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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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gesagt?«
    »Ja, beide Polizisten brüllten, er solle die Waffe fallenlassen. Daraufhin hat er bloß gelacht und gesagt: >Zur Hölle mit dir<, und dann hat er ein letztes Mal auf mich geschossen.«
    Er warf einen Blick auf seine Notizen und nickte, als hätte sie bestätigt, was er bereits wußte. Er klappte sein Notizbuch zu und steckte es wieder in die Innentasche seines Jacketts. »Das ist vorläufig alles. Wo kann ich Sie erreichen, falls ich Sie noch mal brauche?«
    Sie starrte ihn an. »Ich weiß nicht«, meinte sie kläglich. »Ihr laßt mich ja nicht mehr in meine Wohnung.«
    »Haben Sie keine Angehörigen hier?«
    »Nein.« Ihr Hals war auf einmal wie zugeschnürt. »Keine Angehörigen.«
    »Freunde?«
    »Ja, aber ich weiß nicht -« Piper hatte ihr angeboten, bei ihr zu wohnen, ihr Gesellschaft zu leisten. »Piper Lloyd vielleicht. Sie arbeitet auch hier als Krankenschwester.« Sie nannte ihm Pipers Telefonnummer. »Selbst wenn ich nicht dort sein sollte, weiß Piper, wo ich zu erreichen bin. Oder Sie rufen mich hier im Krankenhaus an. Ich arbeite in der Nachtschicht.«
    Er musterte sie mit einem prüfenden Blick. »Ich wette, daß Sie heute nacht nicht arbeiten werden.«
    »Aber sicher werde ich«, erwiderte sie. Ein anderer Gedanke wäre ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Warum tat nur jeder so, als wäre ihr Gott weiß was zugestoßen? Sie hatte aufgekratzte Knie, ein paar Blutergüsse und eine kleine Fleischwunde am Fuß, mehr nicht.
    Er seufzte und rieb sich am Hinterkopf. »Mrs. Whitlaw, es geht mich ja nichts an, aber ich finde, Sie sollten sich wirklich mal ’ne Pause gönnen. Sie haben die Sache so gut bewältigt, wie es unter den Umständen möglich war. Sie haben nicht den Kopf verloren, sind nicht in Panik geraten, haben die Notrufnummer gewählt und sich mit den Mitteln, die Ihnen zur Verfügung standen, verteidigt. Sie haben letzte Nacht nicht geschlafen, mußten sich heftig wehren, und glauben Sie mir, es wird Ihnen bald alles weh tun. Sehen Sie sich doch an. Sie bibbern vor Kälte, obwohl es hier überhaupt nicht kalt ist. Sie sind Krankenschwester. Was schließen Sie daraus?«
    Schockzustand. Die Diagnose schoß ihr ohne Zögern in den Kopf. Ihr Blutdruck war nach dem Adrenalinhoch, mit dessen Hilfe sie den Einbrecher hatte abwehren können, rapide abgefallen. Karen ärgerte sich. Warum war ihr das nicht gleich aufgefallen? Sie hätte sich hinlegen sollen. Das war schon das zweite Mal, daß sie die Signale ihres Körpers einfach übersah, wo sie auf ihrer Station doch dafür bekannt war, den Allgemeinzustand eines Patienten mit einem Blick erfassen zu können.
    »Also gut, dann werd ich heute nacht wohl nicht arbeiten«, räumte sie ein. »Ich bräuchte sowieso eine Schwesternuniform. Wie soll ich an meine Sachen herankommen?«
    »Schreiben Sie auf, was Sie benötigen. Ich werde eine Polizeibeamtin bitten, alles für Sie zusammenzusuchen.«
    »Wie lang wird es dauern, bis ich wieder hinein kann?«
    »Ein paar Tage. Ich werde versuchen, die Dinge ein wenig zu beschleunigen.«
    »Ich kann nicht mehr da wohnen.«
    Er seufzte und streckte die Hand aus, als wolle er ihr Knie tätscheln, zog sie dann jedoch wieder zurück. Sie vermutete, daß er fürchtete, sie könne ihn wegen Belästigung verklagen. »Nein«, sagte er, »das können Sie wohl nicht.«
    Sie hörte eilig jemanden über den Gang laufen, und einen Augenblick später platzte Piper in ihr Vorhangabteil. Sie war hochrot und keuchte. »Karen! Mein Gott, bist du in Ordnung? Eine der Schwestern aus der Notaufnahme hat uns oben angerufen und gesagt, daß du hier bist. Du wurdest wirklich ausgeraubt}«
    »Nicht ganz.«
    Detective Suter erhob sich. Es schien ihn Anstrengung zu kosten. »Wir bleiben in Verbindung, Mrs. Whitlaw. Und Ihre Sachen lasse ich Ihnen bringen.«
    Sie hatte kaum noch Zeit »danke« zu sagen, als Piper sich auch schon von der besorgten Freundin in die Krankenschwester zurückverwandelte und Karen in die Kissen drückte.
    Er hatte nichts von Clancy gehört, obwohl der sich immer sehr zuverlässig meldete. Hayes wartete und wurde dabei immer ungeduldiger und ungehaltener. Und besorgter. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und rief seinen Kontaktmann in Columbus an.
    »Heute irgendwas Interessantes passiert?«
    »Yep. Die Guten haben ’nen Einbrecher in der Wohnung einer Lady erschossen. Sie war zu Hause, hat ihn überrascht, sich wie der Teufel gewehrt und ist ihm entwischt. Man sagt, es war ’n Profi; an

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