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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wovon sie als Polizistin mit größtem Nachdruck abgeraten hätte: niemals Alkohol und Wasser vermischen! Aus Erfahrung wusste sie aber, wenn sich einem im Suff der Kopf drehte, gab es nichts Besseres als eine Runde Schwimmen. Sie sah den Badeanzug schlaff über dem Verandageländer hängen. Die Treppe dort hinauf erschien ihr allerdings unangenehm steil; das war ein Aufstieg, an den man sich nur mit Seilen, Steigeisen und einer
Gruppe Sherpas wagen sollte. Was für eine desaströse Nacht! Wieso war sie nur milatieren gegangen? Wieso hatte sie nur so viel getrunken? Und wieso hatte sie beides auf einmal gemacht? Das Beste wäre jetzt, entschied Dusty, einfach hier sitzen zu bleiben und nichts zu sagen, bis der Rucksacktouri verschwand.
    »Kann ich schwimmen?«, fragte Tomasz.
    »Nur zu«, entgegnete Dusty.
    Dusty beobachtete Tomasz, der sich, den Rücken zu ihr, das T-Shirt auszog. Sie sah auch nicht weg, als er sich aus der Jeans schälte. Sie überlegte kurz, ob sie wegsehen solle, als er sich daranmachte, die Boxershorts abzustreifen, entschied sich aber dagegen - sie wusste, dass Europäer, insbesondere die aus den nördlicheren Gefilden, keine Probleme mit der eigenen Nacktheit hatten. Tomasz ging an den Beckenrand und wollte hineinhechten.
    »Nicht!«, schrie Dusty.
    So ging das andauernd mit diesen Touris - sie sprangen mit dem Kopf voran in irgendwelche Wasserstellen, ohne vorher zu prüfen, wie flach es dort war, und dann konnten sie im Rollstuhl die Heimreise antreten.
    »Entschuldigung«, sagte Tomasz und drehte sich um.
    Sofort dachte Dusty an das letzte Mal, als sie Sex gehabt hatte. Sie waren nach einem gewonnenen Prozess feiern gewesen, waren heimgekommen, hatten sich ausgezogen und im Pool gevögelt. James war ungewohnt still gewesen. Und er hatte sich Zeit gelassen. Es war so lange her, seit er sich Zeit gelassen hatte. Danach waren die Zweifel, die Dusty über die Beziehung gehabt hatte, verschwunden. Sie und James waren so eng verbunden wie früher. Zwei Wochen darauf war James weg.

    »Ich zeig’s dir«, sagte Dusty, stand auf und ließ die Hüllen fallen.
    Als sie nackt zum Beckenrand ging, spürte sie bei jedem Schritt Tomasz’ Vogelbeobachterblick auf sich ruhen.
    »Das Becken ist flach«, sagte Dusty. »Hüpfen, nicht hechten.«
    Und das tat sie dann - sie hüpfte hinein, ließ sich sinken und lag wie ein Seestern auf dem Beckenboden, auf dass das Wasser seine magische Wirkung täte und sie nüchtern machte. Als sie wieder auftauchte, blickte Tomasz lächelnd zu ihr hinunter.
    »Schön im Wasser«, sagte sie.
    »Scho-in?«, wiederholte Tomasz.
    Hatte sie wirklich einen derart breiten Akzent?
    » Wunderbar «, sagte sie auf Deutsch.
    Das verstand er.
    Zwei Schritte, dann war er ebenfalls im Wasser. Er tauchte dicht neben Dusty auf, in der Hand die Frangipaniblüte.
    »Wie sagt man dazu?«, wollte er wissen.
    »Ein Wunder«, antwortete Dusty.
    Tomasz reichte Dusty das Wunder. »Für dich«, sagte er.
    Dusty schlang die Arme um Tomasz’ Hals, drückte den Busen an seine Brust. Sie küssten sich, ein biergetränkter Kuss. Er legte die Hände auf ihre Hüften und zog sie an sich. Da spürte sie es, es pochte an ihrem Schenkel. Ihre Hand wanderte hinab.
    »Du hast zwar gesagt, dass du Pole bist, aber … oh, mein Gott!«, rief sie.
    » Bitte ?«, fragte er.
    »Nichts«, sagte Dusty und schlang die Beine um ihn.
    In ihrem Kopf tauchte der Gedanke an Verhütung auf,
konnte sich gegen die vierhundert Tage ungewollter Abstinenz aber nicht durchsetzen.
    Dusty nahm den Wikinger in sich auf.

22
    Draußen wurde geplanscht. Jemand kam die Treppe herauf. Dann ein kindliches Trällern: »Tante? Bist du wach, Tante?«
    Unter einem surrenden Ventilator und einem Gecko, der über die Wand huschte, öffnete Dusty die Augen.
    »Tante. Hier bin ich.«
    Dusty drehte den Kopf zur Seite. Ein infernalischer Schmerz. Ihr Mund fühlte sich an wie der Boden eines Vogelkäfigs. Ihre Zunge ein absoluter Fremdkörper.
    Ganz langsam registrierten ihre Augen braune Haut, braune Augen und einen Mini-Afro. Es war Saskia. Trace’ fünfjährige Tochter.
    »Tante, da liegt ein Mann in deinem Bett.«
    Dusty wälzte sich zur Seite. Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch den Schädel. Saskia hatte recht, da lag ein Mann in ihrem Bett. Tomasz (hieß er so?) lag mit gespreizten Armen und Beinen nackt auf dem Bauch.
    Außerdem war ein Geruch in ihrem Bett. Nach Schweiß. Und Sex.Viel Schweiß. Und viel Sex.
    »Das ist ein

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