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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch Feuer vermögen ihn zur
    Explosion zu bringen.«
    »Und Thomas Roch hat Ihnen auch das Geheimnis die-
    ses Deflagrators verkauft?«
    »Noch nicht, Mr. Hart, der Handel steht aber kurz vor
    dem Abschluß. Ich wiederhole Ihnen also, es ist keine Ge-
    fahr vorhanden und Sie können ruhig schlafen. Zum Ku-
    ckuck, wir haben doch auch keine Lust, mit unserer Höhle
    und unseren Schätzen in die Luft zu fliegen! Noch wenige
    gute Jahre, und wir teilen die Beute, die ausreichen wird, je-
    dem ein hübsches Vermögen zu sichern, mit dem er nach
    Belieben schalten und walten kann . . . das heißt, nach der
    Liquidation der Gesellschaft Ker Karraje & Co.! . . . Ich füge
    auch hinzu, daß wir, wenn wir vor einer unzeitigen Explo-
    sion sicher sind, ebensowenig eine Denunziation fürch-
    ten . . . die allein von Ihnen ausgehen könnte, mein lieber
    Mr. Hart! Ich rate Ihnen also, Ihren Entschluß zu fassen,
    sich als praktischer Mann hübsch zu fügen und die Auflö-
    sung der Gesellschaft abzuwarten. Dann werden wir sehen,
    was unsere Sicherheit erfordert, soweit es Ihre Person be-
    trifft!«
    Diese Andeutung klingt nicht gerade sonderlich beruhi-
    gend. Freilich, noch ist nicht aller Tage Abend. Aus dem Ge-
    spräch behalt’ ich aber im Gedächtnis, daß Thomas Roch,
    wenn er der Gesellschaft Ker Karraje & Co. auch seinen
    Sprengstoff verkauft hat, er doch das Geheimnis der Zünd-
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    masse für sich behalten hat, ohne die der Sprengstoff ja
    nicht mehr Wert hat, als der Staub der Landstraße.
    Eh’ ich dieses Gespräch abbreche, glaub’ ich Ingenieur
    Serkö noch eine, übrigens recht naheliegende Bemerkung
    machen zu müssen.
    »Mr. Serkö«, sag’ ich, »Sie kennen jetzt also wirklich die
    Zusammensetzung des Fulgurator Roch. Gut. Besitzt er
    aber auch die Zerstörungskraft, die sein Erfinder ihm zu-
    schreibt? . . . Sind damit schon Versuche angestellt wor-
    den? . . . Haben Sie da nicht vielleicht etwas gekauft, das
    ebenso wirkungslos ist, wie eine Prise Tabak?«
    »Vielleicht, Mr. Hart, sind Sie darüber besser informiert,
    als Sie sich den Anschein geben. Ich danke Ihnen jedoch
    für das Interesse, das Sie an unserer Angelegenheit neh-
    men. Doch machen Sie sich keine Sorge. In der vergange-
    nen Nacht haben wir eine Reihe entscheidender Versuche
    ausgeführt. Nur mit wenigen Gramm jener Substanz wur-
    den dabei gewaltige Felsblöcke unseres Uferlands in feins-
    ten Staub verwandelt.«
    Diese Erklärung stimmte mit den von mir gehörten De-
    tonationen überein.
    »Also, lieber Kollege«, fährt Ingenieur Serkö fort, »kann
    ich Ihnen versichern, daß wir keiner Enttäuschung entge-
    gengehen. Die Wirkung jenes Sprengstoffs übertrifft alle Er-
    wartungen. Mit einer Ladung von mehreren tausend Ton-
    nen wäre er mächtig genug, unser Sphäroid zu zerstückeln,
    und im Weltraum ebenso zu verstreuen, wie jene Bruchstü-
    cke des zwischen Mars und Jupiter auseinandergebroche-
    — 218 —
    nen Planeten. Seien Sie versichert, daß er imstande ist, jedes
    beliebige Fahrzeug in einer Entfernung zu vernichten, die
    die größte Reichweite der heutigen Geschosse weit über-
    trifft, und das in der Gefahrenzone von einer guten See-
    meile. Der wunde Punkt der Erfindung liegt nur in der Ein-
    stellung des Ziels, das zu ändern eine ziemlich lange Zeit
    beansprucht . . .«
    Ingenieur Serkö hält inne, wie einer, der sich nicht weiter
    auslassen will, und er fügt dann ablenkend hinzu:
    »Ich schließe also, wie ich angefangen habe, Mr. Hart,
    ergeben Sie sich in Ihr Schicksal! . . . Fügen Sie sich dieser
    neuen Existenz ohne Hintergedanken. Passen Sie sich den
    stillen Genüssen unseres unterirdischen Lebens an! Hier
    bewahrt man seine Gesundheit, wenn sie gut, und stellt sie
    wieder her, wenn sie beeinträchtigt war. Das hat sich auch
    bei Ihrem Landsmann bewahrheitet. Ergeben Sie sich in Ihr
    Los . . . das ist das klügste, was Sie tun können!«
    Hiermit verläßt mich der weise Berater, nachdem er
    mich mit freundschaftlicher Handbewegung gegrüßt hat,
    wie ein Mann, dessen verbindliche Absichten alle Wert-
    schätzung verdienen. Doch welche Ironie in seinen Worten,
    in seinen Blicken und in seiner Haltung . . . und wird es mir
    je beschieden sein, mich dafür zu rächen? . . .
    Aus der Unterhaltung ist mir jedenfalls hervorgegan-
    gen, daß das sichere Treffen des Ziels mancherlei Umstände
    macht. Wahrscheinlich ist also jener Wirkungskreis von ei-
    ner Seemeile Durchmesser, in dem der Fulgurator Roch

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