Der Zorn machte sie jünger, sie sah weniger verhärmt, weniger verletzlich aus.
    Sie drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer. Max sah, dass sie barfuß ging und über dem linken Fußknöchel eine kleine Tätowierung hatte.
    Auf die Explosion folgte Stille, eine gewaltige Leere, die sich über die Szene

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