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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gewonnen -, ansonsten aber kannte sie Trigger nicht näher. Allerdings hatte sie so viele Geschichten über ihn gehört, dass sie das Gefühl hatte, ihn ziemlich gut zu kennen. Das fing schon mit seinem Schwanz an. Offenbar gehörte
Trigger zu denen, die den Drang hatten, ihrem kleinen Mann einen Namen zu geben. In seinem Fall hörte das Ding auf den Namen Cazaly, wie in »Rauf jetzt, Cazaly«.
    Und er stand drauf, wenn die Damen sich für ihn verkleideten. Wenn auch nicht mit Schulmädchenuniform, Krankenschwesterntracht oder oberschenkelhohen Lackstiefeln und unten offenen Höschen. Nein, allem Anschein nach zog der Champion es vor, wenn die Mädels ein Football-Trikot trugen. Aber nicht irgendein Football-Trikot. Ein Hawthorn-Trikot musste es sein, und die Nummer 23 musste es haben, die Nummer des großen Dermott Brereton! Es war eine klasse Geschichte, und Dusty hatte sie schon etliche Male gehört, aber sie glaubte nicht recht daran - niemand hatte einen derartigen Knall!
    Trigger lächelte Dusty an, ein Lächeln, etwa so echt wie Armani in Thailand, und stierte ihr weiter auf den Busen.
    »Schönheit zuerst«, sagte er, offenbar ohne sie wiedererkannt zu haben.
    Was hatte das zu bedeuten? Entweder, überlegte Dusty, bin ich derart gealtert, dass ich nicht länger das ranke Mädchen bin, acht Mangoblüten liegt es nur zurück, oder, und das war ihr die liebere Variante, er hat dermaßen viele Frauen flachgelegt dass er sie nicht mehr als Einzelwesen, sondern als amorphe Masse wahrnahm.
    »Um Schönheit geht’s hier nicht«, entgegnete Dusty und fügte dann hinzu, schließlich war er nicht der Einzige hier, der das Nicht-Wiedererkennen-Spielchen beherrschte: »Zu Besuch in Darwin?«
    »Nein, tatsächlich lebe ich hier«, sagte Trigger und warf dem Barmann einen erstaunten Blick zu: Sie kennt mich nicht! »Offensichtlich im Gegensatz zu Ihnen.«

    »Nur, wenn man die letzten elf Jahre nicht mitzählt.«
    Dusty zahlte und ließ ihn stehen. Hatte sie wirklich einmal mit diesem furchtbaren Menschen geflirtet und womöglich sogar erwogen, mit ihm nach Hause zu gehen? Jetzt sah sie im Fenster sein Spiegelbild, das mit einem Tablett und Gläsern in die entgegengesetzte Richtung abzog. Er ging zu einem Tisch mit zwei Frauen. Sie hatten dunkle Haare. Asiatinnen? Schwer zu sagen. Aber inzwischen war Dusty um die Ecke gebogen und Trigger mitsamt Spiegelbild verschwunden.

13
    Der Wagen, ein roter RAV4 Cruiser, gehörte Spida, einem ehemaligen Teamkollegen, der mittlerweile in einer der weniger gefragten Wohngegenden des Top Ends logierte - dem Gefängnis von Berrimah. Er saß sechs Jahre für die Einfuhr einer verbotenen Substanz ab. Inzwischen hatte er allerdings einen erstklassigen neuen Anwalt, und als Trigger ihn zuletzt besucht hatte, war er zuversichtlich, noch vor Weihnachten wieder draußen zu sein. Was natürlich eine Riesensache wäre, weshalb Trigger ihm auch von ganzem Herzen alles Gute wünschte. Das heißt, von fast ganzem Herzen. Da war ein kleiner Fleck, der sagte, hey, Mann, der Typ ist ein Drogenschmuggler, der unserer Jugend das Leben ruiniert, und er soll seine Schuld gegenüber der Gesellschaft gefälligst abbezahlen. Abgesehen davon, wo sollte er unterkommen, wenn Spida wieder draußen wäre - seit Spida in Berrimah eingecheckt hatte, kümmerte er sich nämlich um dessen Wohnung in Walsh Bay. Und, nicht zu vergessen, womit sollte er dann fahren?

    Die Karre gehörte ihm zwar nicht, die Box mit den CDs aber sehr wohl, und als er die Sammlung nun rasch durchging, sah er sich wieder einmal veranlasst, sich selbst zu seinem exzellenten Geschmack zu beglückwünschen - Billy Joel, Dire Straits, Johnny Farnham, Celine Dion. Alles erste Sahne, aber heute stand ihm der Sinn nach etwas Prickelnderem, nach etwas, das den Vermittler in ihm herauskitzelte und ihn in die rechte Stimmung versetzte, diesen Veteranen ihre Versehrten-Schecks abzunehmen.Wie aufs Stichwort hielt er die passende CD in den Fingern - Sting. Perfekt!
    »Noi, stehst du auf den Stingster?«, fragte Trigger.
    Noi allerdings war inzwischen eingeschlafen und hatte sich wie ein Kätzchen auf den Sitz gekuschelt, während ihre Hand das Buddha-Amulett an ihrem Hals umschloss. Kurzzeitig kam Trigger der Verdacht, sie könnte vielleicht auf Droge sein. Er hatte so was schon gehört - Mädchen wurden ins Land geschafft und unter Drogen gesetzt, bis sie abhängig waren, die pharmazeutische Fessel sozusagen. Trigger spürte einen ungewohnten Stich im

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