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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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fuhr. Sie war eine vereidigte Beamtin der Polizei des Northern Territory, nicht eine verzweifelte Schlampe unterwegs zu einer schnellen Nummer in einem miesen Motel.
    »Heim«, sagte sie.
    »Ein paar nähere Angaben könnten nicht schaden.«
    »Ja, klar«, sagte Dusty und nannte die Adresse.
    Dusty kuschelte sich an Tomasz und legte den Kopf an seinen Arm. Sein Arm stahl sich um ihre Schulter. Als sie erwachte, hielten sie vor ihrem Haus, wo die Kläffer wild bellend am Gatter auf und ab sprangen.

    »Wie viel?«, fragte Dusty.
    »Ich zahle«, entschied Tomasz, öffnete die Tür und stieg aus. Dusty rutschte auf der Sitzbank hinterher.
    »Moment noch«, sagte Franky.
    »Was denn?«, fragte Dusty.
    »Sie haben doch nach’nem verschwundenen Mädchen gefragt?«
    »Hab ich das?«
    »Ja. Als sie beim Peewees bei mir eingestiegen sind. Na ja, es gibt da jemanden.«
    Dusty war klar, dass das wichtig war, aber bei der Menge Alkohol, die sie intus hatte, fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren.
    »Können wir das morgen bereden?«
    »Morgen rede ich nicht drüber. Es gibt da ein Mädchen, das verschwunden ist. Ein Thai-Mädchen. Eine Nutte. Ist mit einem gewissen Trigger mitgegangen. Das war’s, okay?«
    »Gut«, sagte Dusty, aber sie wusste, das war es nicht. Als sie aus dem Taxi gestiegen war, kramte sie einen Stift aus der Handtasche und kritzelte sich zwei Wörter auf den Handrücken. TEI MÄDCHEN.
    Franky Ng wendete, gab Gas und brauste die Straße hinauf.

21
    Sonst war es ja immer Dusty, die sich über die toten Ratten und toten Vögel beklagte - und was die Kläffer an totem Zeug noch so anschleppten. Heute früh aber warfen sich zur Abwechslung mal die Kläffer gegen den Maschendrahtzaun
und bellten mit gebleckten Zähnen an, was Dusty da gerade mitbrachte.
    »Dingos?«, fragte Tomasz und wich ein Stück zurück.
    »Keine Dingos. Meine Kläffer«, entgegnete sie stolz - es war eine in der Tat eindrucksvolle Demonstration ungebändigter Hundekraft.
    Und Dusty fragte sich, ob sie ihr nicht tatsächlich etwas mitteilen wollten. Als sie zu »My Island Home« getanzt hatten, kannte Dusty nur einen einzigen Gedanken: mit diesem Mann irgendwohin gehen und ihn besinnungslos vögeln. Aber dieser Drang war inzwischen etwas abgeklungen, und in Dusty setzte sich der Gedanke fest - in ihrem Hirn diesmal -, das sei vielleicht doch keine allzu gute Idee. Was wusste sie über diesen Mann? Es wäre erheblich leichter - von sicherer gar nicht zu reden -, wenn sie ihn einfach in ein Taxi setzte und ins Hotel schickte. Sie holte das Handy aus der Tasche.
    »Ich gehe … Hotel«, stammelte Tomasz, der die Dingos nicht aus den Augen ließ.
    Dusty steckte das Handy weg. »Du kommst mit rein«, erklärte sie. »Trink erst mal einen Tee. Dann kannst du ins Hotel gehen.« Sie wandte sich an die Kläffer. »Smithie! Wessie! Still jetzt!«
    Dusty nahm den widerstrebenden Tomasz bei der Hand, öffnete das Gartentor und zerrte ihn über die Schwelle. Kaum befand sie sich wieder auf vertrautem Terrain, da erkannte Dusty allmählich das wahre Ausmaß ihrer Betrunkenheit. Normalerweise schwankte das Haus nicht so. Der Lichtschalter im Erdgeschoss war normalerweise ganz leicht zu finden. Und die Affen, die in den Bäumen von Ast zu Ast schwangen - die hatte sie noch nie bemerkt.

    »Schönes Haus«, sagte Tomasz, der sich etwas entspannte, da die Dingos sich schmollend auf ihre Plätze getrollt hatten.
    »Danke«, erwiderte Dusty, die sich aber momentan nur für den Pool interessierte, oder genauer gesagt, für die einzelne Frangipaniblüte, die dort auf dem Wasser trieb.
    Für sich genommen war das nichts Ungewöhnliches. In Dustys privatem Regenwald gab es zwei Frangipanibäume, und es kam schon einmal vor, dass eine Blüte den Weg in den Pool fand. Diese Bäume allerdings trugen die klassischen, weiß-gelben Acutifolia -Blüten. Jene Blüte aber gehörte der weniger verbreiteten, hellrot-gelben Spezies Rubra an und leuchtete neonfarben auf dem blau angestrahlten Wasser des Beckens.
    »Wo kommst du denn her?«, fragte sie, als sie näher trat.
    Mit einem Mal wurde die Frangipaniblüte zur Achse, um die sich die ganze Welt drehte. Rucksacktouri, schmollende Kläffer, vornübergeneigtes Haus - alles rotierte in rasendem Wirbel. Dusty schloss die Augen und setzte sich ungebremst auf den Boden.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Tomasz und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Muss schwimmen«, lautete Dustys schlichte Erwiderung.
    Das war etwas,

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