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Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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witzig, Sir! Ich lach mich tot. Na, gehen Sie mal, die warten schon. In der Mansarde.«
    Ich hatte keine Ahnung, was sie mit ihren Worten gemeint hatte, doch ich verzichtete auf eine Nachfrage, da ich ohnehin nur wieder eine unverständliche Antwort bekommen hätte, und beeilte mich, nach oben zu gehen. Im Dachgeschoss, das niedriger als die übrigen Stockwerke war, befand sich lediglich eine schmale Tür am Ende des Treppenabsatzes. Als ich ans Holz klopfte, wurde die Tür beinahe im selben Augenblick aufgerissen.
    Vor mir stand eine zierliche, fast dürre und sehr kleine Frau mit dunkelbraunem Haar und einem hübschen, ebenfalls sehr mageren Gesicht. Sie starrte mich mit einer Mischung aus Ärger und Erleichterung an und sagte: »Wurde auch Zeit!«
    »Ich möchte zu Miss Celia Brooks«, sagte ich irritiert und lüpfte den Zylinder.
    »Wir warten schon seit Stunden, Doktor!«, schnauzte die junge Frau und zog mich am Ärmel in die Wohnung.
    Unversehens stand ich in einem winzigen Flur, von dem zwei kleine Zimmer abgingen. Rechts befand sich die Küche samt Ofen, Waschzuber und Esstisch, links ein schmales und fensterloses Schlafzimmer mit einem einfachen Bettgestell und einer weiteren Matratze, die auf dem blanken Boden unter einer Dachschräge lag. Auf dem Bett lag das junge Mädchen, das ich suchte. Celia Brooks. Sie schien zu schlafen, doch an dem schweißnassen Haar und dem bleichen Gesicht konnte ich erkennen, dass es ihr alles andere als gut ging. Außerdem roch es in der Kammer nach Erbrochenem.
    »Es tut mir leid, Ma’am«, sagte ich und ging an der Frau vorbei ins Schlafzimmer. »Ich bin kein Doktor.« Ich deutete auf das Mädchen und fragte: »Was hat sie? Was ist mir ihr?«
    »Das weiß ich nicht, deswegen habe ich ja die Küchenmagd von Mrs. Adams nach dem Doktor rufen lassen. Heute Vormittag schon, aber er hat uns wohl vergessen.« Sie schnaufte abfällig und fragte: »Wer sind Sie, wenn Sie nicht der Arzt sind? Was wollen Sie von Celia?«
    »Mein Name ist Rupert Ingram. Ich bin … ein Freund«, antwortete ich ausweichend, setzte mich auf die Bettkante und befühlte die Stirn des Mädchens. Die Haut war glühend heiß und verschwitzt. Bei meiner Berührung fuhr sie wie unter Schmerzen zusammen, ohne jedoch ihre Augen zu öffnen. »Was haben Sie ihr gegeben?«
    »Laudanum«, antwortete die Frau. »Das war das Einzige, was Mrs. Adams im Haus hatte. Gegen die Schmerzen und das Fieber.«
    »Darf ich?«, fragte ich, wartete jedoch nicht auf eine Antwort, sondern schlug die Bettdecke zurück. Das Nachthemd des Mädchens war von oben bis unten schweißnass und klebte an ihrem Körper, sodass es fast durchsichtig war. Wunden oder blutige Stellen waren jedoch nicht zu sehen. Schnell legte ich die Decke zurück und griff nach ihrem rechten Arm, um den Puls zu fühlen. »Oh mein Gott!«, entfuhr es mir beim Anblick ihrer Hand. Der Zeigefinger war dunkelblau und fürchterlich angeschwollen, die gesamte Hand war entzündet und rot wie Feuer.
    »Seit wann ist sie so, Mrs. Watson?«
    » Miss Watson. Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Seit wann?«, wiederholte ich meine Frage.
    »Gestern Morgen hatte sie bereits Kopfschmerzen, aber noch kein Fieber«, sagte sie und fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Ich war den ganzen Tag unterwegs und musste abends auf die Bühne, drüben im People’s Palace. Eigentlich sollte Celia mir assistieren, aber zur Probe am Nachmittag ist sie nicht gekommen. Und als ich meine Sachen aus der Wohnung geholt hab, da war Celia verschwunden.«
    »Sind Sie Schauspielerin?«, wollte ich wissen.
    »So was Ähnliches«, antwortete Miss Watson und lächelte verlegen. »Als ich nach dem Auftritt nach Hause kam, da lag Celia in ihrer eigenen Kotze auf dem Boden vor ihrer Matratze. Hat’s nicht mehr bis ins Bett geschafft. Nur noch gestammelt und sich geschüttelt. Da hab ich sie in mein Bett gelegt und das Laudanum besorgt, damit sie schlafen kann. Was ist mir ihr, Mr. Ingram?«
    »Vermutlich eine Blutvergiftung«, sagte ich und überlegte, was in solchen Fällen zu tun war. »Gibt es in der Nähe eine Apotheke?«
    »In der Mile End Road.«
    »Gehen Sie und kaufen Sie Karbolsäure! Oder gleich Lister’sche Verbände, wenn die so etwas haben. Außerdem abgekochtes Wasser und steriles Verbandszeug. Jodtinktur kann auch nicht schaden.« Da sie nicht reagierte, fuhr ich sie wütend an: »Jetzt machen Sie schon!«
    Sie seufzte gequält, hob die Achseln und schüttelte den

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