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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der-
    gleichen in vertraulicher Weise plaudere.«

    — 222 —
    — 223 —
    »Immerhin«, erwidert der edelmütige und feinfühlige
    Graf d’Artigas, »wenn wir erst im Besitz des ganzen Ge-
    heimnisses sind, wird es ratsam sein, wir entledigen uns
    des . . .«
    »Dazu haben wir noch Zeit, Ker Karraje . . .«
    »Wenn Gott sie Euch läßt, Ihr Schurken!« dachte ich da-
    bei und mußte die Hand auf das heftig klopfende Herz drü-
    cken.
    Und doch, was konnte ich hoffen, wenn nicht die Vorse-
    hung selbst in nächster Zeit hier eingriff ?
    Das Gespräch nimmt nun eine andere Wendung, und
    Ker Karraje bemerkt:
    »Jetzt, wo wir die Zusammensetzung des Sprengstoffs
    kennen, Serkö, muß uns Thomas Roch um jeden Preis auch
    die der Zündmasse mitteilen.«
    »Selbstverständlich«, erwidert Ingenieur Serkö, »und
    ich werde ihn schon dahin zu bringen wissen. Leider wei-
    gert sich Thomas Roch, über diesen Gegenstand zu spre-
    chen. Er hat jedoch bereits einige Tropfen der Zündflüs-
    sigkeit – denn darum handelt es sich – hergestellt, die zur
    ersten Erprobung des Sprengstoffs dienten, und er wird uns
    davon mehr liefern, wenn es darum geht, den Gang auszu-
    brechen.«
    »Das ist ja recht schön, doch für unsere Fahrten auf dem
    Meer . . .«
    »Geduld . . . Geduld! Wir werden schließlich alle Blitze
    seines Fulgurators in den Händen haben.«
    »Bist Du dessen sicher, Serkö?«
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    »Ganz sicher . . . es handelt sich nur um den Preis, Ker
    Karraje!«
    Mit diesen Worten schloß das Gespräch, und die bei-
    den Männer entfernten sich, glücklicherweise ohne mich
    bemerkt zu haben. Wenn Ingenieur Serkö auch ein klein
    wenig für einen Kollegen eingetreten war, scheint Graf
    d’Artigas doch von weniger wohlwollender Gesinnung ge-
    gen mich erfüllt zu sein. Bei dem geringsten Verdacht lieg’
    ich in der Lagune, und wenn ich dann durch den Tunnel ge-
    langte, so wäre es doch nur als Leichnam, den die Ebbeströ-
    mung mit hinaustrüge.
    21. August. – Am folgenden Tag ging Ingenieur Serkö
    an die Auswahl der Stelle an der Wand, wo am besten ein
    Durchgang so angelegt werden könnte, daß er von außen
    unsichtbar blieb. Nach eingehender Untersuchung hat er
    sich zu diesem Zweck für die nördliche Wand, 10 Meter von
    den ersten Zellen von Bee-Hive entschieden.
    Mich drängt es, diesen Gang vollendet zu sehen. Wer
    weiß, vielleicht ermöglicht er mir das Entkommen! . . . Ach,
    wär’ ich doch ein besserer Schwimmer, vielleicht hätte ich
    versucht, durch den Tunnel zu fliehen, von dem ich die Lage
    der Mündung genau kenne. Bei Gelegenheit des Kampfs,
    dessen Schauplatz die Lagune war, hat sich ja, als das Wasser
    darin unter den letzten krampfhaften Schlägen des Wals so
    stark bewegt wurde, seine obere Öffnung einen Augenblick
    gezeigt. Sollte das bei starker Ebbe nach einer Springflut
    nicht wieder eintreten? Darauf muß ich achten! Zur Zeit
    — 225 —
    des Neu- und Vollmonds, wenn das Meer unter sein mittle-
    res Niveau am tiefsten sinkt, wär’ es doch möglich, daß . . .
    Wozu könnt’ es mir aber dienen, das zu beobachten? . . .
    Ich weiß es nicht, darf aber dennoch nichts zur Flucht von
    Back-Cup unversucht lassen.
    29. August. – Diesen Morgen hab’ ich der Abfahrt des
    Tugs beigewohnt. Es handelt sich jedenfalls um die Reise
    nach einem Hafen Amerikas, um die dort angefertigten Ma-
    schinenteile abzuholen.
    Graf d’Artigas unterhält sich einige Augenblicke mit In-
    genieur Serkö, der ihn, wie es scheint, diesmal nicht beglei-
    ten soll und dem er wohl noch einige, zweifellos mich be-
    treffende Ermahnungen ans Herz legt. Dann betritt er die
    Plattform des Fahrzeugs, steigt in dessen Inneres hinun-
    ter und ihm folgen Kapitän Spade und die Mannschaft der
    ›Ebba‹. Sobald die Luke geschlossen ist, versinkt der Tug
    unter das Wasser, dessen Oberfläche kurze Zeit von einem
    schwachen Wirbel bewegt wird.
    Die Stunden entfliehen, der Tag vergeht. Da der Tug
    nicht wieder an seinen Platz zurückgekehrt ist, schließe ich,
    daß er die Goélette auf der Reise schleppen . . . vielleicht
    auch Schiffe zerstören wird, die ihm auf der Fahrt gerade in
    den Weg kommen . . .
    Immerhin ist anzunehmen, daß die Abwesenheit der
    Goélette nicht lange dauert. 8 Tage dürften ihr zur Hin- und
    Rückfahrt genügen.
    Die Witterung scheint die ›Ebba‹ übrigens noch be-
    günstigen zu wollen, das entnehme ich der Ruhe der Atmo-
    — 226 —
    sphäre, die im Inneren der Höhle herrscht. Wir

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