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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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glauben sollte. War das nicht etwas für romantische Komödien? Ging es nicht viel eher darum, jemanden zu finden, der einigermaßen zu einem passte, um dann zu lernen, wie man miteinander lebte? Aber wenn es den »Einen« nun doch gab und, schlimmer noch, wenn Tomasz dieser »Eine« wäre? Ein Polizist. Ein Quadratkopf. Ein Vogelbeobachter! Kein sehr erbaulicher Gedanke. Dusty warf ihn auf den Müll und kehrte zu Auto und schlafendem Jamarra zurück.
    Als Dusty vom Track auf die unbefestigte Piste abbog, schnellte ihr Puls nach oben, und die Muskeln spannten sich an. Wovor wollte ihr Körper sie warnen? Vor dem Mörder? Diesmal hatte sie vorgesorgt - neben eisgekühltem Wasser, Sandwiches und Obst hatte sie auch Smith & Wesson mitgenommen. Die Knarre, nicht die Köter. Tatsächlich war es eine Selbstlade-Glock, Kaliber 40, aber für Dusty war es nach wie vor eine Smith & Wesson, die Dienstwaffe aus der Zeit, als sie zur Truppe gestoßen war.
    Dusty tippte die Bremse an, und der Subaru schlingerte. Jamarra wurde in den Sicherheitsgurt geschleudert.

    »Verdammt noch mal!«
    »Verdammtes Känguru«, schwindelte Dusty.
    Da Jamarra nun einmal wach war, wollte Dusty dafür sorgen, dass dieser Zustand anhielt. Sie machte den CD-Spieler an. Drehte die Lautstärke hoch. Lucinda Williams.
    »Magst du Country?«, fragte sie.
    »Leck mich.«
    »Dann gefällt dir das also nicht.«
    Jamarra hörte ein Weilchen zu.
    »Schrummelige Gitarre«, stellte er fest.
    »Voll schrummelig«, bestätigte Dusty. »Ich erklär dir jetzt mal, worum’s eigentlich geht.«
    Während Dusty sprach, bearbeitete Jamarra das Armaturenbrett in Bongomanier. Dann spielte er eine Weile Luftgitarre, mutmaßlich schrummelig. Sie kam mit ihrem Bericht just in dem Moment zum Ende, als sie den Billabong erreichten.
    »Noch Fragen?«
    »Wie heißt die Platte?«
    » Car Wheels on a Country Road . Ich kann dir eine CD brennen.«
    »Verstößt das nicht gegen das Gesetz, Constable?«
    »Na gut, dann nimm die Scheibe. Wie’s dir lieber ist. Nur hör mit dem Blödsinn auf, Jamarra. Bist du dabei oder nicht?«
    »Wer sind die?«, fragte er und zeigte zum Seitenfenster hinaus.
    Dustys Vorahnungen erwiesen sich als begründet, es war tatsächlich jemand am Billabong. Allerdings sahen die Betreffenden nicht wie Mörder aus. Eher wie Nomaden. Von der grauen Sorte. Zu zweit saßen sie auf identischen Klappstühlen unter einer gestreiften Markise vor ihrem Wohnmobil. Er
las eine Zeitung, die er sich über den Schoß gebreitet hatte. Sie las eine Zeitung, die sie sich über den Schoß gebreitet hatte. Vor ihnen, auf einem kleinen Tisch, standen Porzellantässchen auf Porzellanuntertässchen.
    »Keine Ahnung«, sagte Dusty.
    Das hatte gerade noch gefehlt, dass Oma und Opa ihr den Tatort zertrampelten.
    »Hast du Hunger?«, fragte sie Jamarra.
    »Ich nehm nicht an, dass du Maca-Nüsse dabeihast?«
    Dusty musste lächeln. »Ich kann dir ein Brötchen schmieren.«
    »Gern.«
    Dusty stieg aus und bekam die übliche Ohrfeige von der Schwüle. Das Wetteramt hatte den Anbruch der Regenzeit für Ende der Woche vorhergesagt. Aber das Wetteramt konnte irren. Dusty ging zu den Nomaden und stellte sich vor. Am Heck des Wohnmobils sah sie Tweety wieder. Komm mir bloß nicht zu nahe! Dusty musste lächeln und erinnerte sich an Kirkys Reaktion: Hätt nicht übel Lust, dem ollen Sack’nen beschissenen Strafzettel zu verpassen. Der olle Sack hieß Wes, seine Frau Bette. Sie kamen aus Bellingen an der Nordküste von New South Wales. Sie hatten ihren Milchviehbetrieb verkauft (die undankbaren Blagen hatten einfach keine Lust, jeden Morgen um vier aufzustehen), sich das Wohnmobil zugelegt und machten jetzt die große Runde. Sie wirkten abgehärtet, waren beide drahtig und wettergegerbt und sprachen mit einer solchen Begeisterung von ihrem neuen Leben, dass man sie einfach gernhaben musste.
    »Und was hat Sie ausgerechnet hierher verschlagen?«, erkundigte sich Dusty.

    »Offen gestanden haben wir uns verfahren«, erklärte Bette mit einem Seitenblick auf Wes.
    »Geografisch benachteiligt«, gestand Wes mit einem albernen Grinsen.
    Bette fuhr fort: »Aber dann hat’s uns hier so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, ein Weilchen zu bleiben.«
    »Und Sie, was führt Sie hierher?«, fragte Bette.
    »Die Arbeit«, sagte Dusty und zeigte ihre Dienstmarke. »NT Police.«
    »Doch nichts Ernstes, will ich hoffen«, erwiderte Bette.
    »Reine Routine.«
    »Können wir denn irgendwas beisteuern?«,

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