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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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so
    gefährlich sein soll, nicht leicht zu verlegen, und ein Schiff
    — 219 —
    dürfte jenseits oder diesseits dieser Zone vor dessen Wir-
    kung geschützt sein . . . Oh, könnte ich doch alle, die das an-
    geht, davon informieren! . . .
    20. August. – In den letzten 2 Tagen ist nichts Neues vor-
    gefallen. Ich habe meine täglichen Spaziergänge bis zu den
    äußersten Enden von Back-Cup ausgedehnt. Des Abends,
    wenn die elektrischen Lampen die lange Perspektive der
    Deckenbögen beleuchten, kann ich mich bei der Betrach-
    tung der Naturwunder dieser mir zum Gefängnis geworde-
    nen Höhle einer Art religiösen Stimmung nicht erwehren.
    Übrigens hab’ ich die Hoffnung nicht verloren, irgendwo in
    den Wänden einen den Seeräubern unbekannt gebliebenen
    Spalt zu entdecken, durch den ich fliehen könnte. Freilich . . .
    meine Flucht würde in Bee-Hive bald bekannt . . . und ich
    wieder eingefangen werden . . . wenn nicht . . . ja, richtig . . .
    das Boot . . . das Boot der ›Ebba‹, das draußen in der Bucht
    angebunden liegt . . . Wenn ich mich dessen bemächtigen . . .
    den Kanal passieren . . . und nach Saint Georges oder Ha-
    milton gelangen könnte . . .
    Am Abend – es mochte gegen 9 Uhr sein – hab’ ich mich,
    etwa 100 Meter im Osten von der Lagune, am Fuß eines
    Pfeilers auf feinem Sandboden hingestreckt. Sehr bald dar-
    auf vernehme ich in kurzer Entfernung erst das Geräusch
    von Schritten, dann verschiedene Stimmen.
    So gut wie möglich hinter dem felsigen Fuß des Pfeilers
    versteckt, lausche ich mit gespanntester Aufmerksamkeit.
    Die Stimmen erkenne ich leicht genug. Es sind die von
    Ker Karraje und Ingenieur Serkö. Die beiden Männer sind
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    stehengeblieben, sie bedienen sich der englischen Sprache,
    die in Back-Cup meist benützt wird. Ich werde also verste-
    hen können, was sie sprechen.
    Aha, von Thomas Roch ist die Rede, oder vielmehr von
    seinem Fulgurator.
    »In 8 Tagen«, sagt Ker Karraje, »denke ich mit der ›Ebba‹
    wieder abzufahren und bringe dann die verschiedenen
    Teile, die in der Fabrik in Virginia nun fertig sein müssen,
    mit zurück . . .«
    »Und sobald wir sie haben«, fährt Ingenieur Serkö fort,
    »werde ich an die Montage der Apparate gehen und die
    Herstellung der Abschußvorrichtung in Angriff nehmen.
    Zuerst werden wir aber eine Arbeit ausführen müssen, die
    mir unumgänglich erscheint . . .«
    »Und worin besteht die?« fragt Ker Karraje.
    »Die Wand unseres Eilands durchbrechen.«
    »Die Wand durchbrechen?«
    »Oh, nur durch einen ganz engen Gang, den nur ein
    Mann auf einmal passieren kann, einer Art Stollen, der
    leicht zu verschließen ist und dessen Ausmündung hinter
    den Uferfelsen versteckt bleibt.«
    »Doch wozu, Serkö?«
    »Ich habe schon häufig nachgedacht über den Vorteil ei-
    ner anderen Verbindung mit dem Ufer, als der durch den
    unterseeischen Tunnel. Wer weiß denn, was sich in Zukunft
    einmal ereignen kann . . .«
    »Die Wände sind aber so dick und so außerordentlich
    hart . . .«, bemerkt Ker Karraje.
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    »Mit wenigen Gramm des Sprengstoffs unseres Roch«,
    antwortete Ingenieur Serkö, »verpflichte ich mich, das Ge-
    stein zu so feinem Staub zu zertrümmern, daß man den nur
    noch wegzublasen braucht!«
    Der Gegenstand dieses Zwiegesprächs war für mich na-
    türlich von höchstem Interesse, betraf es doch die Herstel-
    lung eines Wegs, neben dem Tunnel, zwischen dem Inneren
    von Back-Cup und der Außenwelt.
    Als mich noch dieser Gedanke erfüllte, erwiderte Ker
    Karraje:
    »Gut, es mag sein, Serkö; und wenn es einmal nötig
    würde, Back-Cup zu verteidigen, die Annäherung eines
    Schiffes abzuwehren . . . Das setzt freilich voraus, daß unser
    Zufluchtsort, sei es durch Zufall oder infolge einer Denun-
    ziation bekannt geworden wäre . . .«
    »Oh, wir haben weder einen solchen Zufall noch eine
    Denunziation zu befürchten«, fällt Ingenieur Serkö ein.
    »Durch einen von unseren Leuten sicher nicht, doch
    durch jenen Simon Hart . . .«
    »Durch ihn?« ruft Serkö. »Da müßt es ihm doch erst
    gelungen sein, zu fliehen . . . und aus Back-Cup flieht kei-
    ner! . . . Ich gestehe übrigens, daß der wackere Mann mich
    interessiert. Es ist ja doch ein Kollege, und ich kann mich
    des Verdachts nicht erwehren, daß er von der Erfindung
    Thomas Rochs mehr weiß, als er sagt . . . Ich werde ihn mir
    schon noch vornehmen, so daß wir uns verständigen, in-
    dem ich mit ihm über Physik, Mechanik, Ballistik und

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