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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    gen muß der Stillstand der Ebbe um 8 Uhr 45 eintreten,
    wo dann der obere Teil der Mündung ungefähr einen hal-
    ben Meter freiliegen muß. Die Höhe zwischen der Wasser-
    oberfläche und der Tunneldecke wird völlig ausreichen, das
    Tönnchen hindurchgleiten zu lassen. Ich denke es übrigens
    eine halbe Stunde vor Eintritt des Gezeitenstillstands ins
    Wasser zu werfen, damit es der noch von innen nach außen
    verlaufende Strom mit fortträgt.
    Gegen 8 Uhr und im Halbdunkel verlasse ich meine
    Zelle. Auf den Ufern ist niemand zu sehen. Ich begebe mich

zu der vom Tunnel durchbrochenen Wand. Beim Schein
    der letzten nach dieser Seite zu angezündeten elektrischen
    Lampe sehe ich, wie die Öffnung schon über dem Wasser
    hervortritt und die Strömung nach ihr hin gerichtet ist.
    Ich gehe nun vorsichtig über den Felsenboden bis zur
    Lagune hinunter und werfe das Tönnchen hinein, das die
    wichtige Mitteilung und damit meine ganze Hoffnung ent-
    hält.»Wie Gott will«, wiederhole ich, »wie Gott will!« Worte,
    die man oft von Seeleuten hört.
    Das erst still liegenbleibende kleine Faß treibt unter der
    Wirkung von Wasserwirbeln wieder ans Ufer zurück. Ich
    muß es kräftig fortstoßen, damit es von der Strömung er-
    faßt wird.
    Das gelingt mir, und nach kaum 20 Sekunden ist es im
    Tunnel verschwunden . . .
    Ja, wie Gott will! . . . Möge der Himmel dich führen, mein
    stummer Bote! . . . Mög’ er alle die bewahren, die Ker Karraje

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    bedroht, und möge diese Rotte von Seeräubern der strafen-
    den menschlichen Gerechtigkeit nicht entgehen!
    14. KAPITEL
    Die ›Sword‹ im Kampf mit dem Tug
    In der heutigen schlaflosen Nacht bin ich in Gedanken der
    kleinen Tonne gefolgt. Wie oft glaubte ich, sie an Felsen sto-
    ßen, in der Bucht ans Ufer treiben und in einem Einschnitt
    festgehalten zu sehen. Von Kopf bis Fuß überlief mich kal-
    ter Schweiß . . . Endlich ist der Tunnel passiert, die Tonne
    schwimmt auf dem schmalen Wasserarm . . . die Ebbe trägt
    sie aufs Meer hinaus. Gerechter Gott! Wenn die Flut sie
    wieder nach dem Eingang verschlüge, sie ins Innere von
    Back-Cup trüge . . . wenn ich sie nach Tagesanbruch wie-
    dersähe . . .
    Mit dem ersten Schein des Morgenrots springe ich vom
    Lager und gehe zum Ufer . . .
    Von da aus seh’ ich mich um. Kein Gegenstand schwimmt
    auf der ruhigen Fläche der Lagune.
    Im Lauf der nächsten Tage ist die Arbeit bezüglich des
    Durchbruchs eines Gangs unter den bekannten Verhältnis-
    sen fortgesetzt worden. Ingenieur Serkö sprengt die letzte
    Felsenwand am 23. September um 4 Uhr nachmittags.
    Die Verbindung ist damit hergestellt; es ist nur ein enger,
    schlauchartiger Gang, worin man sich bücken muß, doch
    das genügt ja. An der Außenseite verliert sich seine Mün-
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    dung inmitten des Felsengewirrs am Ufer, und es würde
    leicht sein, ihn zu verschließen, wenn das nötig wäre.
    Selbstverständlich wurde der Gang vom ersten Tag an
    streng überwacht. Niemand durfte ihn ohne besondere Ge-
    nehmigung betreten, weder um in die Höhle hinein- oder
    aus ihr hinauszugehen. Es ist also unmöglich, auf diesem
    Weg zu fliehen.
    25. September. – Heute morgen ist der Tug aus der Tiefe
    der Lagune wieder heraufgestiegen. Graf d’Artigas, Kapi-
    tän Spade und die Mannschaft der Goélette erscheinen auf
    dem Hafendamm. Sofort beginnt das Ausladen der von der
    ›Ebba‹ mitgebrachten Frachtstücke. Ich bemerke darunter
    verschiedene Ballen mit Proviant für Back-Cup, Kisten mit
    Fleisch und Konserven, Fässer mit Wein und Branntwein
    und außerdem mehrere für Thomas Roch bestimmte Kolli.
    Gleichzeitig schaffen die Leute verschiedene Maschinen-
    teile heraus, die ungefähr Diskusform haben.
    Thomas Roch sieht der Arbeit zu. Sein Auge leuchtet
    mit außergewöhnlichem Glanz. Er ergreift eines der Stücke,
    sieht es genau an und nickt als Zeichen der Befriedigung
    leicht mit dem Kopf. Ich beobachte, daß sich seine Freude
    nicht durch unzusammenhängende Ausrufe äußert, daß er
    nichts mehr an sich hat von dem früheren Patienten von
    Healthful House. Ich muß mich wirklich fragen, ob der par-
    tielle Wahnsinn, den man für unheilbar hielt, nicht einer
    vollkommenen Wiedergenesung gewichen ist.
    Endlich besteigt Thomas Roch das zum Dienst auf der
    Lagune bestimmte Boot, und Ingenieur Serkö begleitet ihn
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    in sein Labor. Innerhalb einer Stunde ist die ganze Ladung
    des Tugs auf das jenseitigen Ufer geschafft.
    Ker

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