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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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das Rascheln von welkem Laub, und schon hatte Trigger seinen ersten Kunden. Tank.
    »Das Saufen war nie wirklich mein Ding«, sagte er und zückte den Geldbeutel. »Was ist der Kurs?«
    »Mann, das ist nicht korrekt, wenn ich von dir was verlange.«
    »Blödsinn. Was ist der Kurs?«
    »Wie klingt zweihundert?«
    »Nichts gegen zu sagen«, erwiderte Tank und zog vier Fünfziger aus der Börse.
    »Lass dir ruhig Zeit«, sagte Trigger und steckte das Geld ein, während Tank sich unbeholfen auf Händen und Knien durch den Zelteingang zwängte.
    Als Trigger dann wieder am Termitenhügel Position bezog, nahm er sich eines fest vor: nächstes Mal iPod mitbringen. Er würde hier verdammt lang herumstehen müssen, und dabei hätte John oder Celine ihm erstklassig Gesellschaft leisten können. Nach siebeneinhalb Minuten kam Tank wieder heraus.
    »Scheiße, was ist los?«, fragte Trigger, dem Tanks Erzählungen von durchgebumsten Nächten noch sehr präsent waren.
    Natürlich war das nur ihre Schuld. Wieso nur hatte er Nummer zwei Noi hergebracht?
    »Nichts.«
    »Die Kleine?«
    »Eins a.«
    »Aber -«
    »Nur eine schnelle Nummer«, erklärte Tank. »Es soll doch genug Zeit für die anderen bleiben.«
    »Dann komm einfach später noch mal«, sagte Trigger. »Eine Nummer aufs Haus, um der alten Zeiten willen.«
    Der nächste Freier war Scotty, ebenfalls Veteran und ein Freund von Tank. Er sah zwar irgendwie nach Motorradrocker aus, aber alles lief glatt - er zahlte, hatte seinen Spaß und vergaß nicht mal, sich hinterher zu bedanken.
    Bei Trigger jedenfalls.

14
    Triggers Daumen strich über das Geldbündel.
    Zweitausendvierhundert Dollar.
    Es war nicht das am leichtesten verdiente Geld seines Lebens - in den alten Tagen hatte er gelegentlich auf das richtige Pferd gesetzt; dagegen war das hier, anders als damals, richtige Arbeit. Wenn Prostitution, wie es immer hieß, wirklich das älteste Gewerbe der Welt war, dann musste die Zuhälterei das zweitälteste sein.
    Jetzt würde er sich erst mal einen feinen Geländewagen zulegen, einen Nissan Patrol oder einen Range Rover, einen Wohnwagen dranhängen, ein paar Mädels reinpacken und dann quer durch Australien touren und sämtliche Veteranenlager
abklappern, um den Jungs bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu Diensten zu sein. Es gab doch mit Sicherheit noch mehr solche Veteranenlager, oder? Und warum sich auf Veteranen beschränken? All die rundum versorgten Babyboomer, die es nach Luftwechsel, Meerwechsel, Baumwechsel - was auch immer - verlangte und die es auf der Suche nach sauberer Luft aus den Städten trieb, die hatten da draußen ja nun nicht gerade viel, was sich anbaggern ließ.
    Es waren richtige Gentlemen, diese Veteranen, und es war eine Freude, mit ihnen Geschäfte zu machen. Während der ganzen Nacht hatte es nur ein einziges Mal Anlass zu Kummer gegeben, und das hatte nichts mit ihnen zu tun gehabt, sondern mit diesem milchgesichtigen Viehtreiber, der sein Geld zurückverlangt hatte.
    »Sie hat einfach dagelegen«, maulte er. »Hat überhaupt nichts gemacht.«
    »Was hast du denn erwartet? Eine Stripshow oder was? Das ist nicht Patpong, Cowboy.«
    Das hatte ihm das Maul gestopft, und er war abgezogen, mit seinem großen Hut und den O-Beinen, und hatte leise vor sich hin gegrummelt.
    Zwischendurch hatte er ein paar Mal nach Noi geschaut und ihr Cola gebracht. Ohne ein Wort hatte sie es genommen, hatte einfach nur im Finstern dagelegen.
    Es war jetzt nach drei, und seit einer halben Stunde war kein Freier mehr da gewesen. Noch einmal zählte Trigger das Geld. Zweitausendvierhundert. Fifty-fifty machte das zwölfhundert für jeden. Allerdings war das der Deal mit der anderen Noi, nicht mit dieser Noi. Ihm war eher nach sechzig-vierzig. Wer hatte das denn angeleiert? Wer hatte denn die ganze Arbeit gehabt?

    »Maaann!«
    Das war Tank, mit hochrotem Gesicht und ein ganzes Stück wackliger auf den Beinen als zuvor.
    »Ich hab mir gedacht, ich nehm dich beim Wort, weißt du.«
    »Nur keine Hemmungen, Kumpel. Sie gehört dir«, sagte Trigger.
    Es war das Mindeste, was er tun konnte.
    Trigger ging sich eine Dose Bier holen - er hatte sich die Erfrischung redlich verdient. Gerade als er losstapfte, flammte ein Autoscheinwerfer auf. Im Augenwinkel zeichnete sich Tanks Schattenriss bedrohlich, geradezu schauerlich auf der Zeltleinwand ab. Der Wagen entfernte sich, und alles war wieder dunkel. An der Bar kam er mit einem anderen Veteranen ins Gespräch, einem gewissen

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