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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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aber keine Tötungsdelikte -, allerdings machte sein Name ebenso häufig wie höhnisch im Revier die Runde. Dusty war ziemlich sicher, dass Ned Maleski der Mut fehlte, oder was auch immer man dazu brauchte, um den Abzug zu drücken, dennoch ging von einer Pistole immer etwas Respekteinflößendes aus - selbst in der Hand eines Zweitklassekriminellen wie Maleski. Dusty bemühte sich, noch stärker zur Mango zu werden.
    Ein zweiter Mann tauchte auf. Bojan »Spanners« Spanovic war definitiv ein anderes Kaliber als Maleski. Er war Kickboxer und im Zusammenhang mit einer größeren Anzahl von Morden im Drogenmilieu eine Person von beträchtlichem Interesse. Außerdem war er ein stadtbekannter Frauenheld, einer dieser gut aussehenden bösen Buben, denen brave Mädchen einfach nicht widerstehen können. Auch er war bewaffnet, wobei seine Waffe weit einschüchternder wirkte als die von Ned Maleski.
    »Was ist los?«, wollte er wissen.
    »Nix«, sagte Ned Maleski und ließ die Pistole sinken. »Wahrscheinlich hat Mamasan sich wieder mal was eingebildet.«
    »Was ist das denn?«, fragte Spanners und fuchtelte mit der Waffe in Richtung Schwein.
    »Das ist ein Schwein, Spanners.«
    »Ach, tatsächlich. Es soll sich schleichen, das Scheißvieh.«

    Das Schwein fixierte Spanners mit seinen kleinen Äuglein und grunzte.
    »Hau ab!«, rief Spanners.
    Unbeeindruckt grunzte das Schwein noch einmal und trippelte Spanners einige Schritte entgegen.
    Spanners zielte und schoss auf das Tier. Ned Maleski, das musste man ihm lassen, zuckte nicht mit der Wimper.
    »Was sollte das denn?«
    »Hat sich halt so ergeben.« Spanners lachte. »Na los, gehen wir.«
    Die Männer verschwanden hinter der Hausecke. Das Schwein lag erbärmlich quiekend in einem schimmernden Teich aus Blut und scharrte mit den Vorderbeinen. Es könnte eine Falle sein, ein Trick, um sie herunterzulocken, aber Dusty wusste, dass Maleski dazu die Cleverness fehlte, und auch Spanners traute sie das nicht wirklich zu. Trotzdem, lieber kein Risiko eingehen. Sie hielt sich mit einer Hand im Mangobaum fest und tippte Gerard eine SMS.
    »sine sie weg?«
    »sine?«, lautete die Antwort.
    »sind.«
    »sind sie weg?«
    »ja!«
    »ja.«
    Dusty sprang aus dem Baum und rannte zu dem Schwein. Es hatte aufgehört zu quieken, hatte aufgehört zu scharren, aber die Augen standen noch offen. Es lebte. Die Haut war so voller Blut, dass Dusty Schwierigkeiten hatte, es hochzuheben. Aber sie schaffte es, presste das Schwein fest an ihre Brust und trug es am Haus vorbei zum wartenden Auto.

    »Alles wird gut, Schweini«, sagte sie immer wieder. »Alles wird gut.«
    Gerard war ausgestiegen.
    »Es ist angeschossen«, erklärte Dusty. »Mach die hintere Tür auf.«
    »Es ist total voller Blut!«
    »Mach die Tür auf!«
    »Nicht lieber den Kofferraum?«
    »Mach die verdammte Tür auf!«
    Gerard machte die verdammte Tür auf. Vorsichtig legte Dusty das Tier auf die Rückbank und setzte sich daneben.
    »Jetzt mach schon, fahr endlich los!«, befahl sie Gerard, der sich wieder ans Steuer gesetzt hatte.
    »Wohin?«
    »Zum Tierarzt natürlich. In Casuarina ist einer.«
    Gerard ließ den Wagen an, schaltete die Automatik auf Drive, parkte aus und fuhr ebenso umsichtig wie vorausschauend.
    »Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, Gerard, ich habe hier ein Schwein, das gleich stirbt. Also fahr verdammt noch mal schneller.«
    Der Wink mit dem Zaunpfahl verfehlte seine Wirkung nicht - Gerard beschleunigte das Tempo. Für einen Buchhalter fuhr er extrem schnell und extrem gut.
    Als sie Casuarina erreichten, sagte Dusty: »Du kannst jetzt langsamer fahren.«
    Das Schwein war, den Kopf auf Dustys Schoß, verstorben.
    »Tot?«, fragte Gerard.
    Tränen rannen über Dustys Wangen.
    »Tot.«

39
    Einer der Orte, an dem die verschiedenen Ethnien Darwins aufeinandertrafen - Rucksackreisende, Pauschaltouristen in Pseudo-Safarikluft, junge Aborigines, mit Goldklunkern behängt wie ihre Hip-Hop-Helden, barfüßige Aussteiger, die sich hier mit Bio-Obst und -Gemüse versorgten, Südmenschen wie Jacqui, die nur dem Nummernschild nach zum Top End gehörten -, war der samstägliche Markt in Parap. Auf dem Parkplatz bedrängten zwei Aboriginefrauen, von denen die eine etwas trug, was verdächtig nach einer Uniformbluse der NT Police aussah, Touristen, um ihnen ihre Malereien anzudrehen.
    »Hey, Lady, du kaufen mein Bild!«
    »Hey, Lady, das hier viel mehr Punkte.«
    Auf dem Markt gab es vier Som-Tum-Verkäuferinnen,

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